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Kulturprojekt Maikühle in der Buchstation

Vor der Buchstation in Havelberg macht ein Aufsteller mit einem großen Fragezeichen unter dem Wort „Geöffnet“ Passanten neugierig.

Von Dieter Haase 09.11.2016, 00:01

Havelberg l Was hat das zu bedeuten? „Ist recht maikühl hier“, schmunzelt Bruno Schmidt. Nachdem sich Christine Foege aus gesundheitlichen Gründen dazu entschlossen hatte, die Leitung der Buchstation in andere Hände zu geben, hat er sie übernommen. „Gemeinsam mit Christine Taege“, fügt er an. „Wir bilden hier jetzt sozusagen eine Doppelspitze.“

Wenn der Winter kommt, sind die Mitarbeiter der Buchstation – insgesamt sind es derzeit zehn ehrenamtliche Frauen und Männer – gezwungen, die Heizung in ihrer Einrichtung herunterzudrehen und das Haus zu schließen. „Leider ist das so. Aber die Heizkosten für einen ganzen Winter aufzubringen, das kann sich das Kulturprojekt als Verein nicht leisten. Das war schon im vergangenen Jahr so und das wird auch in diesem Jahr so sein“, bedauern Bruno Schmidt und Christine Foege, die, auch wenn sie keine Leiterin mehr ist, „ihre“ Buchstation natürlich nicht im Stich lässt.

Die Spenden, die die Buchstation im Jahr dankenswerterweise von Besuchern erhält, „reichen gerade für das Nötigste“, sagt Christine Foege. Denn die Unterhaltung der Buchstation bestehe ja nun nicht nur aus den Kosten für die Heizung. Strom, Wasser, Gas würden auch für andere Dinge benötigt, und Veranstaltungen seien abzusichern. Für dieses Jahr sind übrigens noch zwei geplant: Am 22. November geht es im Rahmen des Kleine-Dott-Projektes um Buchillustrationen, und im Dezember hält der Havelberger Militärhistoriker Harald-Uwe Bossert noch einen interessanten Vortrag zur Weihnachtsthematik.

„Für uns steht jedenfalls fest: Wir halten die Buchstation in der jetzigen kühleren Jahreszeit offen, so lange es geht. Wenn es nicht mehr geht – für diesen Zeitpunkt steht das Fragezeichen –, dann geht es eben nicht mehr“, macht Bruno Schmidt deutlich. Allerdings sind die Öffnungszeiten bereits etwas zurückgefahren worden. Vorübergehend ist am Montag, Dienstag und Donnerstag in der Zeit von 10 bis 16 Uhr die Eingangstür der Buchstation aufgeschlossen.

Schon, weil es auch im November noch eine ganze Reihe von Besuchern gibt. „Hauptsächlich sind es Gäste der Domstadt, die dann darüber staunen, dass es so etwas noch gibt: einfach das mitzunehmen, was man gerne lesen möchte, ohne etwas zu bezahlen und ohne es wieder zurückbringen zu müssen. Dafür geben sie dann auch gerne etwas in unser Spendenschwein.“ Ein Besucher habe sich erst kürzlich sehr großzügig dabei gezeigt und das Schwein mit 20 Euro „gefüttert“. Das ist übrigens auch exakt der Preis, den die Buchstation für eine gefüllte Gasflasche bezahlen muss.

Bei vielen Leuten sehr gefragt sind Kinderbücher aus DDR-Zeiten. „Einmal stand eine ältere Frau bei uns mit Tränen in den Augen im Kinderzimmer. Sie war so gerührt darüber, dass wir noch Bücher haben, die sie schon als Kind gelesen hat.“