Aus der Traum vom Bäcker

Klietz l „Ich muss umschulen“, erzählt die 19-Jährige aus Neuwartensleben, als sie für das Volksstimme-Foto zusammen mit ihrem Ausbilder Cornelius Glaser zwei Nougattorten zubereitet. In der Klietzer Bäckerei hat sie das Handwerk ganz solide gelernt. Doch kurz nachdem sie vor drei Jahren ihre Lehre angetreten hat, treten Hautprobleme auf. Paula konsultiert Ärzte, bis endlich jemand herausfindet: Mehlallergie! Ausgerechnet Mehl! Wie weiter? Vielleicht geht es wieder weg? Handschuhe tragen. Aber das ist umständlich und ein ganzes Berufsleben lang nicht möglich.

Schweren Herzens entschließt sich Paula, die eigentlich auch noch Konditorin werden wollte, einen anderen Weg einzuschlagen. Sie hat einen guten Draht zu Kindern, „deshalb möchte ich Erzieherin werden“. Zunächst erst einmal macht sie ein FSJ, „ich hoffe, dass es in einem Havelberger Kindergarten klappt“, ist sie zuversichtlich. Bäckerlehre umsonst? „Auf keinen Fall. Die Ausbildung hat Spaß gemacht und bringt mir ja auch viel. Ich kann Brot und Brötchen backen. Und wenn Familienfeiern anstehen, bin ich diejenige, die für die Torten verantwortlich ist.“ Für die Gesellenprüfung musste es übrigens eine Motto-Torte zur Einschulung sein.

Auch mit dem früher aufstehen als Bäckerin wäre Paula klargekommen, „man gewöhnt sich schnell daran“. Zu Ausbildungsbeginn in Klietz hat sie sich eine Wohnung in der Seegemeinde genommen, um sich die nächtliche Anfahrt aus Neuwartensleben zu ersparen.

Paula sieht ihre Zukunft in der Region – wenn auch nicht als Bäckerin, dann aber als Erzieherin.

Während sich die eine Auszubildende gerade verabschiedet hat, steht nun eine Neue mit Cornelius Glaser in der Backstube: Celina Rose aus Sandau. Sie hatte den Girlsday hier absolviert und auch ein Praktikum. Und da sie schon immer gern gebacken hat, bewarb sie sich um die Lehrstelle – und hat sie bekommen.

Celina ist die inzwischen siebte Auszubildende bei Bäckermeister Cornelius Glaser. Der 38-Jährige konnte sich unlängst selbst eine Jubiläumstorte backen: 60 Jahre Bäckerei Glaser. Sein Opa Franz hatte das Geschäft am 1. August 1957 in Klietz eröffnet. Vater Wolfgang übernahm es am 1. Januar 1984. Und Cornelius Glaser ist in dritter Generation seit 2002 Meister in der Backstube. Vater und Mutter helfen hin und wieder aus – vor allem, wenn es im Oktober mit der Weihnachtsbäckerei losgeht. Außerdem gehört als Gesellin Karina Buchmann zum Team.

Dass seine Lehrlinge stets zu den Besten im Landkreis gehören, macht den Klietzer schon etwas stolz. Ihm ist die Lehrausbildung ein wichtiges Anliegen, „leider gibt es heute nicht mehr so viele Betriebe, die ausbilden“. Er selbst sitzt in der Prüfungskommission, darf seine Lehrlinge natürlich nicht bewerten. Und er selbst stellt sich auch immer wieder dem Wettbewerb: Wenn die besten Stollen- und Brotbäcker des Landkreises ermittelt werden, ist der Klietzer dabei. Die zahlreichen Urkunden zeugen von seinen Erfolgen.