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Havelberger Tafel Sogar Lachs kommt in die Tüte

Die Ehrenamtlichen der Havelberger Tafel haben 52 Mal haben Lebensmittel an Bedürftige ausgegeben.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 02.01.2017, 00:01

Havelberg l Immer sonnabends öffnet der „Supermarkt“, Ausnahmen gibt es nur zum Pferdemarkt, zu Weihnachten und Silvester. Um einen Tag vorverlegt haben die Tafel-Mitarbeiter die Ausgabe, damit sie an Heiligabend und Silvester frei haben. Die Runde zu den Supermärkten, die der Tafel Lebensmittel zur Verfügung stellen, und zu den Bäckern, die immer Brot und Brötchen für die Bedürftigen übrig haben, wurde schon einen Tag eher gefahren.

„Wir sind startbereit“, sagt der Vereinsvorsitzende Gerhard Imig am Freitag kurz vor 14 Uhr und blickt auf die Schlange, die sich draußen vor der Tür gebildet hat. Irmtraut Plath, Birgit Bauer, Karin Zombronner, Tina Lück und Anke Wilberg haben Kisten für die unterschiedlichen Bedarfsgemeinschaften gepackt – für eine Person, für Ehepaare, für Familien mit Kindern und auch für eine Großfamilie. An Silvester ist neben den üblichen Lebensmitteln wie Gemüse, Obst, Jogurt, Quark, Konserven und tiefgefrorenen Fertigprodukten sogar Lachs dabei. „Weihnachten gab es guten Kaffee, da waren die Supermärkte spendabel“, erzählt Gerhard Imig. Noch etwas konnte die Tafel am Freitag verteilen und damit auch Abwechslung auf den Tisch bringen: tiefgefrorene Portionen Nudeln mit Gemüse und Hackbällchen. Das hatten die niederländischen Soldaten, die zum Üben in der Region waren, dagelassen. Appetitlich sah diese Mittagsportion aus. „Wird sicher gut ankommen“, sagt Gerhard Imig. Er ist froh, dass die Havelberger Tafel-Kunden nicht nörgeln, „das haben wir ganz selten. Vielmehr sind sie dankbar für das, was sie hier zusätzlich erhalten“.

Die Tafel-Mitarbeiter sind stets bemüht, immer mal was anderes zusammenzupacken. Deshalb geht es im Januar mit dem Transporter auch nach Verden und Bremen. Zu den dortigen Tafeln bestehen freundschaftliche Kontakte und man tauscht sich gern aus, „aus Bremen bekommen wir einen großen Schwung Konserven“, freut sich Gerhard Imig schon. Vor zehn Jahren hatte er die Havelberger Tafel ins Leben gerufen. Rund 20 Ehrenamtliche konnte er um sich scharren, die in ihrer Freizeit alles zusammentragen, sortieren und ausgeben. „Wir machen das alle gern“, bestätigen die Frauen, die am Tag vor Silvester im Einsatz sind. Gern würde Gerhard Imig die Tafel, die als gemeinnütziger Verein eingetragen ist, an eine Organisation übergeben, „das würde den ganzen organisatorischen Kram leichter machen. Wir Mitarbeiter stehen selbstverständlich weiterhin ehrenamtlich zur Verfügung, aber an den Organisationsstrukturen müsste sich etwas ändern.“ Das will er in diesem Jahr in Angriff nehmen.

Die Bedürftigen sollen davon nichts mitbekommen. Für sie soll alles weiter so reibungslos wie bisher ablaufen. „Der Bedarf ist da. Wir haben hier in der Region rund 300 Bedarfsgemeinschaften, die Anspruch auf das Tafel-Angebot haben. Auffallend ist, dass weniger Jüngere kommen, weil sie Arbeit haben. Dafür aber nimmt die Altersarmut zu.“

Viele der Bedürftigen, die auch am vorletzten Tag des Jahres vor der Tür stehen, sind Stammkunden. Mit vollen Tüten und Taschen verabschieden sie sich dankend mit guten Wünschen für 2017.