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Einweihung Dank für einen sicheren Deich

Die über acht Meter hoch stehende Elbe riss im Juni 2013 ein 70 Meter langes Loch in den maroden Fischbecker Deich. Nun ist er sicher.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 16.09.2018, 16:20

Fischbeck l Viele Worte des Dankes waren am Sonnabend zu hören, als sich die Verantwortlichen des Deichbaus an die vielen Gäste der Einweihungsfeier an der einstigen Bruchstelle wandten. Das Fest hatte der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) organisiert. An der Stelle, an der am 10. Juni 2013 der Deich gebrochen war, fanden sich viele Menschen ein, um sich an die Katastrophe zu erinnern und sich an dem neuen Deich zu erfreuen.

LHW-Geschäftsführer Burkhard Henning erinnerte an das erste Gespräch, das er mit Bürgermeister Bodo Ladwig bereits im Juli hatte und versprach, schnellstmöglich einen neuen Deich zu bauen. Dass die straffe Terminkette tatsächlich eingehalten werden konnte, sei vielen Mitwirkenden zu verdanken.

Und den Geldgebern. „Hier wurde so viel Geld ausgegeben wie nirgends“, sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff, der seinen Dank an den Bund und die Bundesländer richtete, „allein hätten wir das nicht geschafft“. Dem LHW dankte er für das kluge Konzept für den 6,7 Kilometer langen Abschnitt von der Elbbrücke bis Jerichow, „das gelungene Endprodukt können wir heute sehen“.

Fischbeck sei die weltweit wohl bekannteste Deichbruchstelle, weil man lange ratlos war, wie man das 70 Meter lange Loch verschließen könnte und das dann mit dem Versenken von Schiffen gelang. „Ohne die Bundeswehr hätten wir das nicht geschafft. Und auch auf die Feuerwehren, das THW und alle Hilfsorganisationen konnte man sich verlassen.“ Die Solidarität von 2013 möge, so Reiner Haseloff, immer Grundlage für das Zusammenleben in der Altmark sein.

Auch Umweltministerin Claudia Dalbert erinnerte an die „kreative Zusammenarbeit und das Suchen nach Lösungen, um den Deich zu schließen“. Eigentlich dauern solche Großprojekte wie der Deichbau in Fischbeck viel länger, „aber alle haben an einem Strang gezogen, das Geld ist sehr gut investiert!“ Aber Deichbau allein reiche nicht, um Sicherheit zu schaffen. Deshalb sei es wichtig, den Flüssen mehr Raum zu geben: Das Land will in naher Zukunft 12.500 Hektar Land für die Ausbreitung der Elbe bei Hochwasser durch Polder und Deichrückverlegung schaffen.

Landrat Carsten Wulfänger schaute zurück auf den Juni 2013, als am 8. Juni das Problem am Fischbecker Deich deutlich wurde. Es gab nicht nur einen Riss auf der Deichkrone, sondern auch landseitig Abrutschungen. Viele Menschen haben gemeinsam versucht, den Deich zu halten, „es gab eine enorme Solidarität!“ Am 9. Juni, 10 Uhr, wurde Fischbeck evakuiert, unterdessen versuchten freiwillige Helfer und Bundeswehr mit Sandsäcken, den Riss zu schließen und das Abrutschen zu stoppen. Am späten Nachmittag mussten alle Zivilen aus Sicherheitsgründen den Deich verlassen, bis 23 Uhr waren noch Soldaten im Einsatz. Doch alles Hoffen und Bangen half nichts: Zwei Minuten nach Mitternacht brach der Deich zunächst auf zehn Metern, kurz darauf dann auf einer Gesamtlänge von 70 Metern, das Wasser strömte entlang der B 107 und in Richtung Wust in das Elbe-Havel-Land und richtete enorme Schäden an. „Als das Wasser dann zurück gegangen war und die Menschen wiederkehrten, begann die Zeit des Aufräumens, der Trauer, der Wut und Verzweiflung. So etwas wollen wir niemals wieder erleben müssen!“

Das wünscht sich auch Bodo Ladwig. Er dankte allen, die Wort gehalten haben beim Versprechen, so schnell wie möglich einen neuen, sicheren Deich zu bauen. Er freute sich, dass so viele Menschen gekommen sind, um gemeinsam den neuen Deich einzuweihen. Das tat man dann auch mit dem Zerschneiden des Bandes. Die Bewohner des Elbe-Havel-Landes saßen beisammen, plauderten, blätterten in den Broschüren mit Infos über den Deichbau, über die Munitionsbergung und die Arbeit der Archäologen, sahen sich Bilder von der Überflutung im Juni 2013 an und ließen sich die vielen kulinarischen Angebote des LHW als sehr gute Gastgeber schmecken. Freude war in den Gesichtern zu sehen, zeitweise aber auch tränenerfüllte Augen und gedankenverlorenes Erinnern an eine Zeit, die man im Elbe-Havel-Land niemals vergisst.