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Garten Biber fällt Obstbäume

Im Garten von Helga Klemm aus Havelberg hat der Biber zugeschlagen und sieben Obstbäume gefällt.

Von Andrea Schröder 16.10.2018, 17:35

Havelberg l „Ich hätte nicht gedacht, dass mich das so betroffen macht“, sagt Helga Klemm beim Blick in ihren Garten in der Weinbergstraße. Sechs Apfelbäume und einen Kirschbaum hat der Biber gefällt beziehungsweise den Stamm angenagt. „Mein Vater hatte die Bäume vor 35 bis 40 Jahren gepflanzt. Auf Halbstamm, damit sie nicht so hoch werden und wir die Äpfel besser pflücken können“, erzählt die Havelbergerin. „Ich bin sehr traurig, mit den Bäumen sind so viele Erinnerungen verbunden. Mit den Äpfeln habe ich die ganze Nachbarschaft versorgt und meine Enkel sind gern in die Bäume geklettert.“

Vor rund zwei Wochen hatte der Biber in einer Nacht drei Bäume gefällt. Er hat ganze Arbeit geleistet, nicht nur die Kronen und Äste aus dem Garten geholt, sondern auch sämtliches Fallobst mitgenommen. In einer weiteren Nacht kümmerte er sich dann um die anderen Bäume. Gekommen ist er durch die Gartentür. Vermutlich ist es ein Biber, der auf der Ziegeninsel an der Havel nahe der Weinbergstraße sein Revier hat. Die metallene Tür ist verbogen, lässt sich nicht mehr richtig schließen. Die Steine, die vorsorglich als Grabeschutz von der Gartenseite aus vor die Tür gelegt worden waren, hat er weggeräumt. „So etwas habe ich in all den Jahren nicht erlebt, und ich wohne schon fast 70 Jahre hier“, sagt Helga Klemm. Vor sechs Wochen hat der Biber ein paar Gärten weiter neu gepflanzte Bäume rausgeholt, eine Kätzchenweide an der Uferpromenade der Havel gibt es nicht mehr. „Was das Hochwasser und die Trockenheit nicht geschafft haben, hat der Biber nun vollbracht.“

Der beste Schutz für Bäume vor dem Fällen durch Biber ist wohl ein Drahtgeflecht. Das Haus der Flüsse in Havelberg hat mit an Pfählen befestigtem „Karnickeldraht“ gute Erfahrungen gesammelt, berichtet Armin Wernicke vom Biosphärenreservat Mittelelbe. „Mit diesen Schutzmaßnahmen an unseren Beständen, die am Ufer stehen, hat der Biber aufgehört, an die Bäume zu gehen. Interessierte können gern vorbeikommen und sich anschauen, wie wir das gemacht haben.“ Ansonsten ist eine feste Einzäunung ratsam, durch die sich der Biber nicht durchgraben kann. Entlang der Gärten unterhalb der Weinbergstraße sind verschiedene Beispiele zu sehen, die offensichtlich Wirkung zeigen. Nachbarn von Helga Klemm haben auch einen Grabeschutz am neugebauten Zaun angebracht.

„Die Biber haben mit den niedrigen Wasserständen zu tun und gehen mehr auf Wanderschaft“, sagt Armin Wernicke und berichtet, dass die vegetarischen Nager eine Vorliebe für Obstbäume haben. Sie bevorzugen Weichhölzer, gern nehmen sie Pappeln, Weiden und Birken. Wer mit den unter Naturschutz stehenden Tieren in guter Nachbarschaft leben will und Tipps zum Umgang mit Bibern haben möchte, dem sei die Broschüre des Biosphärenreservates „Der Elbebiber – so können wir gut mit ihm leben“ empfohlen, die auch im Haus der Flüsse kostenlos zu haben ist. Versichert sind Schäden durch Biber nicht, eine Wohngebäudeversicherung etwa gilt für Wildtiere nach dem Bundesjagdgesetz.