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Gastwirt Jeden Mittwoch ruft das Ehrenamt

Jeden Mittwochnachmittag ist der Schollener Gastwirt Maik Rohrschneider in der Havelberger Feuerwehr anzutreffen.

Von Ingo Freihorst 15.02.2019, 00:01

Schollene l Erst bildet Maik Rohrschneider hier den Nachwuchs der Wehr aus, dann folgt der Dienstabend für die Aktiven. Dass der Schollener gut mit Kindern und Jugendlichen umgehen kann, dürfte schon die stattliche Anzahl von aktuell 17 regelmäßig erscheinenden Jugendwehrmitgliedern bezeugen. Zu Jahresbeginn kam eine weitere Aufgabe hinzu: Er unterstützt auch Kinderwartin Annabell Weinert bei der Ausbildung der neu gegründeten Kinderfeuerwehr. Hier arbeiten derzeit sieben Kinder mit, betreut werden sie zudem von Katja Mewes und Andrea Albrecht. Die Ausbildung der beiden Nachwuchsabteilungen erfolgt praktischerweise gemeinsam. Neulinge sind immer willkommen.

Die zweistündige Ausbildung beginnt jeden Mittwoch um 16 Uhr, was bedeutet, dass er kurz nach 15 Uhr in Schollene losfahren muss. Das Ehrenamt als Jugendwart sieht er als angenehmen Ausgleich zu seinem Beruf als Gastwirt, einem Sieben-Tage-Job.

Anfang Dezember war er aus dem Urlaub zurückgekehrt, seitdem arbeitete er jeden Tag in seinem Lokal, der Gaststätte „Zur Linde“. Dieses betreibt er zusammen mit seiner Lebengefährtin Bianca. 2016 hatte er das Gasthaus im Dorfzentrum mit seiner über 100-jährigen Tradition von seinen Eltern übernommen. Seine Mutter hilft mit ihren 78 Jahren noch immer mit aus, schält Kartoffeln und fährt das Essen aus.

Im Oktober 2009 hatte Maik Rohrschneider das Jugendwart-Ehrenamt von Maik Limp übernommen, damals war der Nachwuchs auf zwei Mitglieder zusammengeschrumpft. Inzwischen ist der Schollener mit Abstand der dienstälteste Havelberger Jugendwart. Und das, obwohl er seit zweieinhalb Jahren gar nicht mehr in der Domstadt wohnt. „Das Ehrenamt wird in meinen Dienstplan eingetaktet, jeden Mittwoch habe ich darum Frühschicht“, ist am Kaffeetisch im umgebauten einstigen Saal zu erfahren. Er sieht die Arbeit mit der Jugend als Erholung, „weil die Kinder es dir danken“.

Zugute kommt ihm dabei sein Lkw-Führerschein, denn der Nachwuchs muss ab und an auch transportiert werden. Oftmals hilft ihm Robert Schulz – ohne solche Helfer aus der aktiven Truppe wäre der Jugendwart aufgeschmissen. Um die Jugend bei der Stange zu halten, muss man die Ausbildung interessant und abwechslungsreich gestalten. So wurde vor kurzem mit der Drehleiter die Eisrettung demonstriert, in der Vorwoche bereitete man in der Lehmkuhle einen Hubschrauber-Landeplatz vor. Stolz ist der Jugendwart, wenn ein zehnjähriges Mädchen nach kurzer Ausbildungszeit neun Feuerwehrknoten aus dem Effeff beherrscht.

Erste Kontakte zur Feuerwehr gab es für den Schollener zu DDR-Zeiten in der Arbeitsgemeinschaft „Junge Brandschutzhelfer“, hier begann er 1978, vor über 40 Jahren. Der damalige Bürgermeister Hasse Gäde sowie Wehrleiter Karl-Heinz Repp warben ihn nach einigen Jahren Pause als Aktiven für die Schollener Wehr, im Jahr 2000 wechselte er wegen des Umzugs zu seiner Lebensgefährtin nach Havelberg in die dortige Wehr. Noch immer eilt er bei größeren Einsätzen in die Domstadt, um als Reserve auszuhelfen.

Zur Wendezeit machte sich der gelernte Versicherungsfachmann in diesem Beruf selbstständig, heute ist er in dem Metier immer noch nebenberuflich tätig. Diese Ausbildung war auch beim Berufswechsel zum Gastwirt von Vorteil, zudem musste er einige Lehrgänge bei der Industrie- und Handelskammer in Magdeburg absolvieren. Er war dabei übrigens der einzige Deutsche.

Die Arbeitszeit übers Wochenende und am Abend ist nicht besonders beliebt, weshalb es auch schwierig ist, geeignetes Personal zu finden. „Meine Angestellten haben darum sonntags und montags frei, dann übernehmen wir“, berichtete der Gastwirt. Als kleinen Ausgleich macht er über den Winter am Montag um 15 Uhr zu. – Mehr geht nicht, denn mittags wird jeden Tag das Abo-Essen ausgeliefert. Zum Feierabend die Beine hochlegen, ist bei ihm nicht drin: Zum Beispiel müssen noch Lebensmittel eingekauft werden, denn alles, was in seiner Gastwirtschaft zubereitet wird, ist selbst gekauft.

„Für den Beruf als Gastwirt ist schon Herzblut vonnöten“, ist Maik Rohrschneider überzeugt. Sein Herz hängt aber auch sicherlich an der Havelberger Jugendwehr, weshalb hier sogar Jugendliche aus Jederitz, Kuhlhausen und Klietz mitarbeiteten. Und weshalb ihm im Vorjahr das bronzene Ehrenkreuz des Feuerwehrverbandes verliehen wurde.