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Kanutour Auf der Havel wird gejodelt

Zwischen Rathenow und Havelberg soll es künftig sehr musikalisch zugehen: Mit Kanu-Jodeltouren.

Von Dieter Haase 13.11.2019, 00:01

Strodehne/Havelberg l Vier Tage Jodeln und internationales Volksliedgut an und auf der Unteren Havel? Michael Ilg aus Strodehne hat das bereits möglich gemacht und beabsichtigt, ein solches Erlebnis auch in Zukunft für alle interessierten Frauen und Männer anzubieten. Nicht wie üblich in den Bergen, sondern im flachen Elb-Havel-Winkel. „Ich bin selbst ein leidenschaftlicher Jodler“, sagt er. „Und auf der Unteren Havel zu jodeln, finde ich besonders reizvoll, denn Jodeln ist naturtönige Musik. Der tolle Naturraum an der Havel bietet sich förmlich dazu an, ihn auf stimmungsvolle Art und Weise zu besingen.“

Michael Ilg hat sich aus diesem Grund einen Streckenverlauf ausgedacht, der bei der Premiere der Kanu-Jodeltour vor kurzem von den Teilnehmern aus Deutschland und Österreich, darunter Siruan Darbandi, Sänger aus Graz, große Zustimmung gefunden hat.

Dabei handelte es sich, beginnend in Rathenow, um 12 bis 15 Kilometer lange Etappen bis zum Zielort Havelberg. Sie konnten – weil flussabwärts – alle völlig entspannt absolviert werden. Unterwegs wurde gemeinsam viel gejodelt, aber die Teilnehmer sahen auch, wie der Flussabschnitt in einem europaweit einzigen Verfahren renaturiert wird: Wiederanschließen von Flutrinnen und Altarmen, Entfernung von Steinschüttungen, die Anlage von Auwäldern, naturnahen Sandstränden undsoweiter. „Es ist kurzum ein Dorado für Naturfreunde“, so Organisator Michael Ilg. „Wir konnten unterwegs viele heimische Arten erleben, vom Fisch- bis zum Seeadler, vom Biber bis zur Schwanenblume. Auewiesen begleiteten uns und wir passierten teilüberschwemmte Bereiche voller leiser oder lauter tönender rastender Gänse und Limikolenarten (Watvögel).“

Während der gesamten Tour und beim Paddeln, so berichtete er weiter, „klangen unsere Stimmen weit in die Havellandschaft hinaus – die einfachen mehrstimmigen Harmonien alpenländischer und balkanischer sowie einiger kaukasischer Lieder, die wir gemeinsam sangen“.

Die Vierer Kanadier, die meist jeweils zu dritt besetzt wurden, eigneten sich besonders gut dazu, „uns in wechselnden Stimmteams, also mehrstimmig, auszuprobieren“.

An ausgesuchten Stellen ging die Truppe an Land, um weiter gemeinsam zu jodeln oder einfach nur die Natur zu genießen. „Im Hinabgleiten in unseren Booten wird gesungen und gejodelt. Es braucht keinen Berg fürs Jodeln, aber ein Gefälle. Paddelschlag und einhergehend stete bewusste Atmung schaffen eine ideale Basis für eine kraftvoll tönende Gelassenheit und für eine lebendige Erlebbarkeit des Jodelns“, zeigten sich Gerry Neumann aus Berlin und Inge Maria Drexel vom Vorarlberg in Österreich von der ersten Tour außerordentlich begeistert.

„Mit dieser ersten Tour wollten wir einen Weckruf an alle Jodelfreunde erreichen. Ich wünsche mir, dass sich dieses nicht alltägliche kulturelle Angebot nun weit herumspricht“, hofft Michael Ilg. „Das Angebot richtet sich an fortgeschrittene Anfänger und fortgeschrittene Jodler/innen , die selbstständig ihre beiden Register finden.“

Zusammen mit lokalen Partnern möchte Ilg es für 2020 noch weiter ausbauen. Speziell sind dabei Partner im Startort Rathenow, in den Etappenorten Molkenberg und Strodehne sowie im Zielort Havelberg gemeint. In der Domstadt gehören dazu insbesondere die Domkurie 7 in der Domherrnstraße und die Old School in der Schulstraße, in der für die Premierentour auch die Abschlussveranstaltung – selbstverständlich mit einigen Jodel­einlagen – stattfand.