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Heimatgeschichte Ab 1807 galten in Altmark französiche Normen

In der kalten Jahreszeit lädt der Heimatverein Havelberg zu Vorträgen. Beim letzten informierte Frank Riedel über die Altmark.

Von Ingo Freihorst 21.05.2017, 18:00

Havelberg l Über die Geschichte der Altmark referierte vor kurzem der Historiker Frank Riedel im Havelberger Arthotel. Eingeladen hatte zu dieser Veranstaltung der Heimatverein, welcher damit seine aktuelle Vortragsreihe beendete.

Zu Beginn verwies der Historiker mit Blick auf die Fähren darauf, dass Altmark und Prignitz lange enge Beziehungen unterhielten. Zur Ur-Prignitz gehörten auch der Salzwedeler, der Arneburger, der Tangermünder, der Seehauser sowie der Arendseer Kreis. Dichter Theodor Fontane berichtete in seinen Wanderungen auch über die Altmark, welche damals ihre Blütezeit bereits hinter sich hatte, wie er schrieb. Zahlreiche Bauten erinnerten an deren Hansezeit.

Ein berühmter Altmärker war der erste deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck, welche meinte, dass „von diesem flachen Lande der Anstoß ... zur Wiedergeburt des deutschen Reiches ausgegangen war“. – Weil das Bismarcksche Rittergut nach Schönhausen gezogen war, fiel dieser Ort zusammen mit Fischbeck zeitweise an die Altmark.

Im altmärkischen Werben an der Elbe erhielt Albrecht der Bär am 3. Oktober 1157 seine Urkunde als Markgraf von Brandenburg. Damit war zugleich die Mark Brandenburg geboren – und zwar in der alten Mark. Von hier aus hatte er die Hevellerburg Brandenburg im Juni zuvor endgültig zurückerobert.

Der Begriff Altmark hat seinen Ursprung im Jahre 1310, als die „olde Mark“ erstmals erwähnt wurde. Die Altmark besaß 21 Klöster und Stiftungen, in Stendal hatten die Bismarcks, die 1345 geadelt wurden, ihre Wurzeln. Genau 600 Jahre später wurden sie aus dem Osten Deutschlands vertrieben und enteignet, ihr Schönhauser Schloss 1958 gesprengt.

Wie die Prignitz gehörte auch die Altmark zu Preußen. Der Kurfürst von Brandenburg hatte 1701 als „Herzog in Preußen“ den Königstitel angenommen, danach bürgerte sich die Bezeichnung „Königreich Preußen“ ein. Fast ganz Deutschland nördlich der Mainlinie gehörte letztendlich zu dieser Vormacht des Deutschen Reiches.

Aus der Altmark kamen wichtige Anregungen: Das Stendaler Stadtrecht galt als Muster für viele andere Städte, Wittstock, Neuruppin, Wusterhausen und Kyritz übernahmen es unter anderem. Stendal war im Spätmittelalter bis zum 30-jährigen Krieg die größte Stadt Brandenburgs. Das „politische Herz“ der Altmark schlug jedoch in Tangermünde, wo Kaiser Karl IV. zwischen 1373 und 1378 eine Pfalz in der alten Burg einrichtete. Mit seiner Erbvereinigungsurkunde schrieb der Kaiser hier sogar Reichsgeschichte. Eine rege Bautätigkeit entstand, die Burg wurde zum Schloss umgestaltet. Die Elbestadt sollte nach seinem Willen sogar Hauptstadt der mittleren Provinzen werden, was aber sein Tod verhinderte.

Mit dem „Frieden von Tilsit“ wurde die Altmark 1807 der Kurmark und Preußen entrissen und das Gebiet dem napoleonischen Königreich Westphalen einverleibt. 1806 hatte der preußische König angesichts der napoleonischen Einfalls die Krone abgelegt. Preußen wurde von Napoleon auf etwa die Hälfte verkleinert, auch in der Altmark galten fortan französische Normen und Strukturen.

Nach dem Sieg über den französischen Kaiser beschloss der Wiener Kongress die Bildung einer neuen preußischen Provinz namens Sachsen, wozu auch die im Regierungsbezirk Magdeburg liegende Altmark zugeschlagen wurde. Der Altmärker Adel verwahrte sich jedoch gegen ein solches neues Gebilde, weshalb er ständisch weiterhin zu Kurmark gehören durfte. Der entsprechende Provinzial-Landtag, welcher erstmals 1828 in Stendal zusammenkam, existierte als Altmärkischer Kommunal-Landtag immerhin bis 1928.

Eigentlich fühlen sich die Altmärker mehr als Brandenburger denn als Sachsen-Anhalter – ebenso wie heimatverbundene Havelberger wie Nis Clason. Liselott Enders hatte ein dickes Buch über die historische Altmark herausgebracht – ein Jahr später starb sie bei einem Unfall in der Altmark.