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Hochwasserschutz 57 Prozent der Deiche sind saniert

Drei Jahre nach dem Deichbruch hat sich beim Hochwasserschutz viel getan. Die Bürgerinitiative ließ sich dazu informieren.

Von Ingo Freihorst 16.06.2016, 01:01

Klietz l Waren 2002 bei der ersten Extremflut nur fünf Prozent der Deiche im Bundesland saniert, war es zur Flut 2013 bereits die Hälfte, aktuell sind es 57 Prozent, informierte Burkhard Henning, der Direktor des Landesbetriebes für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft LHW in seinem Bericht. Insgesamt hatte der LHW von 2002 bis 2015 immerhin 690 Millionen Euro für Sanierungen ausgegeben, davon allein 160 Millionen Euro im Landkreis Stendal.

„Im Vorjahr haben wir sogar erstmals die 100-Millionen-Euro-Marke geknackt, berichtete der Direktor weiter. Daran war der Landkreis Stendal mit 27,3 Millionen Euro beteiligt.

Ein Schwerpunkt ist die Sanierung des Wehrs Neuwerben als Bestandteil der Wehrgruppe Quitzöbel, erfuhren die Gäste der Tagung im Saal des Landguthotels. Dieses Wehr dient im Extremfall als Einlasswehr für die Flutung der insgesamt sechs Havelpolder. Vor etwa 15 Jahren war es bereits teilsaniert worden, bei der Flut im Sommer 2013 trat dann weiterer dringender Sanierungsbedarf zutage.

Zuerst wurde die Brücke durch einen Neubau ersetzt, wodurch die Tragfähigkeit von 8 auf 30 Tonnen stieg. Diese Arbeiten im Umfang von etwa zwei Millionen Euro, die im Sommer des Vorjahres begannen, stehen kurz vor dem Abschluss. Für die Sanierung des Wehres stehen weitere 15 Millionen Euro bereit.

Ein weiteres Thema, welches die Bürgerinitiative auf ihrer Agenda hatte, war nach der Katastrophe von 2013 selbst von ihr angeregt worden: Ein Polder beziehungsweise eine Deichrückverlegung im Bereich Klietz-Schönfeld. Der LHW hat diese Möglichkeit prüfen lassen und für machbar befunden. Eigentlich sind es sogar zwei Vorhaben: Im Norden soll der Deich zurückverlegt werden, im Südbereich sich ein Polder anschließen. Auf viereinhalb Kilometern Länge würden der Elbe 112 Hektar zusätzliche Überflutungsflächen zurückgegeben, was den Hochwasserscheitel um bis zu zwölf Zentimeter senken würde. Denn dadurch werden gleich drei Engstellen im Elbverlauf entschärft.

Die Rückverlegung wurde ins Nationale Hochwasserschutzprogramm aufgenommen, womit die Finanzierung gesichert ist. Mehrere Varianten waren berechnet worden, die Südvariante erhielt den Vorzug – in etwa der Verlauf des Land- und Weidegrabens.

Da in dem Bereich auch Wohnbebauungen stehen, müssen Lösungen für die Anwohner als auch für die betroffenen Landnutzer gefunden werden. Denkbar wären Flächentausche. Weitere Details werden in den kommenden Jahren geklärt. Dennoch dürften noch etwa zehn Jahre ins Land gehen, bis alles umgesetzt wird. Eingeplant sind für die Rückverlegung 46 Millionen Euro. Die Schaffung eines Polders steht auf der Prioritätenliste erst an zweiter Stelle.

Insgesamt sind im Bundesland 23 solcher Bauvorhaben vorgesehen, 18 Rückverlegungen und fünf Polder. An der Elbe werden 13 Maßnahmen umgesetzt. Die umfangreichste wäre ein Polder bei Tangermünde, wobei über 5000 Hektar neuer Retentionsraum gewonnen werden.

LHW-Flussbereichsleiter Reinhard Kürschner informierte zu den Deichsanierungen. Die Schwachstellen in Fischbeck, Hohengöhren, Neuermark-Lübars, Wulkau und Havelberg wurden sofort nach 2013 saniert. In Fischbeck wird jetzt zwischen Lenzenberg und Fährplateau gebaut.

Der LHW arbeitet an den Elbdeichen zuerst die größten Schwachstellen ab, dazu wurde eine Prioritätenliste erstellt. Das bedeutet zugleich, dass nicht durchgehend saniert wird: Manche Stelle – wie der bereits nach 2002 sanierte Deich in Sandau – kommt dadurch erst später an die Reihe. Er ist schon normgemäß und muss nun lediglich noch etwas erhöht werden.