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Imkerei Bienen sammeln fleißig in der Heide

Das Heidekraut auf dem Klietzer Schießplatz hat in prächtiger Blüte gestanden und den Bienen eine letzte reiche Beute des Jahres beschert.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 22.09.2017, 13:55

Schönhauser  Damm l  Darüber freuen sich auch die Imker. So wie Hans Glaser vom Schönhauser Damm. Weit war der Weg nicht, den die Bienen vom Wagen im Garten von Glasers am Ortsrand des Dorfes bis in die Klietzer Heide zurücklegen mussten. Zwei, drei Kilometer und sie konnten sich am Nektar laben und ihn nach Hause tragen. Hans Glaser ist zufrieden mit den gut gefüllten Waben – seine sieben Völker haben wieder ganze Arbeit geleistet.

Nun muss er ran: Waben abdeckeln, stippen, damit sich der Honig besser löst, und dann schleudern. Auch wenn es gutes traditionelles Handwerk ist, erleichtern Maschinen heute die Arbeit des Imkers. Früher wurde jede einzelne kleine Zelle in der Wabe gestippt, heute übernimmt das eine Maschine in Sekundenschnelle. Und auch das Schleudern übernimmt statt Handantrieb ein Elektromotor.

Jeder Handgriff sitzt. Und es dauert nicht lange, da läuft der Honig aus der Schleuder durch ein Sieb in den Eimer. In Gläser abfüllen, fertig.

„Früher hatte ich viel mehr zu tun“, erzählt der rüstige 88-Jährige, während er die nächsten Waben in die Schleuder stellt. Bis zu 40 Völker besaß er, brachte sie in Wagen auch direkt zu den Feldern oder in die Klietzer Heide. Heute sind es noch sieben Völker, die vom Garten aus ausschwirren. Als erstes in den Raps. Dann folgt die Robinie. „Dieses Jahr aber nicht, denn wie auch viele Obstblüten sind auch die Linden bei den späten Nachtfrösten verfroren – schade!“ Dann gibt es „Sommerblüte“, gemischt mit allem, was die Natur im Sommer bietet. Kornblumen beispielsweise. Und Linde. Und dann als letzte „Speise“ des Jahres die Heide – etwas herber im Geschmack. „Früher gab es noch große Wiesen mit Löwenzahn – da konnten wir Imker auch reinen Löwenzahn-Honig machen. Köstlich im Geschmack und intensiv gelb. Aber so viele Wiesen gibt es nicht mehr, so dass sich der Löwenzahn mit anderen mischt.“ Jetzt bereiten sich die Bienen langsam auf den Winter vor. Für Hans Glaser bedeutet das viel Arbeit. Er muss sie in der frostigen Jahreszeit nicht nur warm halten und mit Zuckerwasser füttern, sondern sie auch gut pflegen. Denn Milbenbefall kann ganze Völker ausrotten. Auch er hatte Verluste, aber vom großen Bienensterben vor ein paar Jahren ist er verschont geblieben. Hans Glaser weiß, was zu tun ist, damit die Milben nicht die Bienen befallen – eine Wissenschaft für sich. Ohne Behandlung würden die Bienen sterben.

So versierten Imkern wie Hans Glaser passiert das nicht. Schon sein ganzes Leben ist er Imker. „Ich war gerade neun Jahre alt, als Vater von seinem Onkel ein Bienenvolk geschenkt bekam. Von da an war ich immer dabei. Und dann als Zwölfjähriger, als Vater in den Krieg musste, kümmerte sich der Junge ganz allein um die Bienen. Denn auch die beiden älteren Brüder waren nicht da. Ernst, der Schmied gelernt hatte, kam aus dem Krieg nicht mehr zurück. Der fünf Jahre ältere Franz hatte das Bäckerhandwerk erlernt. Nach der Vertreibung aus dem Sudetenland fanden Glasers hier in der Region ein neues Zuhause: Hans Glaser 1950 auf dem Damm; Franz in Klietz, wo er als Bäcker tätig war. Und natürlich als Imker. Sein Sohn Wolfgang Glaser führt die Familien- tradition bis heute fort.

Hans Glaser, verheiratet mit Marianne (84), ist gelernter Zimmermann, arbeitete aber die längste Zeit in der LPG Pflanzenproduktion.

Dass sich Imker-Nachwuchs findet, ist dem 88-Jährigen wichtig. So gibt er seine Erfahrungen gern weiter, verschenkt auch Völker. Seine Enkelin, die in Mecklenburg lebt, hat sich inzwischen der Imkerei angenommen – da klingelt öfters mal das Telefon und Opa muss einen Rat geben.

Natürlich steht Honig jeden Morgen auf dem Frühstückstisch bei Glasers, „mir schmeckt Raps am besten!“.

Die Ladung Heidehonig ist fertig geschleudert. Leere Waben entnehmen, die nächsten reinstellen, dazwischen abdeckeln und stippen. Auch nach fast 80 Jahren macht Hans Glaser das immer noch große Freude. Und dass in Glasers Garten nicht nur Kartoffeln und Co. wachsen, sondern auch die Blumen vor dem Haus bis in den Herbst hinein herrlich blühen, versteht sich für eine Imker-Familie von selbst.