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Kunden-Boom Keine Corona-Pause im Fahrradhaus

Für das Fahrradhaus Hubeny in Havelberg, das einzige im 30-Kilometer-Umkreis, ist Hochsaison.

Von Dieter Haase 06.08.2020, 01:01

Havelberg l „Wir haben von morgens bis abends voll zu tun“, sagt Inhaber Dirk Tetzlaff. „Normalerweise geht die Saison für uns erst zum Mai so richtig los. In diesem Jahr konnten wir uns aber schon in der zweiten Märzhälfte kaum vor Aufträgen retten“, berichtet Judith Tetzlaff, die Ehefrau von Dirk Tetzlaff. Sie nimmt stark an, dass das vor allem im Corona-Lockdown begründet ist. „Die Leute, die zu Hause geblieben sind, hatten viel Zeit, um auf ihren Grundstücken gründlich aufzuräumen. Sie nutzten die Gelegenheit, dabei so manches Fahrrad aus dem Schuppen oder aus dem Keller zu holen und zur Inspektion beziehungsweise Reparatur zu uns zu bringen.“ Der Ansturm war groß. So groß, dass Tetzlaffs es nicht mehr schafften, alle Wünsche zu erfüllen. „Ich kam in der Werkstatt einfach nicht mehr hinterher. Die Fahrräder haben sich auf unserem Grundstück regelrecht gestapelt“, erzählt Dirk Tetzlaff.

Aus diesem Grund entschied sich das Ehepaar nach etwa zwei Wochen, für Reparaturwünsche nur noch Termine zu vergeben. „Wir sind damit Tag für Tag zwar immer noch voll, aber dieses System funktioniert viel besser. Es macht alles überschaubarer. Ich und meine Frau, welche sich im Geschäft um Verkauf, Verleih, Annahme und Ausgabe von Fahrrädern sowie um die Terminvergabe für Reparaturen und um die Buchführung kümmert, haben uns dabei als Team bestens eingespielt“, schätzt Dirk Tetzlaff ein. „Ohne sie würde das überhaupt nicht funktionieren“, lobt er ausdrücklich deren Arbeit. Jeden Tag nach Feierabend sei aber noch nicht wirklich Feierabend. „Dann sprechen wir uns ab, was am nächsten Tag so alles für Aufgaben anstehen. Auch das hat sich bewährt.“

Tetzlaffs haben sich bereits vor dem Lockdown mit Ware ordentlich eingedeckt. Mit Fahrrädern und E-Bikes für den Verkauf, mit entsprechendem Zubehör und auch mit Material für Reparaturen. „Als hätten wir vorausgesehen, dass es wegen Corona Engpässe geben wird.“ Das war ihr Glück. Das Lager ist gut gefüllt. Denn die Lieferschwierigkeiten kamen. Einige davon bestehen auch jetzt im August noch.

Trotz aller guten Planung für den nächsten Werktag gibt es aber auch wieder mal Dinge, die einen Teil davon auf den Kopf stellen. „Das ist zum Beispiel der Fall, wenn Radwanderer, die jetzt übrigens massenhaft zu sehen sind, weil im Corona-Jahr der Urlaub in Deutschland selbst boomt, uns um Hilfe bitten, weil an ihrem Gefährt etwas kaputt gegangen ist. Wenn sich das schnell reparieren lässt, dann kümmere ich mich auch so schnell wie möglich noch am selben Tag darum. Wenn ich aber erst bestimmte Teile bestellen muss, die in der Regel dann am nächsten Tag da sind, bitte ich die Leute, sich in Havelberg eine Übernachtungsmöglichkeit zu suchen“, so Dirk Tetzlaff. Dieser Fall sei in diesem Jahr aber zum Glück noch nicht oft eingetreten.

Doch nicht nur in der Fahrradwerkstatt gibt es immer was zu tun. „Ich bin auch mit dem Fahrradverkauf und dem Verkauf von E-Bikes, die seit einiger Zeit zu unserem Angebot gehören, recht zufrieden“, erklärt Judith Tetzlaff. Was die E-Bikes betrifft, die inzwischen rund ein Drittel des gesamten Umsatzes ausmachen, „haben wir uns beide schulen lassen, um interessierte Kunden richtig beraten und defekte E-Bikes auch wieder in Ordnung zu bringen“.

Der Kundenstamm von Tetzlaffs reicht übrigens weit über Havelberg hinaus. Bis in brandenburgische Regionen. Und auch in große Teile des Landkreises Stendal.

Wie es mit dem eigenen Urlaub 2020 aussieht? „In der Fahrrad-Hauptsaison, also vom Frühjahr bis zum Herbst, nehmen wir wegen der vielen Arbeit nie Urlaub. Wenn wir mal etwas abschalten wollen, dann fahren wir am Sonnabend hin, wo es uns gefällt. Am Sonntagabend sind wir dann wieder zurück“, verrät Judith Tetzlaff. Etwas weiter weg geht es meist in der Zeit zwischen November und Februar, wenn die Leute ihre Fahrräder weggestellt haben. So ist es auch in diesem Jahr gewesen. „Der Urlaub für uns ist lange vorbei“, blickt Dirk Tetzlaff auf Vergangenes.