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Konzept Wenig Verbundenheit im Elbe-Havel-Land

Für das Integrierte Entwicklungskonzept für die Verbandsgemeine Schollene und Schönhausen ist Befragung der Bürger jetzt ausgewertet.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 14.09.2017, 01:01

Schollene/Schönhausen l Die Verbundenheit zum eigenen Dorf ist groß, die zur Verbandsgemeinde dagegen gar nicht. Das ist eines der Ergebnisse der Umfrage, die die mit der Erstellung des Integrierten Entwicklungskonzeptes IEK beauftragten Büros LandLeute GbR aus Stendal und als Kooperationspartner das Architekturbüro Hallmann aus Havelberg am Dienstagabend in der Schollener Elbe-Havel-Brauerei vorstellten. Repräsentativ ist die Umfrage zwar nicht, aber sie spiegelt doch die Stimmung wider. 348 Bewohner der Verbandsgemeinde Elbe-Havel-Land haben bei der zwei Monate dauernden Befragung online oder vor Ort mitgemacht – das sind nur vier Prozent der derzeit 8685 Einwohner.

Die Einwohnerentwicklung spielt im Konzept eine gewichtige Rolle. Lebten im Elbe-Havel-Land 1985 noch 11.300 Menschen, so waren es zehn Jahre später nur noch 10.500. Die Prognose für 2020: 8029; für 2030: 7185. Deutlich größer wird der Anteil der Senioren. Darauf müsse man mit Barrierefreiheit und altersgerechten Wohnungen reagieren, so ein erstes Fazit der Planer.

Die erste Frage, die gestellt worden war: Wie verbunden fühlen Sie sich mit Ihrem Wohnort? „Sehr“ antworteten immerhin 217 Menschen. Nur 64 Menschen würde es leicht fallen, wegzuziehen – das zeugt von großer Heimatverbundenheit. Mit der Verbandsgemeinde Elbe-Havel-Land verbunden fühlen sich die Bürger kaum, am wenigsten die Schollener, am meisten die Schönhauser.

Worin man am meisten Geld investieren sollte? In die Schulen. Drei gibt es an vier Standorten. Derzeit lernen hier 268 Kinder, für das Jahr 2030 sind 214 prognostiziert. Ganz aktuell ist, dass die Landesregierung nun doch wieder Grundschulverbände zulässt, um kleine Schulen zu erhalten – eine Chance für Wust?

Sorgen um den Fortbestand der sieben Kindergärten müsse man sich nicht machen, sie sind gut ausgelastet. Es gibt fünf Bibliotheken und der Bücherbus tourt durch das Land. Den 436 Jugendlichen stehen zehn Klubs offen, allerdings werden die Angebote nicht von vielen genutzt. Rege genutzt werden dagegen die Sportvereine. Immerhin 47 in acht verschiedenen Sparten gibt es im Elbe-Havel-Land. Deshalb sollten die Gemeinden auch mehr in die Vereine investieren und vor allem das Ehrenamt fördern. Das trifft auch auf die Kameraden in den 16 Ortsfeuerwehren zu – ihre Arbeit sollte besser anerkannt werden.

Es gibt vier Museen und eine Ausstellung – dennoch wird die kulturelle Vielfalt von den Befragten in vielen Fällen als mangelhaft bewertet. Gewünscht werden Konzerte und generationsübergreifende Angebote.

Mit Sandau und Schollene gibt es zwei Seniorenheime, dazu in etlichen Orten Seniorentreffs. Von fast allen Befragten kritisiert wird, dass es nur noch in Schönhausen Geld­institute gibt. Außerdem wünschen sie sich mehr Einkaufsmöglichkeiten vor Ort. Es gibt nur noch drei größere Lebensmittelmärkte. Da viele Berufstätige nach außerhalb pendeln (Beispiel Wust-Fischbeck: 85 Prozent), kaufen sie auch außerhalb ein. Vor allem Tangermünde, Havelberg und Rathenow wurden als die genutzten Städte genannt.

Zufrieden sind die Befragten mit der medizinischen Vorsorgung: Es gibt Allgemeinmediziner, Zahnärzte und Physiotherapien vor Ort, die Krankenhäuser sind nicht weit weg.

Wichtiges Thema ist auch das schnelle Internet. Dass die Versorgung mit Breitband schleppend voran geht und länger dauert als versprochen, ärgert die Bevölkerung.

Zwölf Prozent der Berufstätigen sind im landwirtschaftlichen Bereich tätig. Es gibt keine sehr großen Unternehmen, aber doch Betriebe mit überregionaler Ausstrahlung wie Thermoplast in Schönhausen.

Mit den Ergebnissen der Analyse und Befragungen machen sich die Planer nun daran, ein Konzept zu erstellen. Ideen dafür wurden in Schollene zusammengetragen (dazu demnächst mehr). Eine der Anregungen von Göran Fenn aus Klietz: In den Orten gibt es in den Neubaublöcken viel Leerstand. Diese „Fremdgebilde“ in den Dörfern sollen verschwinden und dafür die zum Ortsbild passenden Gebäude – auch Ställe oder Scheunen – zu ansprechendem Wohnraum umgenutzt werden.