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Lichtbildvortrag Mit Rad und Kanu durchs wilde Kanada

750 Kilometer mit dem Kanu und 2700 Kilometer mit dem Fahrrad durch Kanada - wenn das kein Aktivurlaub ist!

Von Ingo Freihorst 15.01.2018, 17:00

Sandau l Auf diese umweltfreundliche Art lernten der Sandauer Simon Busse und seine Freundin Sarah Hoffmann aus Tangerhütte die Wildnis von Kanada kennen. Furchtlos übernachteten sie mit ihrem Zelt in der freien Natur – umgeben von Grizzlys und Braunbären. Über ihre Eindrücke berichteten sie jetzt im Sandauer Kirchturm.

In Frankfurt waren sie Ende Juli mit dem Flugzeug gestartet. Einen Zwischenstopp gab es auf Island, wo beide drei Tage Zeit für eine Erkundung der „grünen Insel“ hatten, auch wurde in der glasklaren Kontinentalspalte getaucht. Weiter ging es mit dem Flieger nach Toronto, wo man natürlich die Niagarafälle besichtigen musste. Das Wasser wird wegen der Nutzung als Wasserkraftwerk in trockenen Sommern künstlich zugeführt, sonst wäre hier nur ein Rinnsal.

Nächste Station des Paares war der Banff-Nationalpark, welcher wegen vieler Waldbrände – der Sommer in Kanada war im Vorjahr sehr trocken – teils in Rauch gehüllt war. Bis zu 160 Brände wüteten in dem Land zur selben Zeit. Nach einer beschwerlichen Bergbesteigung musste dieser im Laufschritt verlassen werden, um noch den Bus zu erreichen.

Schwierig wurde es auch am nächsten Tag, sie wanderten auf dem 35 Kilometer langen Rundkurs teils durch eine Geröllwüste. Der Campingplatz war wegen der Bären mit einem Elektrozaun gesichert.

Mit dem Bus fuhren sie nach Vancouver, wo die Fahrräder gekauft wurden. Das Problem: Nabendynamos sind in Amerika kaum bekannt, weshalb ein Vorderrad umgerüstet und nachgeschickt werden musste. Mit den Rädern im Gepäck wurde wieder ein Flieger bestiegen, welche die beiden Deutschen an den Yukon-River brachte, wo die Räder untergestellt wurden. Denn jetzt wurde erst einmal gepaddelt, Ziel war Dawson im Norden des Landes, einst bekannt geworden durch den Goldrausch.

Der Yukon hat eine doppelt so schnelle Strömung wie die Elbe, trotz des voll beladenen Kanus wurden am ersten Tag 50 Kilometer geschafft. Unterweg wurde mit weiteren Helfern ein rasch um sich greifender Waldbrand gelöscht – Camper hatten ihr Feuer nicht richtig gelöscht. Verlassene Ort und Hütten zeugten noch immer vom einstigen Goldrausch – auf dem Boden des Gewässers glitzerte es oft noch golden.

Von Dawson ging es mit dem Flieger wieder zurück, denn nun stand die Radtour an. Doch konnte diese erst mit einem Tag Verspätung starten, das Vorderrad war an die falsche Adresse geliefert worden. Auf dem Alaska-Highway radelten beide dann mit ihren voll bepackten Rädern gen Süden. Ziel war Vancouver, von dort ging es weiter nach Seattle im Nordwesten der USA.

„Auf dem Fahrrad kann man die Landschaft viel intensiver genießen“ hatten die beiden jungen Deutschen erfahren. Natürlich musste man dafür ordentlich in die Pedalen treten, unter anderem war ein 900 Meter langer enormer Anstieg zu meistern. In der Nacht wurde es im September und Oktober in Kanada schon recht kalt, bis zu -2 Grad Celsius mussten im Zelt ausgehalten werden. Oftmals konnten die beiden auch auf dieses verzichten, etliche Menschen luden sie ein, bei ihnen zu nächtigen – darunter viele Radfahrer. Eine Nacht hatten sie am Zelt sogar Besuch von einem Bären – welcher aber flüchtete, als sie mit der Taschenlampe aus dem Zelt leuchteten.

In Seattle mussten die Fahrräder für den Flug verpackt werden, was einen ganzen Tag in Anspruch nahm. Zum Glück wurden keine Gebühren erhoben, denn viel Geld hatten der Student und der einstige Lehrling nun nicht mehr übrig.

Zum Ende des zweistündigen Lichtbildvortrages bat Simon Busse um eine Spende für den Wiederaufbau des Turmes. Vor zwei Jahren hatte er hier über seine Australienreise berichtet, die nächste Tour führt über die Alpen nach Italien.