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Haushaltsdefizit Senioren kämpfen um ihre Betreuung

Die Senioren aus Neuermark-Lübars setzen sich dafür ein, dass es für das Dorfgemeinschaftshaus und für sie weiterhin eine Betreuung gibt.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 02.09.2016, 18:05

Neuermark-Lübars l Um das Haushaltsdefizit zu verringern, muss die Gemeinde Klietz sparen, auch an den Personalkosten. Dem Rotstift zum Opfer fallen soll laut mehrheitlichem Beschluss die Betreuung der Senioren in Neuermark-Lübars. Sie sind erbost darüber und protestieren.

„Das kann man doch nicht mit uns machen!“ Kopfschüttelnd und kein Verständnis zeigend sitzen die Senioren des Ortsteils am Mittwochnachmittag an der langen Kaffeetafel im Dorfgemeinschaftshaus. Betreuerin Gabi Steffens hat alles vorbereitet und wird sich auch anschließend wieder darum kümmern, dass alles ordentlich und sauber ist. Auch rund um das Haus sorgt sie dafür, dass kein Unkraut wächst. Zehn Stunden pro Woche stehen ihr für die Arbeit zur Verfügung.

„Und die will man nun auch noch streichen? Das ist doch unmöglich!“ sagt Hans-Jürgen Blaffert, mit Fritz Pesenecker das Herren-Team in der großen Frauenrunde. Ursula Kunze fügt an: „Das kann man nicht mit uns machen! Was haben wir denn sonst noch hier in Neuermark-Lübars? Gar nichts! Die regelmäßigen Treffen hier im Dorfgemeinschaftshaus sind unsere einzige Freude.“ Irmchen Pesenecker sagt weiter: „Es ist schön, mal rauszukommen und alle anderen zu treffen und zu plaudern.“ Die Senioren erzählen von ihren Treffen alle zwei Wochen, „auf die wir uns schon Tage vorher freuen“. Gerda Kieselbach bestätigt das: „Großartig Fahrten können wir nicht mehr machen. Aber uns reicht es auch, uns hier im Dorfzentrum zu treffen und uns zu unterhalten. Das darf uns nicht genommen werden!“

Neben Karten- und Brettspielen organisiert die Betreuerin, angestellt seit 2014 als Nachfolgerin von Marita Schulz, auch Vorträge der Apotheke oder der Polizei, auf den erneuten Besuch von Dieter Wartenberg aus Klietz im Oktober sind die Neuermark-Lübarser schon gespannt. Die Ausflüge nach Schönfeld und Parey sind die Senioren noch in bester Erinnerung.

Überhaupt fühlen sich die Neuermark-Lübarser nun als Ortsteil von Klietz wie das fünfte Rad am Wagen, sagt Hannelore Pelzer. Und Gitti Jarchow bringt es noch drastischer zum Ausdruck: „Wir waren mal ein schönes sauberes Dorf ohne Schulden. Nun gehören wir zu Klietz und müssen die Folgen der Schulden ausbaden.“ Sie schämt sich für den ungepflegten Zustand des Dorfes. Denn den eigenen Gemeindearbeiter gibt es nicht mehr, „da war hier alles blitzblank“. Die Klietzer Gemeindearbeiter sind auch für die Ortsteile zuständig, „das können sie doch gar nicht alles schaffen. Und wie wird es erst am Dorfgemeinschaftshaus aussehen, wenn sich hier keiner mehr drum kümmert? Das verkommt dann auch!“

Die eindringliche Bitte der Neuermark-Lübarser Senioren an den Klietzer Rat: „Sparen Sie nicht an uns Alten! Die Seniorenbetreuung hier ist das Einzige, was wir noch haben!“