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Geschichte Die Stadt kommt in der Kirche zu Wort

Interessante Fakten zur Havelberger Geschichte in DDR-Zeiten gibt es jetzt in der Stadtkirche zu entdecken.

Von Andrea Schröder 10.08.2017, 19:40

Havelberg l Wer die Havelberger Stadtkirche besucht, der stößt seit kurzem unweigerlich auf weiße Zettel in DIN-A-4-Größe mit einem Quadrat, das schwarz-weiße Muster enthält. Das ist ein QR-Code, der Smartphone-Besitzern die Möglichkeit eröffnet, Informationen auf ihr Handy zu laden und zu lesen. „Erzähl mal...“ heißt das Projekt, das Vikar Benjamin Liedtke zusammen mit Schülern der Sekundarschule Havelberg praktiziert hat und Besuchern nun ermöglicht, in die Havelberger Geschichte zu Zeiten der DDR einzutauchen.

Während der Schulprojektwoche kurz vor den Sommerferien wurde an dem Schülerforschungsprojekt intensiv gearbeitet. Zusammen mit Lehrerin Karin Lingelbach und Hannes König vom Schüler­institut SITI erarbeiteten Schüler die digitale Ausstellung für die Stadtkirche unter der Überschrift „Schüler/innen fragen, Havelberg antwortet – Digitale Stolpersteine geben Einblicke in Lebenswirklichkeiten vor der Wendezeit“. An verschiedenen Plätzen in der Kirche sind die QR-Codes zu entdecken. Dazu das jeweilige Thema, um das es geht.

Die Zusammenarbeit mit der Sekundarschule hat sehr gut funktioniert, berichtet Benjamin Liedtke. Die Idee war, die Stadt in der Kirche sprechen zu lassen und somit eine interessante Ausstellung für die Stadtkirche zu entwickeln. Die Schüler arbeiteten Fragen heraus, auf die sie gern von Zeitzeugen Antworten bekommen wollten. Gut zehn Interviews mit Havelbergern wurden geführt und per Audio aufgenommen. „Die Schüler waren sehr motiviert und die Leute haben ihnen gern von früher erzählt“, sagt Benjamin Liedtke. Der 29-Jährige aus Berlin ist seit gut einem Jahr in Havelberg, wo er sein Vikariat, also nach dem Studium seine praktische Ausbildung zum Pfarrdienst, absolviert.

Interviews gibt es in der digitalen Ausstellung unter den Überschriften: Kirchenjugend in der Stadtkirche zu laut!, Blühender Schwarzmarkt in der Mangelwirtschaft, FDJ an Theologischer Fakultät, Kirchenzugehörigkeit als Berufshindernis, Schulzeit als Flüchtlingskind, Schwierigkeiten als Pfarrerskind, Fehlschlüsse der Stasi, Kein Postgeheimnis, Religiöse Symbole in der DDR, Stasi analysiert haarklein, Spitzel und Bespitzelte, Zum Theologiestudium delegiert und Strafenwillkür in der Schule.

Die Stadtkirche wurde für dieses Projekt mit WLAN ausgestattet, damit die Nutzer sich die Dateien kostenlos per QR-Code herunterladen können. Möglich macht das „Godspot“, der von der Landeskirche bereitgestellt wird, um digitale Projekte in Kirchen umzusetzen. Nächsten Donnerstag wird das Projekt in der Schulaula mit allen beteiligten Schülern, Lehrern und Interviewpartnern ausgewertet.