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Krankenhaus Druck auf die Politik ist weiter wichtig

Es war seit langem wieder ein richtiger Protest, mit dem die Mitarbeiter des Havelberger Krankenhauses auf ihre Lage aufmerksam machten.

Von Andrea Schröder 29.05.2020, 01:01

Havelberg l „Wir fordern Klarheit, Antworten und Informationen. Wir wollen Respekt!“ Das sagte die stellvertretende Vorsitzende des Betriebsrates des Havelberger Krankenhauses Anke Görtz am Donnerstag vor dem Krankenhaus, als sie die 17. Aktive Mittagspause eröffnete. Nachdem in den vergangenen Wochen donnerstags um 12 Uhr wegen der Kontaktbeschränkungen Einzelproteste stattgefunden hatten, riefen die Mitarbeiter nun wieder zu einer größeren Demonstration auf. Denn an ihrer Situation hat sich noch immer nichts geändert.

Seit 20 Wochen kämpfen sie, unterstützt von vielen Havelbergern, Politikern und der Gewerkschaft Verdi um den Erhalt der stationären medizinischen Versorgung in Havelberg. Doch noch immer gibt es keine Klarheit zur Zukunft. Seit Wochen hören sie von Verhandlungen, die zwischen dem Landkreis und zwei möglichen Trägern stattfinden. „Es war und ist für uns oft eine emotionale Achterbahn, weil wir bis heute nicht wissen, wie es mit unserem Krankenhaus weitergeht. Wir haben es verdient zu erfahren, was unter strenger Geheimhaltung der Politik und ohne unsere Einbeziehung mit potenziellen Trägern verhandelt wird, denn es geht um uns. Für uns ist es nicht fünf vor Zwölf, sondern eine Minute vor Zwölf. Am 30. Juni ist für einige Kollegen die Kündigungsfrist zu Ende und sie müssen sich eine neue Arbeit suchen. Dann würde unser Team, das bis jetzt so fest zusammengehalten hat, anfangen zu zerbrechen. Dazu soll es nicht kommen“, machte Anke Görtz deutlich.

Nicht nur die Mitarbeiter befürchten, dass das Krankenhaus für Havelberg unwiederbringlich verloren ist, wenn bis 30. Juni keine konkreten Ergebnisse vorliegen. Wie berichtet, stehen die Salus gGmbH und die Johanniter in Stendal als Träger zur Debatte.

„In den nächsten zwei, drei Wochen müssen Nägel mit Köpfen gemacht werden. Wir müssen den Druck von außen auf Landkreis, Sozialministerium und Krankenkassen legen“, sagte Landtagsabgeordneter Wulf Gallert (Linke), der den Kampf um das Krankenhaus seit Januar, als die Schließungspläne der KMG bekannt geworden sind, unterstützt. „Es geht hier nicht nur um das Krankenhaus, sondern um die Attraktivität der Stadt. Fällt ein Dominostein, drohen andere mit zu fallen“, sagte der ehemalige Havelberger, der gern aus anderen Gründen öfter in seine alte Heimatstadt kommen würde.

„Gesundheit statt Geld“ und „Kein Aus fürs Krankenhaus“ riefen die Teilnehmer des Protestzuges, nachdem sie am Klinikum wieder einmal das Krankenhauslied gesungen hatten. Lautes Trillerpfeifen begleitete den Marsch, der zur Ampelkreuzung an der Bundesstraße führte. Mit dabei ein ARD-Team, das für die Sendung „Panorama“ – der genaue Sendetermin steht noch nicht fest – die Schließung von Krankenhäusern und die medizinische Versorgung auf dem Land beleuchtet. Auch Bürgermeister Bernd Poloski (parteilos) rief zum Druck der Bürger auf die Politik auf. Auch wenn sich alle gegebenenfalls damit abfinden müssten, dass es das Krankenhaus so, wie sie es kennen, nicht mehr geben könnte, sollte bis Ende Juni feststehen, wie die stationäre und ambulante medizinische Versorgung danach gesichert wird.