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Kita-Projekt Und dann will Jake der Prinz sein

Die einen wollen laut herumtoben, die anderen in Ruhe spielen. Doch alle sind in einem Raum. Wie geht es, dass alle zu ihrem Recht kommen?

Von Andrea Schröder 20.05.2019, 15:12

Havelberg l Jake ist der Erste, der seine Puppe allen vorstellen möchte. Sie heißt Asu, isst gern Eier und will Eisenbahn spielen, erklärt er in der Runde der Kinder, die am Projekt „Kenn deine Rechte!“ teilnehmen. Zu Gast ist Schauspielerin und Theaterpädagogin Claudia Tost vom Theater der Altmark in Stendal. Dieses bietet gemeinsam mit den Demokratierpartnerschaften des Landkreises Stendal Demokratieprojekte in Kindertagesstätten an. Der Verein Kinderstärken ist dabei die Koordinierungsstelle. Die Havelberger Kita Regenbogen gehört zu den Ersten, die das Angebot angenommen haben.

Nach einem ersten Kennenlernen der 30 Kinder aus der mittleren und großen Gruppe baute Claudia Tost zunächst mit den Mädchen und Jungen Handpuppen, bei denen der Phantasie freier Lauf gelassen wurde. Dann ging es daran, kleine Theaterszenen zu entwickeln. Wie einfallsreich die Kinder dabei sind, durfte die Volksstimme bei einem Treff miterleben.

„Wollen wir heute die Puppen spielen lassen?“ fragt Claudia Tost und bekommt ein lautes einstimmiges Ja zugerufen. Die Puppen stellen sich vor, sagen, was sie am allerliebsten machen und finden sich mit anderen zusammen, erklärt die Schauspielerin des TdA. „Wir finden heraus, wer zusammen spielen möchte, wer eine andere Meinung hat. Ihr Kinder seid die Eltern der Puppen.“ Das reicht zur Einführung. Schon meldet sich Jake. Er geht nach vorn an den Tisch, der sozusagen die Bühne ist. Als er sagt, dass seine Puppe Eisenbahn spielen möchte, kommen weitere Kinder hinzu. Cellin findet zunächst keinen Platz. „Rutscht mal bitte“, sagt sie später, als diese erste kleine Szene noch einmal gespielt wird. Alle Puppen fassen sich an und die Zuggeräusche der Kinder, die sie mit ihren Stimmen imitieren, werden immer lauter.

Plötzlich melden sich drei andere Kinder. „Wir bekommen ja Ohrenschmerzen, ihr seid viel zu laut!“ Fragen stehen im Raum: Sollen sie mit Eisenbahn spielen, sollen die Kinder aufhören mit ihrem Spiel oder reicht es, wenn sie leiser spielen? Sami, der das alles bisher beobachtet hat, sagt: „So kann das nicht weitergehen, ihr müsst euch entscheiden. Wir müssen eine Lösung finden.“ Dann fährt der ganze Zug ganz leise durch den Raum und die drei Mädchen können ihr Prinzessinnen-Spiel beginnen. Jake will mitspielen. Er möchte der Prinz sein.

Diese kleine Szene steht beispielhaft für viele Situationen im Kindergartenalltag. Rücksicht nehmen, darauf zu achten, wie es anderen geht, sich zuzuhören, Lösungen zu finden. Demokratie geht schon im Kindergarten.

Ziel des Projektes, das sich mit Demokratie, Partizipation und Gemeinschaft auseinandersetzt, ist es, sich mit den Rechten von Kindern zu beschäftigen. Mit eingebunden sind auch die Eltern, die ebenso wie die Erzieher zum Workshop eingeladen waren. Der fand diese Woche statt und war sehr gut besucht. Vielleicht der Auftakt für weitere solcher Workshops.

Das Ergebnis wird am Mittwoch, 22. Mai, beim großen Familienfest vorgestellt. Neben dem Demokratieprojekt erfährt dann auch das Jolinchen-Projekt zur gesunden Lebensweise seinen Höhepunkt. Eltern, Großeltern, Geschwister sind um 15 Uhr zur Eröffnung willkommen. Da zeigen alle Gruppen ein Programm mit Liedern, Gedichten und Tänzen. Die Kinder, die am Theaterprojekt teilgenommen haben, spielen dann im Kinder-Eltern-Zentrum ihre selbst entwickelten Theaterszenen vor, berichtet Erzieherin Sylvia Liban, die das Demokratieprojekt initiiert hat. Für Herzhaftes und Süßes ist von Seiten der Eltern gesorgt. Da wurden dem Jolinchen-Projekt entsprechend Rezepte herausgesucht. Man darf sich überraschen lassen. Vorbereitet sind Mitmachstationen, an denen sich Kinder und Erwachsene gemeinsam zum Beispiel beim Hindernisrennen beweisen können. Alle Sinne werden angesprochen.