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Flutbilanz Altstadt ist vor Hochwasser geschützt

Fünf Jahre nach der Flutkatastrophe 2013 hat sich in Sachen Hochwasserschutz und Schadensbeseitigung in Havelberg schon viel getan.

Von Andrea Schröder 21.06.2018, 18:58

Havelberg l „Die Hochwasserlage wird ernst“, „Für Havelberg wird das Eigenwasser der Havel zum Problem“, „Sandsäcke und Wälle schützen Altstadt“, „In den Ortschaften wir noch einmal aufgerüstet“, „Erstes Elbwasser aus Fischbeck hat die Domstadt erreicht“, „Große Sorgen weiterhin um den Jederitzer Havelpolder“ – Nur einige von vielen Schlagzeilen aus dem Juni 2013.

„Die Erinnerung an das Extremhochwasser ist in vielen von uns bis heute wach geblieben, jedoch insbesondere bei denen, die unmittelbar durch Schäden an ihrem Hab und Gut persönlich betroffen waren. Dies betraf neben den Grundstücksbesitzern in tiefer gelegenen Ortslagen vor allem unsere Landwirte mit ihren Acker- und Nutzflächen“, denkt Havelbergs Bürgermeister Bernd Poloski an den Juni 2013 zurück. Er schätzt ein, dass in fast allen Fällen eine weitestgehend zufriedenstellende Entschädigungsregulierung gefunden wurde. Entschädigungszahlungen erfolgten diesbezüglich sowohl aus staatlichen Zuwendungen als auch aus privaten Versicherungsleistungen, je nach Schadenssituation und Bedürftigkeit.

„Die Höhe dieser individuellen Entschädigungszahlungen lässt sich seitens der Stadt nicht näher beziffern. Anders sieht es dagegen bei den Aufwendungen für die Schadensbeseitigung an der öffentlichen Infrastruktur sowie zur Ertüchtigung von Hochwasserschutzanlagen im öffentlichen Raum aus.“ Die größten Schäden sind in der Flur durch die Flutung der Havelniederungen entstanden. Fast sämtliche Deichverteidigungszuwegungen und damit ein Großteil der Landwirtschaftswege sind, bis auf die Gemarkung Nitzow, im gesamten Gebiet der Einheitsgemeinde Havelberg stark in Mitleidenschaft gezogen worden. „Allein für die Instandsetzung dieser Wege wurden bisher rund 5,75 Millionen Euro eingesetzt. Offen sind noch geplante Arbeiten im Bereich Jederitz mit einem geschätzten Volumen von zirka 650.000 Euro“, berichtet das Stadtoberhaupt.

Weitere 1,6 Millionen Euro werden für die Wiederherstellung der vielen zerstörten Durchlässe in den Grabensystemen in den Gemarkungen benötigt. Bisher konnte allerdings nur etwa die Hälfte der erforderlichen Erneuerungen realisiert werden, auch wenn bereits alle Aufträge erteilt wurden. „Grund dafür sind in erster Linie die über Monate anhaltenden hohen Grundwasserstände sowie naturschutzrechtliche Vorgaben. Von daher lässt sich der endgültige Abschluss dieser Schadensbeseitigungen heute noch nicht verbindlich terminieren.“

Zahlreiche Schäden wurden auch an den technischen Anlagen und Kanälen des Trink- und Abwasserzweckverbandes verzeichnet. Die Summe belief sich für das gesamte Verbandsgebiet auf zirka 5,5 Millionen Euro. „Im Stadtgebiet selbst standen die Sanierung der Überlaufbauwerke an der Wässeringe und am Nußberg sowie am Mischwassersammler Stadtinsel mit einem Wertumfang von zirka 1,8 Millionen Euro im Mittelpunkt. Letzte Vorbereitungen laufen zurzeit für noch auszuführende Kanalarbeiten im Bereich der Bahnhofstraße mit einem Wertumfang von mehreren hunderttausend Euro.“

Um die vor allem bei der Hochwasserbekämpfung stark beanspruchten und teilweise erheblich beschädigten Zufahrtsstraßen, wie zum Beispiel im Bereich des Havelvorlandes, des Stadtgrabens, des Calvarienweges und des Jederitzer Neudorfes zu reparieren beziehungsweise zu sanieren war eine Summe von rund 1,3 Millionen Euro notwendig.

„Nicht zuletzt waren neben den allgemeinen Schäden die Auswirkungen der intensiven Nutzung und zusätzlichen Belastung der kommunalen Einrichtungen zu berücksichtigen. Erinnert sei an die Nutzung des Sportforums und der Schulen als Evakuierungsstützpunkt sowie an die vierwöchige Inanspruchnahme des Rathauses als Einsatzzentrale für die zugeordneten Kräfte. Allerdings war hier der finanzielle Aufwand von rund 250.000 Euro zur ordnungsgemäßen Wiederherstellung dann doch eher verhältnismäßig gering“, so der Bürgermeister.

Bernd Poloski weiter: „Noch heute sind wir allen Einsatzkräften, Helfern und Partnern für die überwältigende Hilfe und Unterstützung während und im Nachgang dieser Naturkatastrophe außerordentlich dankbar. Gleiches gilt in besonderem Maße auch für die uneingeschränkte finanzielle Entschädigung durch die Bundes- und Landesregierungen sowie durch den Landkreis.“

Groß sind die Investitionen, die allein der Landesbetrieb für Hochwasserschutz im Bereich Havelberg vorgenommen hat. Fotos, die den Bau von Sandwällen zum Schutz der Stadtinsel bei der Polderflutung zeigen, sollten nun der Vergangenheit angehören. Das Land hatte im Jahr 2014 1,34 Millionen Euro aus Fördergeldern der EU investiert, um feste und mobile Schutzanlagen zu errichten und somit die Altstadt und die Südvorstadt vor Hochwasser zu schützen. Derzeit erfolgen die Wehrsanierung in Neuwerben und Deichsanierungen.