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Hochwasserschutz Besondere Situation durch Polder

Wie es aktuell um den Hochwasserschutz an der Havel im Bereich Vehlgast-Kümmernitz bestellt ist, war Thema eines Info-Abends in Damerow.

Von Andrea Schröder 28.03.2017, 15:58

Havelberg l Vertreter vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz LHW, vom Umweltamt des Landkreises sowie aus der Hansestadt Havelberg informierten im gut besuchten Dorfgemeinschaftshaus in Damerow zu Fragen des Hochwasserschutzes vor allem an der Havel. Mit der Lage direkt in den Havelpoldern, die bei extremen Hochwassern nach Kappung des Elbscheitels durch das Öffnen der Wehrgruppe in Quitzöbel geflutet werden, gibt es für den Bereich Vehlgast-Kümmernitz eine besondere Situation. Gesteuert wird Wasser in die Flächen geleitet, um die Elbanrainer ab Wittenberge zu entlasten.

Zum ersten Mal wurde dies beim Elbhochwasser 2002 praktiziert, ein zweites Mal im Juni 2013. Wobei bei letzterem der Vorgang nach dem Deichbruch in Fischbeck abgebrochen wurde, weil das Wasser dann über andere Wege in die Region gelangte. 2006 standen das Öffnen des Wehres und die Flutung der Havelpolder kurz bevor.

Initiiert hatte den Info-Abend, der auf großes Interesse vor allem von Einwohnern der Havelberger Ortschaft stieß, der stellvertretende Ortsbürgermeister Hans-Günther Rose. Havelbergs Bürgermeister Bernd Poloski unterstützte ihn und lud die Fachkräfte von LHW und Landkreis dazu ein.

Der Bürgermeister nahm gleich vorweg, dass es auf die Frage der Entschädigung der Landwirte bei der Polderflutung an diesem Abend keine Antworten geben werde. Die Maßgaben für die Flutung bestimmt der 2008 geschlossene Staatsvertrag. Die Entschädigungen regeln die Länder. „Wir klagen seit 2002 ein, dass die beiden Länder Sachsen-Anhalt und Brandenburg eine gleiche Entschädigung vornehmen“, sagte Bernd Poloski.

Die bislang unterschiedlichen Entschädigungen sind eine unbefriedigende Situation, wie sich in der anschließenden Diskussion zeigte. Zumal sich insbesondere die Landwirte schon jetzt „schleichend enteignet“ fühlen. Das resultiert aus der zunehmend festzustellenden gewollten und gesteuerten Vernässung ihrer Grünlandflächen und nun aktuell auch noch wegen der „Aufwertung“ ihrer Flächen vom Landschaftsschutzgebiet zum Vogelschutzgebiet. Die betroffenen Flächen würden dadurch immer weniger wert.

Zur Frage von Hochwasserschutz und Polderflutung berichtete Bürgermeister Bernd Poloski, dass die Hansestadt nach 2002 und 2006 genaue Analysen vorgenommen hatte um aufzuzeigen, wo in der Einheitsgemeinde Schwachstellen sind und Handlungsbedarf besteht. Davon sind inzwischen über 80 Prozent der erforderlichen Maßnahmen umgesetzt worden. „Über 20 Millionen Euro wurden bisher in der Einheitsgemeinde investiert, um die Elb- und Haveldeiche zu stabilisieren.“ Beim Vorhaben des Landes, bis 2020 alle Deiche zu ertüchtigen, bilden diese an größeren Flüssen den Schwerpunkt. Dennoch wurden auch die Planungen für die Haveldeiche fortgeführt. Vor zwei Jahren wurde etwa der Polderdeich bei Jederitz gebaut.

„Wir haben uns zudem dafür stark gemacht, dass in den Bereichen in Damerow und Vehlgast, die bei einer Polderflutung nicht geschützt sind, die Deichlücken geschlossen werden“, sagte das Stadtoberhaupt.

Auch legt die Hansestadt Wert darauf, dass der Polder 3 – Vehlgast-Damerow – nicht wie die anderen Polder bis zur Höhe von 26,40 Meter über Normal Null geflutet wird, sondern nur bis 25,00 NN, um diesen Polder mit so wenig Wasser wie möglich zu füllen und ihn auch schnell wieder leer zu bekommen. „Es ist schon eine Menge erreicht worden, es stehen aber noch einige Arbeiten an“, resümierte der Bürgermeister und machte zugleich deutlich: „Unabhängig davon, was wir machen – jedes Hochwasser ist anders. Keiner kann sagen, dass alles hundertprozentig geschützt ist.“

Vom LHW nahmen der kommissarische Leiter des Flussbereiches Genthin Marco Schirmer sowie Alexander Helm, für den Altkreis zuständiger Bereichsingenieur, und Tobias Koch an der Veranstaltung teil. Marco Schirmer berichtete über die Pläne für den Hochwasserschutz an Elbe und Havel im Bereich Havelberg (siehe Info-Kasten). Wie die Planungen für die Haveldeiche in Vehlgast und Damerow konkret aussehen, zeigte Planer Holger Ellmann auf. Die Planungen sind relativ weit und von den Anwohnern liegen Einverständniserklärungen vor. Die Genehmigungsverfahren sollen in diesem Jahr erfolgen, die Bauarbeiten 2018.

Stefan Feder, stellvertretender Umweltamtsleiter und Sachgebietsleiter Wasserwirtschaft im Landkreis Stendal, berichtete über die Funktion und den Zweck der Wehranlage Quitzöbel sowie über die Arbeit der Koordinierungsstelle, der er angehört. Diese wird bei Extremhochwasser der Elbe laut Staatsvertrag beim Land Sachsen-Anhalt gebildet und entscheidet über die Flutung der Polder zur Kappung des Hochwasserscheitels der Elbe. Gegenüber den anderen fünf Havelpoldern, die zur Aufnahme des Elbhochwassers geflutet werden können, besteht beim Vehlgaster Polder die Möglichkeit, ihn gesteuert zu fluten – auf maximal 25 Meter über NN. Andere Polder werden etwa durch Sprengung geöffnet und laufen dann voll.

Zudem berichtete er über die Wasserwehren – ein Thema, das derzeit auch in Havelberg aktuell ist, was die Mitgliederwerbung anbetrifft.