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Flussrenaturierung Eine Buhne entsteht am Altarm in Vehlgast

Über 100 Jahre war ein einstiger Altarm bei Vehlgast von der Havel abgeschnitten. Im Zuge der Renaturierung wird er wieder angebunden.

Von Ingo Freihorst 16.09.2016, 01:01

Vehlgast l Über einhundert Jahre ist es her, dass die Havel als Wasserstraße für die Schifffahrt zwischen Berlin und Hamburg ausgebaut wurde. Seit der Wende ist das Aufkommen der Frachtschiffe arg zurückgegangen, weshalb die Havel nun auf 90 Kilometern Länge renaturiert wird.

Ein großes Vorhaben ist der Altarmanschluss in Vehlgast, denn viele Altarme wurden bei der Schiffbarmachung zugeschüttet. Diese sind aber wichtig für die Aufzucht der jungen Fische. In Vehlgast kam hinzu, dass der Hafen immer mehr verlandete, da die Strömung aus dem einstigen Durchfluss der Dorfhavel fehlte.

Schon seit einigen Jahren wurde an dem Durchstich zwischen Wendisch-Kirchhof und dem Schöpfwerk zeitweise rege gearbeitet. Schwere Technik der Bundeswehr hatte hier im Rahmen der Ausbildung schon allerhand Vorarbeit geleistet – ansonsten wäre das Projekt, was eigentlich zwei Millionen Euro kosten würde, für den Naturschutzbund Nabu als Projektträger nicht zu stemmen gewesen. Denn für den etwa 400 Meter langen und 30 Meter breiten Durchstich musste ein großer Sandberg abgetragen werden, welcher hier zu DDR-Zeiten beim Ausbaggern der Havel nach und nach aufgeschichtet worden war.

Aber auch so blieb für die Firma aus Frankfurt/Oder, welche die Ausschreibung gewann, noch allerhand zu tun: Über 70 000 Kubikmeter Sand mussten transportiert werden. Inzwischen ist der Durchstich so gut wie geschafft, nur die Überfahrt zur dann neuen Insel steht dem noch im Weg.

Dort, wo der Altarm dann wieder an die Havel anbindet, wird eine Buhne etwa 30 Meter weit in den Fluss hineingebaut. Denn nur dadurch wird gewährleistet, dass genug Wasser durch den Altarm strömt. Die weißen großen Sandcontainer liegen schon bereit, sie werden beim Buhnenbau zuerst im Flussbett versenkt. Darauf werden große Bruchsteine geschüttet, welche zum Abschluss mit Kies bedeckt werden. Wenn es nach Ortsbürgermeister Udo Mintus ginge, könnte bei Wendisch-Kirchhof auch wieder ein Badestrand entstehen.

Mit zum Altarmanschluss gehörte die Entschlammung eines 250 Meter langen Teilstückes der Dorfhavel, den Hafen selbst ließ die Kommune im Rahmen einer Flutschadensbeseitigung entschlammen – was vor kurzem abgeschlossen wurde.

Es ist nicht die einzige Baustelle zur Renaturierung in Vehlgast: Hinter der Kirche geht es zu einer Brückenbaustelle, eine Firma aus Rhinow baut hier. Hier soll ebenfalls ein Altarm angebunden werden. Weil die Angler dann aber nicht mehr zu ihrer Wettkampfstrecke gelangen würden, wird nun die Brücke errichtet.

Ursprünglich war geplant, dass der Altarm nur etwa 30 Zentimeter hoch durchflutet wird, die Angler hätten eine Furt durchfahren müssen. Der Ortschaftsrat plädierte jedoch für eine Wassertiefe von 1,2 Meter, weshalb nun auch eine Brücke gebaut werden muss.

Auf der anderen Havelseite bei Kuhlhausen wurden die Renaturierungsarbeiten beendet, am 13. Oktober ist feierliche Übergabe. Der Havelarm in Vehlgast folgt am 28. Oktober.