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Geschäftsaufgabe Auch PUG-Markt in Kamern ist nun zu

Seit Montag ist die Kaufhalle in Kamern geschlossen. Der Betreiber PUG sah keine Möglichkeit mehr, den Markt wirtschaftlich zu betreiben.

Von Ingo Freihorst 05.09.2017, 01:01

Kamern l „Tschüss!“ stand auf dem bunt bemalten Blatt, was die Schwestern Herada und Bodica Poley dem Verkaufspersonal am Sonnabend überreichten. Es war der letzte Arbeitstag des Trios, was teils seit 20 Jahren hier in Kamern gearbeitet hatte. „Wir haben die ganze Woche nur geweint“, berichten die Frauen von zahlreichen solcher Aufmerksamkeiten der teils langjährigen Kunden zum Abschied. Seit gestern ist die PUG-Kaufhalle geschlossen, es fand die letzte Inventur statt. Heute wird ausgeräumt.

Allerdings: Das betrifft nur den Warenbestand, das Inventar bleibt drin. Wie PUG-Vorstandsvorsitzende Helga Schulz aus Salzwedel auf Nachfrage mitteilte, gibt es einen Interessenten für das Objekt. Was dieser damit vor hat, weiß sie allerdings nicht.

Auch Norbert Poley wollte mit weiteren Kamernschen die Halle erwerben, um den Verkauf „auf kleinerer Flamme“ fortzuführen. Doch war der andere Bewerber schneller gewesen. Norbert Poleys Töchter hatten den Verkäuferinnen den letzten Gruß überreicht, das Bild hatte Herada aus eigenem Antrieb gezeichnet als sie von der Schließung erfuhr.

„Wir danken unserer Kundschaft für die langjährige Treue“ steht auf dem Plakat im Schaufenster, was über die Schließung informiert. Leider waren es am Ende wohl nicht genügend Kunden, denn wie die Vorstandsvorsitzende dem MDR-Radio mitteilte, sei der Markt in Kamern nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben gewesen. Und auch das: Im gewissen Maße hätten die Einwohner selbst über dessen Schließung entschieden.

„Es ist schade und schlimm für Kamern“, findet Birgit Kose, welche zu den letzten Kunden zählte. Jetzt wird es wohl nicht mehr klappen, dass man am Heiligen Abend kurz vor 11 Uhr noch schnell mal etwas einkaufen kann. Die nächsten Verkaufsstellen sind über zehn Kilometer entfernt: In Havelberg, Schollene oder Klietz.

Leiterin Marina Senst aus Neukamern und die Verkäuferinnen Dagmar Radler aus Hohenkamern und Ruth Wiggert aus Neukamern sind ab sofort arbeitslos, die vom Arbeitgeber angebotenen neuen Arbeitsstellen hatten sie abgelehnt. Ihr Kundenkreis erstreckte sich über Kamern, Rehberg, Warnau und Wulkau. Nicht zu vergessen die zahlreichen Urlauber, welche sich in der warmen Jahreszeit in der Seegemeinde sowie auf dem Schönfelder Platz erholten.

Denn auch auf diese hatte sich das Kollektiv vorbereitet, alljährlich zur Saison wurde das Sortiment um Luftmatratzen, Schwimmreifen oder Wasserbälle erweitert. In diesem Jahr wurden immerhin vier Ferienfreizeiten versorgt. Gerade jetzt, wo der neu gestaltete Badestrand womöglich noch mehr Gäste nach Kamern lockt, kam das Ende.

Seit Dezember wurde kein Fleisch mehr nach Kamern geliefert, einen Monat zuvor war das Team von vier auf drei Verkäuferinnen geschrumpft. Letzte Anzeichen waren im Juli leere Regale gewesen, welche die Kunden aufschreckten.

Der letzte Kunde Christian Grützmacher wohnt in Seehausen, in Kamern urlaubt er seit über 40 Jahren – so lange kauft er auch im Ort ein. Jetzt muss er, um etwa Brot oder Brötchen zu holen, bis nach Havelberg fahren. Vor allem für die Älteren sei dies schlimm, findet er.

Zuvor hatte die Salzwedeler PUG-Genossenschaft bereits ihre Märkte in Havelberg, Schollene und Sandau geschlossen. Nun ist im Altkreis nur noch Klietz übrig.