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Dürre Fische im Klietzer See hungern

Niedrige Wasserstände, knapper Sauerstoff - auch die Gewässer wie der Klietzer See leiden unter der Dürre im Sommer 2018.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 15.08.2018, 15:29

Hohengöhren/Klietz l Die Folgen sind zwar schon zu spüren, „aber das dicke Ende könnten wir erst im Winter zu spüren bekommen“, ist Fischer Gernot Quaschny besorgt.

Er hat Mühe, sein Boot in Gang zu setzen, um auf den Klietzer See zu kommen. Der ist eines der Gewässer, die der Hohengöhrener befischt. Über 80 Zentimeter Wasser fehlen. Das ist glasklar, die Qualität bestens. Aber deutlich sichtbar das enorme Pflanzenwachstum. Durch den niedrigen Wasserstand dringt die Sonne nun auch an die eigentlich tiefer gelegenen, dunklen Stellen und lässt noch mehr wachsen, vor allem die Amerikanische Wasserpest. „Der See verlandet immer mehr“, macht der Fischer einmal mehr seine Sorgen deutlich. „Es muss unbedingt eine umfassende Entschlammung erfolgen, sonst gibt es bald keinen Klietzer See mehr!“ Die Amerikanische Wasserpest hat inzwischen enorme Ausmaße angenommen. Im Herbst stirbt sie ab, verrottet und lässt die Schlammschicht wachsen. Gerade das sollte mit dem Fällen der laubreichen Pappeln vor ein paar Jahren entlang des Ufers verhindert werden.

Die Zander, die Gernot Quaschny nach der Flut (hier waren alle Fische verendet) eingesetzt hatte, sind verschwunden – gefressen vom Kormoran. Hecht und Schlei dagegen fühlen sich wohl im pflanzenreichen See.

Während dem Wasserstand des Klietzer Sees, durch den hindurch der Trübengraben verläuft, ein mehrtägiger ergiebiger Regen helfen würde, brauchen die Elbgewässer mehr. „Seit der Flut im Juni 2013 hatten wir kein einziges Hochwasser mehr. Aber gerade das wird gebraucht für den Wasseraustausch und optimale Wasserhöhen.“ Inzwischen sind die sonst so idyllischen Elblöcher ganz flach und stark mit Schilf bewachsen, teilweise gibt es wie im Fischbecker Bereich Sorgen mit dem niedrigen Sauerstoffgehalt. „Kriegen wir bis zum Winter kein Hochwasser mehr und bleibt das Wasser so flach, friert es bei länger anhaltendem Frost bis auf den Grund – dann gibt es für die Fische keine Rettung“, befürchtet Gernot Quaschny. Die eigentlich 80 Hektar große Bertinger Alte Elbe, die er befischte, ist komplett ausgetrocknet. In der Elbe selbst ist der Wasserstand im hiesigen Bereich immer noch so, dass die Fische damit zurecht kommen. „Aber es gibt eine Verschiebung der Arten. Es gibt mehr Zander, die als Hartlaicher keine überschwemmten Wiesen brauchen wie die Hechte, die weniger werden. Und die Fische sind generell schlecht ernährt. Es fehlen die Würmer, die sie auf den überfluteten Elbwiesen finden würden – aber eben nur bei Hochwasser, die eigentlich im Frühling und Herbst üblich sind, die es aber seit der Flut nicht mehr gab.“

Nur am Rande erwähnt der Hohengöhrener, dass es für ihn als Fischer schwierig ist, bei Niedrigwasser die Reusen zu stellen, „damit kann man leben“. Nicht aber mit den weitreichenden Folgen der Dürre und dem derzeitigen Staumanagement, was auch die Auen austrocknen lässt. Auch am Klietzer See liegen die Wurzeln der Bäume frei. „Man müsste den Wasserstand regulieren und das Wasser zurückhalten, das wäre ein großer Vorteil.“ Und er mahnt eindringlich: Der See muss entschlammt werden, „sonst hat sich das auch bald mit der schönen neuen Badestelle erledigt“.