1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Havelberg
  6. >
  7. Ein fliegendes Schachbrett am Kiesloch

Entomologie Ein fliegendes Schachbrett am Kiesloch

Einmal im Jahr unternehmen die Mitglieder des „Entomologischen Vereins zu Rostock“ eine Exkursion in die Ferne.

Von Ingo Freihorst 21.06.2020, 18:00

Hohengöhren l Diese führte in diesem Jahr in den Elb-Havel-Winkel. „Wir waren im Vorjahr in Sandau, was uns so gut gefallen hatte, dass wir nun erneut in diese Region zurückkehren“, erklärte Vereinsvorsitzender Dr. Volker Thiele. Er ist Spezialist für Schmetterlinge – genau wie der Havelberger Bernd Heinze, welcher die Gruppe am Sonnabend an der Sitzgruppe neben der Straße zum Hohengöhrener Damm begrüßte.

Vorab erfuhren die acht Insektenkundler – denn um solche handelt es sich bei Entomologen – einiges Wissenswerte über die Elbauenlandschaft. Zwischen Elbe und Havel erstrecke sich ein riesiges Auengebiet, berichtete der Havelberger, welches vor der Eindeichung öfters mal von den Hochwasser führenden Flüssen überströmt worden war. Niedrig- und Hochwasserphasen wechselten sich ab, das gehört zur Dynamik der Flüsse.

„Die Elbe ging im Laufe der Jahrtausende öfters mal fremd und suchte sich ein neues Bett“, scherzte der Havelberger beim Hinweis darauf, dass nach Hochwässern der Verlauf des Stromes in früheren Jahrhunderten oftmals ein anderer war. So ist in alten Berichten zu lesen, dass die Elbe bis hinüber nach Rathenow geflossen war. In Molkenberg – was jetzt bekanntlich an der Havel liegt – gibt es im Übrigen ein Flurstück mit dem Namen „Alte Elbe“. Auch die Seen in Klietz und Kamern sind Reste ehemaliger Elbarme.

Volker Thiele verwies zudem auf die derzeit laufende Renaturierung der Unteren Havel, wobei unter anderem Deckwerke zurückgebaut und einst abgetrennte Altarme wieder angeschlossen werden.

Im Anschluss wurden Wälder an Gewässern aufgesucht, welche von Menschenhand geschaffen worden waren: Die Kieslöcher bei Hohengöhren. Zwar gab es nur wenige Insekten zu entdecken, dafür hatten die Exkursionsteilnehmer ein Rendezvous mit einem Biber. Dass Meister Bockert in dem Revier hauste, sah man allenthalben an angenagten Bäumen und diversen Stubben.

Am Ende des Rundganges gab es dann doch noch ein hübsches Insekt zu fotografieren: ein Schachbrett. Der Schmetterling – auch Damenbrett genannt – gehört zu den Tagfaltern, hier wiederum zur Familie der Edelfalter und zur Unterfamilie der Augenfalter. Im Vorjahr war die Art „Schmetterling des Jahres“. In Deutschland gibt es etwa 3700 Schmetterlingsarten, darunter lediglich 190 Tagfalter.

Aber auch Spuren von Insekten wurden entdeckt: An einer halb abgestorbenen Weide fanden die Fachleute kleine Löcher, welche von Bockkäfern stammten. Welche Art, blieb allerdings offen. Die Fachgebiete waren übrigens sehr verschieden, einer war den Laufkäfern auf der Spur, der nächste interessierte sich für Blattläuse. Denn die Insektenarten sind so zahlreich, dass man sich auf eine spezialisieren muss. Allerdings hat die Masse an Insekten in den letzten Jahren – zumindestens in Deutschland – dramatisch abgenommen.

Spinnen zählen übrigens nicht zu den Insekten, denn sie haben acht Beine – und damit zwei mehr als Insekten.