1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Havelberg
  6. >
  7. In Warnau gibt es keinen Hort mehr

Kita In Warnau gibt es keinen Hort mehr

Hortkinder dürfen mit Beginn des neuen Kita-Jahres am 1. August nicht mehr in Warnau betreut werden.

Von Andrea Schröder 28.07.2017, 15:00

Havelberg/Warnau l Es fehlt an passenden Räumlichkeiten, sanitären Anlagen und auch die Außenanlagen entsprechen baulich und funktional nicht den Bedingungen, die Hortkinder in einer Kita vorfinden müssen. Die Hansestadt Havelberg hatte nach einer Überprüfung der Betriebserlaubnis durch den Landkreis alle Fakten auf den Tisch bekommen, die gegen eine Verlängerung sprechen. Grundlage dafür sind die nach dem Kinderförderungsgesetz (KiFöG) vorgegebenen Regularien, wonach eine Ausstattung vorzuhalten ist, die eine dem Alter der Kinder angemessene Betreuung, Bildung und Erziehung ermöglicht.

Die Auflagen, die die Stadt hätte erfüllen müssen, überschreiten ihre Möglichkeiten gleich in mehreren Punkten, weshalb sowohl die Stadtverwaltung als auch das Elternkuratorium nach mehreren Gesprächen letztendlich festgestellt haben, dass die Erfüllung der gesetzlichen Anforderungen an eine Hortbetreuung in dieser Kita kurz- und mittelfristig nicht umzusetzen ist.

Das liegt einerseits an den Raumkapazitäten – es wäre ein extra Raum nötig, in dem die Hortkinder ihren Interessen nachgehen, forschen, sich zurückziehen, mit Freunden zusammen sein, ihre Kreativität und Phantasie ausleben und ihrem Bewegungsdrang nachkommen könnten – und der Ausstattung etwa mit altersspezifischem Mobiliar und Spielzeug. Auch der Spielplatz wurde als nicht altersgrecht bewertet. Andererseits würde zudem weiteres Personal erforderlich sein. „Das können wir nicht leisten“, sagt Sozialamtsleiter André Gerdel.

Es wäre eine komplette Person erforderlich, die sich nur um die Hortkinder kümmert. Das gibt der Betreuungsschlüssel nicht her, der bei der Hortbetreuung ein Verhältnis von 1:25 vorsieht. Den Warnauer Hort besuchten sechs Kinder. Das stünde in keinem Verhältnis zu den anderen Kitas. „Die Kinderzahlen sind in allen Einrichtungen gestiegen, wir haben keinen Puffer mehr“, sagt André Gerdel. Wohlwissend, dass es für die betroffenen Eltern und Kinder nicht angenehm ist, die bislang mögliche Hortbetreuung in Wohnortnähe aufgeben zu müssen.

Gemeinsam wurde mit allen Beteiligten nach einer Lösung gesucht. Der Landkreis wurde gebeten, die Betriebserlaubnis bis zum Ende des aktuellen Betreuungsjahres am 31. Juli aufrecht zu halten, um zu regeln, wo die Kinder künftig den Hort besuchen.

Dafür stehen drei Varianten zur Wahl: In Sandau, wo die Kinder auch die Grundschule besuchen, in Kamern oder in Havelberg. Der Hort der Hansestadt stößt allerdings schon seit längerem an seine Grenzen. Immer wieder muss die Stadt eine Ausnahme beantragen, um statt 130 bis zu 180 Kinder betreuen zu können. Im neuen Kita-Jahr werden 176 Kinder den Hort besuchen. „Die Kapazitätsgrenze im Hort wird nach der Erfahrung aus den letzten Jahren vollkommen ausgeschöpft werden,“ so der Amtsleiter weiter.

Sandau ist der Favorit. Allerdings gab es da ein Transportproblem, weil es vom ÖPNV keine Busverbindung zwischen Sandau und Warnau gab, mit der die Kinder nach dem Hort nach Hause fahren könnten. Hier gab es verschiedene Gespräche, auch mit der Verbandsgemeinde Elbe-Havel-Land. Im Endeffekt wurde der Busplan angepasst und die Kinder können nun entweder den Hort in Sandau oder in Kamern besuchen. „Ich bedanke mich beim Kuratorium, dem Landkreis und auch bei der Verbandsgemeinde Elbe-Havel-Land für die lösungsorientierte und pragmatische Zusammenarbeit. Dass wir dieses Ergebnis so zustande bekommen haben, ist das Verdienst aller Beteiligten,“ stellt André Gerdel heraus.

Die Betriebserlaubnis für die Warnauer Kita wurde vom Landkreis dahingehend zum 1. August 2017 geändert, dass 12 Plätze für Krippenkinder und 20 Plätze für Kinder im Alter von drei Jahren bis zum Schul­eintritt zur Verfügung stehen. „Die Regelung ist flexibel gehalten, wir können dort auch acht Krippen- und 24 Kindergartenkinder betreuen“, erklärt der Amtsleiter.

Die Betriebserlaubnisse für die Kitas stammen aus 2010/11, aus der Zeit vor dem neuen KiFöG. Auch für die anderen Kitas rechnet der Amtsleiter noch mit Neubewertungen, aber nicht damit, dass es da schwerwiegende Änderungen geben wird. Mit Blick auf die vom Land angekündigte Novellierung des KiFöG sagte er: „Wir erwarten diese mit Spannung. Hieraus werden sich neuerliche Arbeitsfelder ergeben, die zurzeit noch nicht abzuschätzen sind.“