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Ausstellung In Kuhlhausen: Gemalte Kunst aus dem Flüchtlingslager

Über 70 gemalte Bilder in Kuhlhausen zeugen von den Gefühlen, von Tränen und vom Schmerz der Menschen .

Von Dieter Haase 30.07.2021, 07:47
Als Gast der Ausstellungseröffnung konnte Alireza Hosseini (rechts) aus Afghanistan begrüßt werden. Er berichtete vom Lager auf Lesbos.
Als Gast der Ausstellungseröffnung konnte Alireza Hosseini (rechts) aus Afghanistan begrüßt werden. Er berichtete vom Lager auf Lesbos. Foto: Dieter Haase

Kuhlhausen - In der „Blauen Moschée“, zugleich Welcome-Center der Endegelände-Initiative für Kultur und Verständigung in Kuhlhausen, lautet das derzeitige Thema: „Mensch = Mensch“. Dabei handelt es sich ausschließlich um Malerei aus Moria. Das griechische Flüchtlingslager Moria befand sich im Landesinneren der ostägäischen Insel Lesbos nahe der Ortschaft Moria. In dem für 2800 Personen konzipierten Lager lebten zeitweilig 20000 Menschen; es war Europas größtes Flüchtlingslager und ein sogenannter Hotspot in der Europäischen Union. In dem Lager herrschten wegen der Überfüllung jahrelang katastrophale Zustände. In der Nacht auf den 9. September 2020 kam es durch Brandstiftung seitens mehrerer junger Migranten aus Afghanistan zu einem Großbrand, der das Lager und die Habe der Flüchtlinge fast vollständig zerstörte und 12600 Menschen obdachlos machte. Ein Teil der Menschen wurde auf das griechische Festland gebracht, für rund 7800 Menschen wurde ein provisorisches Zeltlager errichtet.

Ein Raum für die Kunst auf Lesbos

Die in der Blauen Moschée ausgestellten Kunstwerke sind von 2018 bis 2020 im Rahmen des von Eric und Philippa Kempson auf Lesbos gegründeten Kunstzentrums „The Hope Project Greece“ entstanden, das seit sechs Jahren Geflüchteten hilft, die im Lager ankommen. Seit 2015 unterstützt das Hope Project Menschen auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung, die auf Lesbos stranden und dort unter widrigsten Bedingungen ausharren müssen. Neben der Versorgung mit Kleidung und Hygieneartikeln hat das Projekt, wie bereits erwähnt, einen geschützten Ort geschaffen, an dem die Menschen sich kreativ mit der eigenen Situation und dem Erlebten auseinandersetzen können. Nämlich einen Raum, wo die Menschen ihre Talente entfalten und die Kunst für sich sprechen lassen können.

Häufig wird übersehen, dass die Menschen in den Lagern nicht auf ihren Fluchthintergrund reduziert werden sollten, sondern dass es sich um Menschen mit Fähigkeiten, Talenten und Berufungen handelt.

Mit Malereien wird Flüchtlingen eine Stimme verliehen

In der Blauen Moschée in Kuhlhausen wird ihnen mit ihren Malereien nun eine Stimme verliehen und werden ihre Perspektiven und Lebensrealitäten durch die Kunst zugänglich gemacht.

Zusätzlich noch 22 Bilder aus Berlin

„Die Bilder hier werden zum ersten Mal überhaupt gezeigt“, erfuhren die interessierten Kunstfreunde bei der Vernissage von Johanna Scherf und Christoph Böhmer von der Lesbos-Initiative Elbhavelland aus Falkensee, welche die Ausstellung in Kuhlhausen mit organisiert hat. Und auch, dass noch weitere 22 Bilder dazukommen werden, die sich zu dem Zeitpunkt der Ausstellungseröffnung noch in Berlin befanden

Malworkshop für Kinder am 31. Juli

Geöffnet ist die Blaue Moschée für Besucher der Exposition übrigens täglich in der Zeit von 10 bis 20 Uhr, auch am Sonnabend und Sonntag. Am morgigen Sonnabend, 31. Juli, wird hier zudem in der Zeit von 10 bis 18 Uhr zu einem Kinder-Malworkshop eingeladen, wozu alle interessierten Mädchen und Jungen willkommen sind.

Bilder sollen versteigert werden

Und am letzten Tag der Ausstellung, Sonnabend, 7. August, ist dann für alle Gäste eine Ersteigerung von Bildern möglich. Interessenten sollten sich deshalb diesen Tag schon einmal vormerken.

Gäste der Vernissage ließen die gemalten  Kunstwerke aus dem Flüchtlingslager still auf sich einwirken. Bis zum 7. August kann die Ausstellung noch täglich besichtigt werden.
Gäste der Vernissage ließen die gemalten Kunstwerke aus dem Flüchtlingslager still auf sich einwirken. Bis zum 7. August kann die Ausstellung noch täglich besichtigt werden.
Foto: Dieter Haase