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Heilpflanzen Was so alles im Unkraut steckt

Für viele Leute ist es einfach nur Unkraut. Aber ist es das wirklich? Nicht für Susanne Hackel aus Havelberg und Potsdam.

Von Dieter Haase 06.11.2018, 00:01

Havelberg l „Eine ganze Menge Pflanzen und Kräuter, die inmitten der Natur wachsen, sind für den Menschen wirklich sehr nützlich“, weiß die Heilpraktikerin. Susanne Hackel ist beileibe keine Unbekannte hier. In Magdeburg geboren, ist sie ab dem Jahr 1989 in Havelberg aufgewachsen und zur Schule gegangen. 1998 machte sie am hiesigen Gymnasium ihr Abitur.

Danach führte sie der Weg nach Potsdam, wo sie eine Heilpraktiker-Ausbildung absolvierte und sich dabei auf Pflanzen spezialisierte. Potsdam ist seitdem auch zu ihrem Wohnort geworden – „aber immer wieder zieht es mich an Wochenenden oder auch länger für einige Tage zurück in die Heimat“, erzählt sie. Zum einen, um Angehörige und Freunde zu besuchen. „Ein anderer Grund sind die Pflanzen in der Havelberger Umgebung. Denn hier kenne ich mich am besten aus und weiß, wo ich was finden kann. Die Potsdamer Gegend kann mir einen solch großen Fundus an Pflanzen und Kräutern absolut nicht bieten“, ist zu erfahren.

„Wenn ich Pflanzen sammle, achte ich besonders darauf, nur solche mitzunehmen, mit denen ich mich am besten auskenne“, macht die Fachfrau deutlich. – Und sie kennt sich mit sehr vielen Gewächsen aus. Von denen in der jetzigen herbstlichen Jahreszeit allerdings nur noch wenige zu finden sind. Zudem hat die sehr lange Hitzeperiode dieses Jahres sich auch auf das Wachstum der Heilpflanzen recht negativ ausgewirkt.

Was immer schnell ins Auge fällt, das sind die Hagebuttenbüsche mit ihren roten Früchten. Auch jetzt können diese noch gepflückt werden. „Sie enthalten ganz viel Vitamin C. Weit mehr als davon in einer Zitrone steckt“, sagt Susanne Hackel. Die Schalen der Hagebutte werden getrocknet als Tee verwendet und haben nicht nur eine Heilwirkung, sondern werden auch so als gesundes Getränk empfohlen. Außer als Tee können Hagebutten zum Beispiel aber auch als leckere Marmelade oder als Mus genossen werden. Gleiches gilt für den Holunder, der in diesem Jahr allerdings stark unter der Hitze gelitten hat.

„Der Herbst und das zeitige Frühjahr sind zudem gute Zeiten, um den Meerrettich auszugraben und dessen Wurzeln zu ernten. Dass diese eine ausgeprägte Heilwirkung haben, wissen nur wenige. So wirken sie antibiotisch und keimtötend.“ Die scharfe Wurzel des Meerrettichs hilft gegen allerlei Infektionskrankheiten und auch gegen Schmerzen, was ihn zu einem unschätzbaren Helfer in der Hausapotheke macht.

Reich an Beinwell sind die Havelwiesen. Aus den Wurzeln der Pflanze lässt sich eine Salbe kochen, die sehr gut gegen Gelenkschmerzen hilft. „In Workshops, die ich anbiete, stellen wir oft diese Salbe her; jeder Teilnehmer kann sie sich dann mit nach Hause nehmen.“

Die frischen Sprossen des Hopfen, die angebraten wie Spargel schmecken; die essbare Vogelmiere oder der Giersch, der bei Gärtnern als lästiges Unkraut gilt, sich in einem Salat aber wirklich gut macht, sind einige weitere Beispiele aus der großen Familie der Heilpflanzen, die Susanne Hackel aufzählt.

Zum Beruf der Fachfrau gehören ihre Tätigkeit als Dozentin für Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) an einer fachlichen Schule für Heilpraktiker in Berlin sowie zahlreiche Workshops für Jedermann und Projekte an Schulen im Potsdamer und Berliner Umkreis. Aber auch in Havelberg ist sie mit Angeboten präsent. Dazu gehört in Zusammenarbeit mit dem Förderverein „Naturschutz im Elb-Havel-Winkel“ im Frühjahr ein Workshop im alten Forsthaus im Mühlenholz, bei dem Kräuter gesammelt und dann gekocht und gemeinsam verspeist werden. Anfang Oktober dieses Jahres hatte sie zu einem mehrtägigen Workshop in die D8 in der Domherrnstraße eingeladen. „Die Beteiligung ist immer recht gut, ja zunehmend in­teressieren sich auch junge Männer für die Veranstaltungen“, freut sie sich.

Räucherworkshops stehen jetzt im November auf dem Programm. Dabei dient das Räuchern nicht nur dem Aromatisieren von Fleisch oder Fisch – woran man zuerst denken könnte. Sondern – natürlich – von Kräutern. Früher wurde im Haus viel geräuchert, um sich vor Krankheiten zu schützen, denn es wirkte desinfizierend auf die Raumluft. Räuchern kann heilen, entspannen, Meditation und Gebet unterstützen, Träume verstärken oder Visionen hervorrufen. Es gehört zu den ältesten Heilanwendungen der Menschen. Der Duft spielt dabei eine wichtige Rolle. „Magische Duftkreationen“ reinigen die Psyche und lenken von irdischen Sinnen ab. Vor allem im Altertum wurden Wohlgerüche durch Verbrennen entsprechender Pflanzenteile verbreitet.

Ein Räucherkraut, vom dem es hier eine ganze Menge gibt, ist der Beifuß. Eine Räucherung damit (Blatt und Blütenrispe) gilt als Schutzzauber gegen das Böse und Gefahr. Außerdem wirkt er stark reinigend und bietet die Möglichkeit, sich zu öffnen. Mischt man den Beifuß mit beruhigenden Kräutern (Baldrian, Hopfen, Melisse …), sorgt er für einen erholsamen Schlaf.