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Druckfrisch Buch mit Schönhauser Flurnamen

Die Schönhauser Flurnamen hat Gottfried Bauch in einem Buch zusammengefasst und erklärt. Ganz druckfrisch, ist es ab sofort zu haben.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 16.12.2020, 00:01

Schönhausen l Rieshügel, Bullenbeutel, Knoblauchslöcher, Mausewinkel, Ochsenweide, Speckhorst, Wespenwinkel ... sind nur ein paar der Namen, mit denen Ackerflächen, Wiesen, Weiden, Wasserflächen und Waldgebiete betitelt sind. Sie sind über Jahrhunderte gewachsenes Namensgut, entstanden unabhängig von Rechtschreibregeln. Wahrscheinlich sind die Namen schon in vorschriftlicher Zeit entstanden, „oder aber sie sind so alt wie die Siedlungsnamen, die in die althochdeutsche Sprache (etwa 750 bis 1050) zurück reichen“, heißt es im Vorwort. Und auch: „Wir können davon ausgehen, dass die Besiedlung unseres Ortes bzw. unserer Region an Hand von prähistorischen Funden bereits in der Jungsteinzeit etwa 2 500 vor Christus, also vor 4 500 Jahren, an hochwassersicheren Stellen erfolgte. Aktivitäten einer Siedlungskultur in und um Schönhausen sind aus dieser Zeit bereits nachweisbar.“

Auf vier Vorwort-Seiten taucht der Autor ein in die Schönhauser Geschichte, schreibt vom Zusammenwachsen von Schönhausen und Behrenfelde (Hook), welche Straßen zum Altdorf und welche zur Neustadt gehören.

132 dieser alten Bezeichnungen hat Gottfried Bauch zusammengetragen und in einem 45 Seiten umfassenden Buch erläutert. Es ist mehr als nur eine Auflistung, sondern auch ein kleines Stück Schönhauser Geschichte.

Vor drei Jahren hatte Gottfried Bauch angefangen, die Flurnamen zusammenzutragen. Warum er sich dafür interessiert? Im Erzgebirge aufgewachsen, kam er als 22-Jähriger 1970 der Liebe zu seiner Erika Peters wegen nach Schönhausen. Da steckte er noch mitten im Landwirtschaftsstudium in Haldensleben und Meißen. Dann noch die Armee hinter sich gebracht, begann er 1975 in der LPG Pflanzenproduktion an der Seite des Vorsitzenden Hans Winter zu arbeiten. 1990 wurde er zum Vorsitzenden der nun wieder in Pflanzen- und Tierproduktion vereinten Genossenschaft gewählt. Sie wurde alsbald liquidiert und ab Oktober 1991 machte er sich zusammen mit Friedrich Briest in einer GbR selbstständig.

Inzwischen im Ruhestand, hat Gottfried Bauch genügend Zeit, sich mit Dingen zu beschäftigen, die ihn schon immer interessierten: die Flurnamen. Die gängigen Bezeichnungen wie Alter Flugplatz, Großer Schlag, Klei, Kollerberg, Märsche oder Steindamm sind für die Dorfbewohner leicht zuzuordnen. Aber es gibt noch so viele andere, weniger bekannte Bezeichnungen, die die Schönhauser einst verwendeten. Dass im Laufe der drei Jahre immerhin 132 zusammen kamen, erstaunte selbst Gottfried Bauch. Anfangs hat er die Namen, die Lage und die Erläuterung dazu nur auf Zettel geschrieben. Dann fing er an, sie alphabetisch zu ordnen. Im Internet ist er fündig geworden, er hat sich alte Katasterkarten angesehen, in Dorfchroniken oder auch Familienbüchern wie dem von Bernhard Bleis geblättert. Die Schmettausche Karte von 1770 war sehr hilfreich, sind hier doch etliche der alten Namen, die inzwischen schon in Vergessenheit geraten sind, verzeichnet. Und Gottfried Bauch, generell geschichtlich interessiert, hat auch immer wieder gern mit den Älteren geplaudert, ihr Wissen aufgesaugt. Nicht nur über die Flurnamen. Auch Wissenswertes über die einst sechs sich in Schönhausen drehenden Mühlen oder die vier Ziegeleien ist im Buch vermerkt. Oder, dass es von 1710 bis etwa 1800 eine Fähre rüber nach Tangermünde auf die andere Elbseite gab, mit der „Holz und Sachen“ transportiert wurden.

Die „Zettelei“ auf dem Schreibtisch ordnend und vor allem leserlich zu gestalten, half ihm seine Frau. Erika Bauch interessiert sich selbst sehr dafür, ist ihre Familie Peters/Bellin schließlich nachweislich seit 1563 durchgängig in Schönhausen ansässig. Die Idee, die Namen ohne Garantie auf Vollständigkeit und das Wissen der Altvorderen in einem Buch zusammen zu fassen und so der Nachwelt zu erhalten, wuchs beim Plaudern mit anderen Interessierten immer mehr. „Denn mit dieser Arbeit möchte ich eine Lücke schließen, die auf dem Weg in die Digitalisierung der Arbeit in der Landwirtschaft entstehen könnte. In Zukunft finden Traktoren und Erntemaschinen mittels eines Navigationssystems oder Zahlencodes zu ihrem Ziel“, so Gottfried Bauch zur rasanten technischen Entwicklung.

Also machten sich Erika und Gottfried Bauch an die Arbeit. Mit der vierten Fassung dann waren sie zufrieden. Ein paar selbst gemachte aktuelle Bilder und auch ein historische aus dem Besitz von Manfred Jann kamen dazu. Mediengestalter Jörg Kluge half nicht nur beim Layout, sondern er druckte die 75 Bücher auch. Sie sind bei ihm, bei Gottfried Bauch, bei Siegfried Güldenpfennig und in der BHG zu haben.