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Gespräch Zeit auch für Havelberger Probleme

Eine seiner Sommertouren durch das Land Sachsen-Anhalt führte Ministerpräsident Reiner Haseloff in die Hansestadt Havelberg.

Von Andrea Schröder 24.07.2018, 01:01

Havelberg l „Verwirrnis“ heißt das neue Buch von Christoph Hein, das am 13. August im Suhrkamp Verlag erscheint. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff hat es sich schon bestellt. Der CDU-Politiker kennt viele Bücher des renommierten Schriftstellers und freut sich auf den Roman, der wiederum ein Stück deutsche Geschichte widerspiegelt.

Der Weg des Landeschefs führte auf eine seiner Sommerreisen in den Norden des Bundeslandes. Christoph Hein lebt mit seiner Frau, der bekannten Opernsängerin Maria Husmann, in Havelberg. Beide wollten endlich mal Zeit finden, privat miteinander zu sprechen und sich kennenzulernen. Dazu eingeladen waren auch Bürgermeister Bernd Poloski mit seiner Frau Karina. Denn auch es wenn vorrangig um das Wirken des Schrifstellers ging, so wollte Reiner Haseloff auch Neues aus der Stadt wissen, die Christoph Hein als seinen Lebensmittelpunkt gefunden hat.

„Das war kein offizielles Arbeitstreffen, dennoch haben wir über die politische Situation gesprochen, international und auf Landes- und Kommunalebene. Dabei hat mir der Ministerpräsident die Möglichkeit eröffnet, Probleme anzusprechen, die uns beschäftigen“, so Havelbergs Bürgermeister. Die Faszination und die Reize, mit denen der Elb-Havel-Winkel gesegnet ist – der Ministerpräsident konnte sich beim Blick von der Terrasse beim Ehepaar Husmann/Hein wieder einmal selbst davon überzeugen – bringen die besondere Lage Havelbergs abseits von großen Straßen mit sich. „Bei allen bisherigen Bemühungen, die Verkehrsinfrastruktur auszubauen, ist eine grundsätzliche Veränderung unserer Lage nicht in Sicht“, sprach Bernd Poloski die fehlende Anbindung an eine Autobahn an. Ein Brückenbau im Zuge des A-14-Ausbaus ist nicht in Sicht.

Die Bevölkerungszahl werde sich weiter verringern und die Region strukturschwach bleiben. Um so mehr ist die Hansestadt als Grundzentrum mit Funktionen eines Mittelzentrums auf weitere Unterstützung vom Land angewiesen, um auch künftig etwa die medizinische Versorgung mit Krankenhaus und niedergelassenen Ärzten, Bildungsangebote bis zum Abitur und öffentliche Dienstleistungen vorhalten zu können. „Der Ministerpräsident hat mich ermutigt, dass wir unsere Besonderheit immer wieder deutlich machen sollen, wenn es um die Finanzausstattung der Gemeinden geht, und möchte das auch schriftlich bekommen. Wir haben schon öfter dargelegt, dass wir eine Verbesserung des Flächenfaktors benötigen. Zum Beispiel findet unsere Garnison mit fast 1000 Soldaten bei Berechnungen keine Berücksichtigung“, erklärte er im Gespräch mit der Volksstimme und ergänzte: „Wir sind mittlerweile die kleinste Einheitsgemeinde – mit großer Fläche und wichtiger Funktion für das Umland.“

Der Bürgermeister appellierte zudem, dass sich das Land gegenüber dem Bund dahingehend stark macht, dass zum Beispiel Förderanreize geschaffen werden, um Altstadtbereiche zu beleben. Angesichts des Leerstands von Geschäften seien Nutzungsveränderungen zu überlegen. Diese seien jedoch nicht ohne finanzielle Unterstützung der Hauseigentümer machbar. Hier müsse ein Umdenken dahingehend erfolgen, dass die bisher gehandhabte Einmalförderung ausgesetzt wird, um leere Geschäftsräume etwa in Wohnräume oder für Kunst- und Kulturaktivitäten umzuwandeln. „Das ist kein Havelberger, sondern ein grundsätzliches Problem. Hier bedarf es Änderungen in den Förderrichtlinien, da ist der Bund gefragt.“