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FeuerwehrErst zum Einsatz, dann zur Versammlung

Von einem Alarm regelrecht überrascht wurden die Einsatzkräfte der Havelberger Feuerwehr am späten Freitagnachmittag.

Von Dieter Haase 23.02.2020, 17:17

Havelberg l Der Einsatz geht immer vor. Ein solcher brachte am späten Freitagnachmittag die Vorbereitungen für die Jahreshauptversammlung der Ortsfeuerwehr Havelberg etwas durcheinander.  Um 17.16 Uhr schlugen am Freitag die Alarmmelder bei den Einsatzkräften an. „Hinter Netto rot brennt es“, lautete dazu die Information von der Leitstelle in Stendal. Diese hatte zugleich auch die Ortswehren Nitzow und Jederitz mit zum Brandort geschickt.

Einsatzleiter Marvin Schmidt berichtete dazu: „Während der Anfahrt wurde uns mitgeteilt, dass es vermutlich eine Scheune ist, die brennt. Als wir an der Einsatzstelle ankamen, stellte sich dann aber heraus, dass es in einer Doppelgarage hinter dem Markt aus ungeklärter Ursache brannte. Nach der ersten Lageerkundung ging ein Angriffstrupp unter Atemschutz mit einem C-Rohr zur Brandbekämpfung vor. In der Garage stand etwa ein Kubikmeter Unrat in Flammen. Im Einsatzverlauf kam dann noch ein weiterer Angriffstrupp unter Atemschutz zum Einsatz. Mit Unterstützung der Ortswehren Nitzow und Jederitz wurde die Garage geräumt und mit der Wärmebildkamera auf mögliche Glutnester kontrolliert.“ Insgesamt waren 31 Kräfte mit sechs Fahrzeugen vor Ort. Die Polizei hat Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen.

Danach „eilten“ die Havelberger Aktiven dann gleich zu ihrem nächsten „Einsatz“, der Jahreshauptversammlung im „Black Magic“. Diese begann mit einer Schweigeminute. Und zwar für die verstorbenen Mitglieder Gerhard Thiemann und Gerhard Krause. Anschließend ging Ortswehrleiter David Koch in seinem Bericht zu erfreulicheren Dingen über. Diese betreffen in erster Linie den derzeitigen Personalbestand. So gehören insgesamt 35 Frauen und Männer zur aktiven Einsatzabteilung. Zehn davon sind Zweitmitglied in der Wehr und unterstützen diese in der Tagesbereitschaft. Sechs Jungen und vier Mädchen werden in der Kinderfeuerwehr-Gruppe betreut, und die Jugendwehr zählt insgesamt 17 Mitglieder. Hinzu kommen 19 Kameradinnen und Kameraden in der Alters- und Ehrenabteilung und die Versorgungsgruppe. „Das ergibt eine Gesamtzahl der Mitglieder von 86“, freute sich der Ortswehrleiter.

Dann blickte er auf 2019 zurück. „Wir wurden im vergangenen Jahr zu insgesamt 68 Einsätzen – Brände, Ölspuren, Unterstützung für den Rettungsdienst, Auslösung von Brandmeldeanlagen und vieles andere mehr – gerufen“, berichtete er. Sechs davon führten zur Unterstützung von Nachbarwehren außerhalb des Gebietes der Einheitsgemeinde Havelberg. David Koch nannte unter anderem einen Wohnhausbrand in Sandau, Hilfe beim Umwälzen des Stadtsees in Stendal, ein Feuer in Wulkau, einen Verkehrsunfall zwischen Sandau und Havelberg und zwei Ödlandbrände.

In drei Fällen sei aber auch leider jede Hilfe zu spät gekommen. So bei einem Unfall in einem Fahrstuhlschacht in Havelberg, bei einem Verkehrsunfall auf der B 107 in Höhe Sandau oder bei der Bergung einer Person nach einem Suizid. „Daraus ergibt sich eine Gesamteinsatzzeit von 4070 Minuten, das sind 67,85 Stunden oder 2,82 Tage“, bilanzierte der Ortswehrleiter.

An zahlreiche Aktivitäten waren die Mitglieder der Feuerwehr außerhalb von Ausbildung und Einsätzen beteiligt. Dazu gehörten der Fackelumzug und der Tag der offenen Tür im Rahmen der Maifeierlichkeiten. „Allein dazu waren 39 Aktive, Helfer und Kameraden der Alters- und Ehrenabteilung ständig auf den Beinen“, lobte David Koch noch einmal ausdrücklich deren Engagement zur Absicherung und Gestaltung dieser beiden Veranstaltungen. „Das Dankeschön gilt aber auch den vielen Unterstützern außerhalb der Feuerwehr.“

Im Feuerwehrdepot an der Pritzwalker Straße konnten im vergangenen Jahr aber auch weitgereiste Gäste begrüßt werden. Dazu zählte eine Motorradgruppe von 97 Teilnehmern, welche von 21 Mitgliedern der Havelberger Ortswehr versorgt wurden. Am 4. Juni war eine Fahrradgruppe zu Gast in der Feuerwache, die sich auf einer Tour vom Prenzlauer Berg in Berlin über Paulinenaue, Havelberg, Gartow und Dannenberg nach Lüneburg befand.

Die Absicherung von Bootskorso und Pferdemarkt, eine Feuerlöschausbildung im Altenheim, die Beteiligung am Stadtkinderfest im Erlebnisbad und an einem Tag der Verkehrserziehung im Schulzentrum sowie die Ausrichtung eines Sportfestes für Jugendfeuerwehren in Havelberg gehörten zu weiteren Aktivitäten. „Und zum Ende des Jahres, am 22. Dezember, waren wir erstmals Gastgeber für den Havelberger Adventskalender. Dazu konnten wir an die 120 Gäste im Feuerwehrgerätehaus begrüßen.“ 2020 hat sich die Ortswehr wieder für diese schöne vorweihnachtliche Aktion beworben.

Auf die Ausbildung und auf die Technik blickte der stellvertretende Stadtwehrleiter Marvin Schmidt. An den 40 Dienstabenden in 2019 hätten sich im Durchschnitt 16 Kameradinnen und Kameraden beteiligt, berichtete er. Zu wenig resümierte er. Denn das seien nur 37 Prozent aller Aktiven. „Einfach nur mangelhaft“, sprach Marvin Schmidt deutliche Worte. Lediglich 18 Kameradinnen und Kameraden erreichten dadurch die geforderten 40 Pflichtstunden. Überörtliche Ausbildung mit der Drehleiter wurde unter anderem in Glöwen, Sandau und Orten der Einheitsgemeinde absolviert. Auf Kreis- und auf Landesebene besuchten Aktive der Ortswehr mehrere Weiterbildungs-Lehrgänge. In Havelberg startet übrigens am 7. März wieder ein Truppmann-Lehrgang für die Mitglieder der Ortswehren der Einheitsgemeinde. Für die Zukunft ist geplant, in der Domstadt auch Truppführer und Sprechfunker auszubilden.

Der Stadtverwaltung dankte der stellvertretende Stadtwehrleiter für die Anschaffung einer Wärmebildkamera und für ein Rettungsgerät (Pedalschneider), das seit vielen Jahren auf dem Wunschzettel der Ortswehr gestanden hat. Auch eine Tauchpumpe gehört nun zur Ausrüstung. Für die persönliche Schutzausstattung der Aktiven investierte die Stadt zudem an die 17 000 Euro.