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Geschichte Havelbergs Reformator lockt Besucher

Anlässlich des Todestages des Havelberger Reformators Ludecus, lud das Prignitz-Museum zu einer Führung ein.

Von Elisabeth Schneider 15.11.2017, 23:01

Havelberg l Von seiner Geburt bis zu seinem Tod zeigt die Ausstellung im Prignitz-Museum Havelberg das Leben des Reformators Matthäus Ludecus. Der gebürtige Wilsnacker residierte seit 1562 als Domherr in Havelberg und wurde 1573 zum Dechanten des Domkapitels ernannt. In dieser Zeit verbreitete er in der Region das Evangelium auf der Basis von den Thesen, die Martin Luther 1517 an die Kirche in Wittenberg schlug, und ging dabei sehr behutsam vor.

Die Ausstellung selbst beschäftigt sich vorrangig mit Ludecus Leben und seiner Familie. Er wurde am 21. September 1517 als Sohn von Matthäus Lüdtke und Anna Vick geboren. Nach Lut­hers Thesenanschlag konnte er gut beobachten, wie sich die Religion in seiner Heimat Wilsnack wandelte. Bis Mitte des 16. Jahrhunderts war Wilsnack ein internationaler Wallfahrtsort für Gläubige. Diese Wallfahrten endeten jedoch mit der Verbrennung der Wunderbluthostien im Jahre 1552. Auch diese Umstände prägten Matthäus Lüdtke sehr.

Nach dem frühen Tod seiner beiden Eltern ging er an verschiedene Schulen und auch während seiner Studienzeit wechselte er häufig den Wohnort. 1558 heiratete er die Perleberger Bürgerstochter Anna Daniels. Gemeinsam bekamen sie fünf Söhne und zwei Töchter, von denen eine bereits im Kindesalter verstarb. Als er Domherr von Havelberg wurde, setzte er sich dort für eine reguläre Schulbildung der Kinder ein.

Des weiteren gründete Ludecus, so sein latinisierter Name, im Laufe seines Lebens zwei Stiftungen. Eine für Arme in Wilsnack, die jährlich 12 Bedürftige mit Kleidung und Schuhen beschenkte, und eine weitere für Studenten aus Perleberg, für welche ebenfalls jährlich vier Wispel Roggen (entspricht ca. 5254 Liter) gespendet wurden. Die Stiftungen blieben auch nach Ludecus Tod bis zum Ersten Weltkrieg aktiv.

Ludecus war 1589 außerdem Herausgeber zweier liturgischer Werke Missale und Vesperale et Matutinale. Bis heute bekannt ist der Quempas „Quem pastores laudavere“, der immer noch in Evangelischen Gesangsbüchern zu finden ist. Bereits drei Jahre zuvor veröffentlichte er eine Quellsammlung über das Wilsnacker Wunderblut, die für Historiker von großem Wert ist.

Matthäus Ludecus verstarb 1606 mit fast 91 Jahren in Havelberg, ein sehr bemerkenswertes Alter für die damalige Zeit. Nach der Führung im Museum konnten die Besucher unter Leitung von Antje Reichel diverse Grabplatten von seinen Familienangehörigen betrachten. Ludecus' eigene Grabplatte ist leider nicht mehr vorhanden.

Die Austellung, die noch bis zum 19. November zugänglich ist, zeigt Auszüge seiner alten Schriften, eine Abbildung des Epitaphs, das momentan in der Restaurierung ist, sowie eine Abschrift seiner Leichenrede, welche Aufschluss über Matthäus Lüdtkes Leben und seine Persönlichkeit gibt.