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Mantrailing Superschnüffler auf Spurensuche

Seit Jahren ist die Region um Havelberg eine Ausbildungsstätte für spezielle Personensuchhunde, im Fachjargon Mantrailer genannt.

09.10.2019, 23:01

Klietz l In Klietz an den leerstehenden und trotz diverser Sicherungsmaßnahmen bereits arg verwüsteten Neubaublöcken war es ein Schafpudel, welcher mit seinem Hundeführer Maik Schulze auf Personensuche war. Denn neben den Bluthunden, auch auf Englisch Bloodhounds genannt, kommen viele weitere Rassen zum Einsatz.

Doch keine ist so reichlich mit Riechzellen gesegnet wie der Bluthund. Sie sind wie Autisten: wenn sie eine Spur verfolgen, lassen sie sich durch nichts ablenken. Er findet auch dann noch Gerüche, wenn die Spur älter ist – bis zu einer Woche sind möglich. Der Bluthund sucht nicht am Boden, sondern in der Luft nach menschlichen Geruchsbakterien. So kann er sogar die Spur verfolgen, wenn der Gesuchte im Fahrzeug sitzt.

Der Arnstädter Feuerwehrmann gehörte zum Trupp, welcher mit den Trainern Christina Gerlach und Bernd Olschewski in Klietz zur Spurensuche ausgebildet wurde. Das Trainer-Duo kommt aus dem brandenburgischen Ludwigsfelde, wo die freiwillige Feuerwehr einen Rettungshunde- und Ortungstechnik-Zug unterhält. Die Truppe hat knapp 30 Mitglieder und 18 Hunde, darunter neben zwei Mantrailern auch Flächen- und Trümmersuchhunde. Im Vorjahr hatte man 40 Einsätze – vorrangig wurden demente Personen, Kinder oder Selbstmordgefährdete gesucht.

Probleme haben die vierbeinigen Schnüffler, wenn Hitze von über 30 Grad Celsius herrscht. Denn dann ziehen sich die Geruchspartikel zusammen. Eine Suche ist dann erst am Abend möglich – was auch besser für Hund und Herrchen ist.

Normaler Regen hingegen bereitet keine Probleme, die Partikel würden dann nur nicht mehr in der Luft schweben. Bei Starkregen würden sie allerdings weg gespült.

In Klietz galt es eine schwierige Übung zu meistern: Die Spur wurde an einer Stelle getrennt, wobei der Hund erst der bekannten Spur folgen musste.

Ausrichter des mehrtägigen Mantrailing-Seminars ist die GBMA, die German Bloodhound Mantrailing Association. Zum Auftakt des Seminars in Havelberg fand im Mühlenholz-Gasthaus eine Feierstunde zum 15-jährigen Bestehen statt. Dabei hielt der stellvertretende Vorsitzende Michael Reissig aus dem thüringischen Arnstadt einen Rückblick in Form einer Computerpräsentation. Als Ehrengast wurde Volker Brandt begrüßt, er ist bei der Thüringer Polizei für das Diensthundewesen zuständig. Die Polizei aus diesem Bundesland war nach zehn Jahren Pause erstmals wieder mit einer kompletten Gruppe beim Seminar dabei.

Auf der Sitzung stand zudem die Neuwahl des Vorstandes an. Da neben dem Stellvertreter auch Präsident Jürgen Conrad aus Stendal nicht wieder kandidierte, wurden Nachfolger gesucht und gefunden: Sabine Storch vom Bundesverband Rettungshunde aus Berlin ist neue GBMA-Präsidentin, ihr Stellvertreter wurde Bernd Olschewski aus dem brandenburgischen Ludwigsfelde. Insgesamt hat der GBMA 38 Mitglieder.

21 Teilnehmer waren am Herbstseminar (ein weiteres findet im Frühjahr in Süddeutschland statt) beteiligt, neben zwei US-Amerikanern gab es vier deutsche Ausbilder. Vertreten war auch die Polizei aus dem Land Brandenburg, allerdings ohne Hund.

Ein theoretischer Teil mit Wissenstest und Sichtung der Hunde eröffnete das Seminar, danach ging es zur Personensuche auch in umliegende Orte wie Sandau, Klietz, Tangermünde oder Schönhausen.

Wie immer wurden die Deutschen auch dieses Jahr wieder von Ausbildern aus den USA unterstützt, wo man die meisten Erfahrungen bei der Personensuche mit Bluthunden besitzt. Diesmal war auch wieder der Ex-Polizist Jerry Nichols dabei, welcher die Schwesterorganisation des GBMA in den USA ins Leben gerufen hatte.

Sein spektakulärster Fall: Vier Tage nach dem Verschwinden eines Mädchens verfolgte sein Bluthund dessen Spur auf dem Highway über 20 Kilometer. Dort, wo der Hund das Ende der Spur anzeigte, wurde der Mörder des Mädchens einen Tag später gefasst.