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Hochwasserschutz 2020 sind fast alle Deiche saniert

Sechs Jahre nach der Flutkatastrophe ist der Hochwasserschutz der Elb-Havel-Region, wie in Klietz auch, sehr gut gewährleistet.

Von Ingo Freihorst 23.05.2019, 01:01

Klietz l 2020 sollen laut Vorgabe der Landesregierung die Deiche komplett durchsaniert sein. Das ambitionierte Ziel wird im Bereich der Verbandsgemeinde Elbe-Havel-Land auch fast erreicht: 97 Prozent der 38 Kilometer Elbdeiche sind dann saniert oder im Bau, informierte Flussbereichsleiter Marco Schirmer von Landesbetrieb für Hochwasserschutz auf der Informationsveranstaltung am Dienstag in Klietz. Zu dieser hatte die Bürgerinitiative „Lebendiges Elbe-Havel-Land“ eingeladen.

Nach der Flut von 2013 wurden zuerst alle Schwachstellen beseitigt, wobei die Wälle landseitig sogar noch eine befahrbare Berme erhielten. Damit wird eine ständige Befahrbarkeit gewährleistet – was im Juni 2013 zum Beispiel bei Hohengöhren nicht der Fall war. Die normgerecht sanierten Wälle bekamen eine verstärkte Dichtung von bis zu einem Meter starken Ton, zudem wurde der Kronenweg asphaltiert.

Bei Fischbeck und Hohengöhren sind die Sanierungen beendet, auch die Rückverlegung Sandau-Nord ist abgeschlossen. In der Elbestadt begann an dem Tage die Sanierung des Deiches in der Ortslage, gebaut wird seit einiger Zeit auch bei Neuermark-Lübars.

Knapp 20 Kilometer der Deiche in der Verbandsgemeinde sind saniert, insgesamt 6,6 Kilometer sind derzeit im Bau, knapp 11 Kilometer in Planung oder in der Bauvorbereitung. Hinzu kam eine Sofortmaßnahme bei Schönhausen, hier hatten sich im Wall wegen Strukturschäden tiefe Risse gebildet. Wie kann das passieren, wo doch alle Wälle sicher seien, wollte Klaus Wittmüß wissen. Diese Stelle sei noch nicht saniert worden, kam die Antwort. Hingegen waren die Setzungsrisse im neuen Deich bei Fischbeck harmlos und normal bei solchen Bauten.

Nach 2020 starten noch Deichsanierungen bei Sandau sowie eine weitere am Steindamm in Schönhausen. Dann sind die Wälle im Elbe-Havel-Land komplett durchsaniert.

Wie der LHW der Elbe mehr Raum bei künftigen Überflutungen geben möchte, berichtete Direktor Burkhard Henning. Denn allein höhere Deiche werden zum Schutz nicht reichen. Wobei ein hundertprozentiger Hochwasserschutz ohnehin nie gewährleistet werden könne, schränkte er ein.

Doch man kann so gut es geht vorbeugen – mit Deichrückverlegungen und Poldern wie an der Havel. Dazu hat der LHW 27 Maßnahmen erarbeitet, wovon 22 in der ersten Priorität eingetaktet wurden. Zu letzterem gehören 17 Rückverlegungen und 5 Polder. Knapp 5200 Hektar zusätzliche Retentionsfläche will man so gewinnen, für 112 Millionen Kubikmeter Wasser – ein Volumen wie die Rappbode-Talsperre.

Zu den Vorhaben der obersten Priorität gehören auch drei im Klietzer Bereich: Die beiden Rückverlegungen Klietz – Schönfeld Nord beziehungsweise Süd sowie ein 1050 Hektar umfassender Polder. Letzterer hatte es gerade so in diese Liste geschafft: Mit über 70 Millionen Euro wäre er zum einen arg teuer und zum anderen ist unklar, ob es hydraulische Wechselwirkungen mit den Havelpoldern geben könnte.

Die Rückverlegungen würden 9,2 und 18,2 Millionen Euro kosten, der Hochwasserscheitel könnte um bis zu je 10 Zentimeter gesenkt werden. Die Deiche hier müssen ohnehin saniert werden, doch ist dies in Teilen wegen des erheblichen Baumbestandes nicht möglich.

Das Konfliktpotenzial mit der Landwirtschaft wird als mittelmäßig eingestuft. Doch ist Ute Panther, die Leiterin der Scharlibber Agrargenossenschaft, da anderer Meinung: „Durch den geplanten Polder werden wir in unserer Existenz bedroht.“

Dritte Referentin des Abends war Verbandsbürgermeisterin Steffi Friedebold, sie berichtete, dass 206 von insgesamt 400 Flutschadensbeseitigungen umgesetzt wurden oder in der Planung sind. Die Fördergelder wurden von 86 auf 87 Millionen Euro erhöht, da die Kosten enorm stiegen und zusätzliche Arbeiten zu erledigen waren.

Zum Hochwasserschutzkonzept informierte sie, dass dieses derzeit erarbeitet wird. Vom Land gibt es dazu 80 Prozent Fördermittel. Mit diesem Konzept als Grundlage können dann Fördergelder für die Wasserwehr beantragt werden – für diese werden noch Mitstreiter gesucht.