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LHW-Information Fast vier Kilometer Deich werden saniert

Sowohl im Norden als auch im Süden von Schönhausen wird in diesem Jahr der Elbdeich saniert. Im Bürgerzentrum wurde dazu informiert.

Von Ingo Freihorst 06.02.2017, 00:01

Schönhausen l Nördlich der ICE-Brücke wird der Elbdeich in diesem Jahr auf 1900 Metern Länge – also bis zur Panzerüberfahrt nach Storkau – normgerecht saniert, informierte der Projektverantwortliche Tobias Koch vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz LHW. Die Deichböschung sei in dem Bereich zu steil und dessen Höhe zu niedrig, weshalb der Wall im Schnitt um 50 Zentimeter erhöht wird. Nach 2013 wurden die Anschlaglinien für Hochwässer der Elbe neu definiert – entsprechend muss die Deichhöhe angepasst werden.

Alle Genehmigungen liegen jetzt vor, Ende Februar wird ausgeschrieben, im Mai soll der Baustart erfolgen. Saniert wird in zwei Abschnitten, der zweite folgt 2018. Die Kosten für einen Kilometer Deichsanierung betragen etwa 1,5 Millionen Euro.

Derzeit sind die Kampfmittelräumer im Gange, sie werden auch beim Bau begleiten. Weil illegal nach Munition gegraben wurde, wird die Baustelle rund um die Uhr bewacht. Neben einem Pferdeskelett wurden sogar Stahlträger und -platten im Deich gefunden. Auch die Archäologen rücken noch an.

Saniert wird der Wall immer in 250 Meter langen Abschnitten – falls ein Hochwasser kommt, kann die Lücke rasch geschlossen werden. Zuerst wird der Mutterboden abgetragen, dann wird der Altdeich abgetreppt. Auf diesem wird dann saniert. Wasserseitig wird eine Lehmschürze als Dichtung aufgetragen, landseitig kommt ein Entlastungsschlitz in den Boden. An einigen Stellen wird auch ein Wühltierschutz gegen Biber eingebaut. Landseitig bleibt zudem der Qualmdeich erhalten. Nicht erhalten bleiben hingegen aus Kostengründen alle vorhandenen Überfahrten, sie werden reduziert.

Der Kronenweg auf dem Wall wird mit Asphalt befestigt. Dafür muss an einer Stelle das alte Pflaster weichen, etwa 5500 Quadratmeter. Da er selbst keinen Bedarf hat, bietet der LHW die Steine nun den Kommunen an – Schönhausen hat allerdings keinen Bedarf.

Auf alten Landkarten erkennt man, dass der Deich zwischen 1843 und 1890 bereits begradigt worden war, informierte Planer Holger Hahn aus Berlin. Vermutlich geschah dies im Gefolge der schlimmen Flut von 1845. Zuletzt wurde in dem Bereich in den Jahren 2005 und 2006 saniert.

Eine Lehre aus 2013 war für den LHW zudem, dass der Wall durchgehend durch eine landseitige befahrbare Berme verstärkt wird. Doch gibt es dabei auch Ausnahmen, wenn es um den Naturschutz geht: Am Eichenwäldchen wird auf 200 Metern Länge auf eine Berme verzichtet, so müssen weniger Bäume gefällt werden. Statt dessen wird der Deichkörper dort etwas verstärkt.

Um die 120 Bäume mussten im Vorfeld weichen, vorwiegend Pappeln, aber auch Eichen. Das Plateau an der ICE-Brücke wird um 40 Zentimeter angehoben, eine aufgesetzte Schutzwand wird die Widerlager der Bahnbrücke künftig vor den Fluten schützen. Die Baustellenzufahrten werden übers Hohengöhrener Gewerbegebiet und parallel neben der ICE-Trasse angelegt.

Ex-Verbandsbürgermeister Bernd Witt findet, dass die 90-Grad-Kurve in der Deich-trasse am Schwarzen Wiel neben der Brücke noch mehr entschärft werden müsste. „Es ist eine kritische Ecke, dort hatten wir immer Probleme“, gab er zu bedenken. Die Kurve werde laut Planung schon etwas abgerundet, kam die Antwort, aber man müsse in der alten Trasse sanieren. Auf die Hydraulik habe der Knick ohnehin keinen Einfluss.

Der zweite Hinweis des Schönhausers kam zum Schwemmgut, was sich hier nach den Fluten immer in Massen angesammelt hatte. Das Problem soll mithilfe einer Eisschutz-Anpflanzung im Vorland mit gelöst werden.

Das zweite LHW-Projekt, was bereits im Vorjahr begonnen wurde, ist die Deichsanierung unterhalb der B 188-Brücke, LHW-intern als „Schönhausen IV“ bezeichnet. Hier wird der Schutzwall auf fast 1,9 Kilometern Länge normgerecht ertüchtig, verantwortlich für dieses Projekt ist Kristina Rotter. Vor etwa einem Jahr war der Entwurfsplan vorgestellt worden, im Frühjahr 2016 waren auch hier Kampfmittelräumer im Einsatz gewesen. Es musste wie schon in Fischbeck auch hier teils an Ort und Stelle gesprengt werden. Die Archäologen hatten keine großen Funde gemacht.

Im Juli begann die Firma Ostbau aus Osterburg, welche die Ausschreibung im Frühjahr gewonnen hatte, mit der Sanierung. Ein Stück des Walles wurde dabei begradigt und zwei Kurven abgerundet. Die beiden ersten Bauabschnitte wurden im Dezember abgeschlossen, die beiden nächsten sogar schon begonnen.

Im Dezember dieses Jahres sollen die Erdarbeiten sämtlich beendet sein, der Rest folgt im kommenden Jahr – wie die Kronenbefestigung mit Asphalt, die Rekultivierung und die Rasenansaat. Bauende soll laut Plan im Juni 2018 sein.

Derzeit ist die Hälfte des neuen Stützkörpers aufgetragen, je nach Wetterlage sollen die Arbeiten im April fortgesetzt werden. Dann wird auch weiter gerammt, denn insgesamt 2800 Quadratmeter Spundwand werden bei diesem Projekt eingebaut. Damit werden unter anderem an der Brücke Fehlhöhen ausgeglichen.

Bedenken der Schönhauser Gäste, dass ein Deich ohne Grasbewuchs bei Hochwasser beschädigt werden könnte, zerstreute Flussbereichsleiter Reinhard Kürschner. Der bei der Sanierung aufgetragene bindige Boden stehe „wie eine Eins“, habe man nach 2002 erfahren. Die 30 Zentimeter starke Oberbodenschicht werde zudem gleich mit Samen aufgetragen, das Ammengras wachse recht schnell.

In der Verbandsgemeinde werde derzeit das Vorgehen bei Großschadensereignissen vorbereitet, informierte Ratsmitglied Wolfgang Gehrke aus Hohengöhren. Bernd Witt riet dem LHW zudem, die Deichpflege nicht zu vernachlässigen, hoher Grasbewuchs dürfe nicht zugelassen werden. Das würde man gern erledigen, doch habe der Landesbetrieb dafür nicht genügend Personal, erklärte Reinhard Kürschner. Er hatte in dieser Funktion übrigens seinen letzten öffentlichen Auftritt – am 2. Februar ging er in den Vorruhestand. Darum zog er im Bürgersaal ein Resümee seiner Amtszeit – darüber wird demnächst ausführlicher berichtet.