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Landwirtschaft Schäfer beklagt Wolfsausbreitung

Der Schaf- und Rinderzucht hat sich Uwe Paul in Toppel verschrieben. Die Haltung wird schwieriger, je mehr sich der Wolf ausbreitet.

Von Wolfgang Masur 12.04.2017, 23:01

Havelberg l Die „Kinderstube“ von Schäfermeister Uwe Paul, der mit seiner Schafzucht im Havelberger Ortsteil Toppel ansässig ist, ist auch in diesem Jahr wieder gut gefüllt. 300 Lämmer tummeln sich im Schafstall und warten auf den Weideaustrieb. 350 Muttertiere – Merinofleischschafe, die in kontrolliert biologischer Tierhaltung aufwachsen – kommen zu dem Gewusel noch hinzu. Diese Zahlen waren in den Vorjahren schon weitaus höher. Merinoschafe sind eine aussterbende Rasse und sie stehen auf der Roten Liste der bedrohten Nutztierrassen. „Wenn das Wetter so bleibt, werden wir Ende des Monats den Weidebetrieb eröffnen. Aber es macht keinen Spaß mehr“, sagt der 63-jährige Schäfermeister.

In Bezug auf den immer näher kommenden Wolf macht auch er sich Gedanken über die Zukunft der Schafszucht. „Die Berichterstattungen aus der näheren Umgebung geben einem zu denken, und mir ist auch bekannt, dass gar nicht alle Vorfälle mit dem Isegrim gemeldet werden. Der Wolf kommt und keiner vertreibt ihn“, sagt Uwe Paul. Die schrumpfenden Zahlen seiner Lämmer und Muttertiere sind dem Thema Wolf geschuldet. Ein weiterer Grund ist der fehlende Nachwuchs, denn es wird wohl bald keine Schäfer mehr geben.

Uwe Paul will die letzten Jahre bis zum wohlverdienten Ruhestand noch durchziehen, aber er blickt sehr pessimistisch in die Zukunft. „Schäfer in meinem Alter hören jetzt auf und die privaten Schafhalter sowieso. Keiner hat Lust darauf, sich mit solchen Dingen wie dem Wolf auseinanderzusetzen.“ Die Entschädigungszahlungen nach einem Wolfsriss können nicht den Zuchtaufwand und die zu erwartenden Zuchterfolge abdecken. „Wenn Wölfe die Koppel umkreisen, egal ob bei Schaf oder Rind, werden die Tiere so hektisch und ängstlich, dass sie letztendlich die Umzäunung niedertreten. Da nützt auch kein Untergrabeschutz“, ist sich Uwe Paul sicher.

Während des Gesprächs überfliegen zwei Rotmilane die kleine Koppel, an der Uwe Paul gerade mit dem Zaunbau fertiggeworden war. Natur pur! „Davon gibt hier noch einige mehr und ich vermute, dass sie in der Nähe einen Horst haben“, so der Schäfermeister.

Hinter dem fertigen Zaun toben fast 40 Rinder der Rasse „Simmentaler Fleckvieh“. Sie genießen das erste Grün auf der Weide. „Das Simmentaler Fleckvieh ist eine Rasse des Hausrindes. Die Bezeichnung ist jedoch in der Schweiz unterschiedlich zu der in Deutschland und Österreich. Die Haltung ist nicht so arbeitsintensiv und die jetzt ein viertel Jahr alten Jungtiere gehen im Oktober weg in den Verkauf. Das Fleisch dieser Rinder ist sehr gefragt“, erläutert Uwe Paul. Zwanzig Mutterkühe und einen Bullen behält er für die Nachzucht.

Seine Schaf- und Rinderzucht gehört zur Bio-Betriebsgemeinschaft GbR von Gerd Marx, die auch im Umfeld landwirtschaftliche Flächen bewirtschaftet. Uwe Paul ist seit über 40 Jahren Schäfermeister und Vorsitzender im sachsen-anhaltischen Bereich des Vereins „Lammfleisch aus dem Elbetal“.