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Flutschaden Baustart am Elbdeich bei Hohengöhren

Zu den zahlreichen Deichbaustellen in der Elb-Havel-Region gesellt sich nun zwischen Hohengöhren und Schönhausen eine weitere.

Von Ingo Freihorst 16.05.2017, 18:00

Hohengöhren l Knapp zwei Kilometer lang ist die Baustelle, informierte Marco Schirmer, kommisarischer Flussbereichsleiter beim Landesbetrieb für Hochwasserschutz (LHW), zur Bauanlaufberatung am Montag. Dazu hatten sich neben Baubetreuern und Planern unter anderem auch Vertreter der Firma Contrans aus Tangerhütte eingefunden, welche die Ausschreibung gewonnen hatte.

„Der Deich wird um bis zu 50 Zentimeter erhöht, er erhält wasserseitig eine Tondichtung und landseitig eine Berme“, informierte Marco Schirmer über weitere Details. Zwar befindet sich bereits jetzt eine Tonschicht als Abdichtung auf der Wasserseite, doch wird diese durchgehend auf einen Meter Dicke verstärkt. Auch neben dem 2,5 Meter breiten Kronenweg befindet sich eine Dichtung, denn der Asphalt-Unterbau aus Splitt würde ansonsten bei extremen Fluten das Wasser recht gut durchleiten.

Die Böschungen entsprechen ebenfalls nicht der Norm, welche eine Neigung von 1:3 vorschreibt. Seit 2013 errichtet der LHW bei Deichsanierungen grundsätzlich noch eine landseitige Berme. Diese Erfahrung hatte man im Juni 2013 vor allem hier bei Hohengöhren sammeln müssen: Weil auch das Hinterland unter Wasser stand, war hier an den Deich mit schwerer Technik kein Herankommen mehr gewesen. Der Deich, der hier gleichfalls zu brechen drohte, musste von seinen Verteidigern aufgegeben werden.

Allerdings fehlt diese Berme auf etwa 200 Metern Länge: An dieser Stelle befindet sich ein etwa 150 Jahre altes Eichenwäldchen. Damit keine dieser alten Bäume gefällt werden müssen, wurde der Verteidigungsweg auf den Deich verlegt. Der Weg auf der Berme ist übrigens drei Meter breit und gleichfalls asphaltiert.

Auf 400 Metern Länge wird die Trasse optimiert, also begradigt. Zudem wird ein 90-Grad-Knick im Wall etwas abgerundet. Am Widerlager der ICE-Brücke wird die Höhe der wasserseitigen Böschungsschulter angepasst, der Weg neben der Brücke wird also etwas erhöht.

Welch gigantische Mengen an Material verbaut werden, darüber informierte der Projektverantwortliche Tobias Koch: Für den Stützkörper werden 78 000 Kubikmeter Material benötigt, für die Dichtung etwa 20 000 Kubikmeter Ton. Asphaltiert wird eine Fläche von 11 500 Quadratmetern.

Die komplette Maßnahme kostet circa 4,5 Millionen Euro, wobei das Geld aus dem Flutschadensfonds fließt. Die reinen Baukosten belaufen sich auf 3,8 Millionen Euro.

Bevor die Bauarbeiter loslegen können, musste Baufreiheit geschaffen werden. Das Areal ist munitionsverseucht: Die Kampfmittelräumer gruben bislang knapp sieben Tonnen Munition aus der Erde, vorwiegend Flak-Hülsen und Panzerfäuste. Sie werden auch die Bauarbeiten begleiten.

Einige Meter neben dem Deich wurde landseitig ebenfalls gegraben – ein Teststreifen für die Archäologen. Dabei und bei den Querschnitten wurden einige Flächen mit Keramik, Strukturen und Holzkohleresten gefunden, wo noch den gesamten Monat Mai intensiver gesucht wird. Grabungsleiterin Janina Lamowski vom Landesamt ist mit sechs Mitarbeitern vor Ort. Die noch ungesäuberte Keramik stammt wahrscheinlich aus der Eisenzeit. Genaueres ist bei der Aufarbeitung im Depot im Jerichower Kloster zu erfahren.