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Natura 2000 Schutzgebiet als Chance verstehen

Natura 2000 beherrschte die Sitzung des Umweltausschusses in Havelberg. Und sprengte fast den Rahmen angesichts der vielen Informationen.

Von Andrea Schröder 19.04.2019, 08:37

Havelberg l Eine lange Liste an Einwänden hatte die Hansestadt Havelberg in Zusammenarbeit mit den Ortschaften zur Landesverordnung Natura 2000 zusammengestellt. Zu den Abwägungsergebnissen informierte die Stadtverwaltung auf der Sitzung des Ausschusses für Ordnung, Umwelt und Tourismus. Amtsleiter André Gerdel schickte voraus, dass die Stadt lediglich zu den Punkten Auskunft geben kann, zu denen sie Stellung genommen hat. Das übernahm Sachgebietsleiter Dieter Härtwig, der eine umfangreiche Präsentation zusammengestellt hat, bei der jeder Stellungnahme der Stadt die Bemerkung von Seiten des Landesverwaltungsamtes gegenüber gestellt ist und ein Kartenausschnitt den jeweiligen Bereich des Natura-2000-Schutzgebietes mit den FFH-Gebieten (Fauna, Flora, Habitat) und Vogelschutzgebieten sowie Schutzzonen darstellt.

Er warnte vor, dass die Bemerkungen im typischen Verwaltungsdeutsch gehalten sind, wollte jedoch keine Information auslassen. Der Umfang ist tatsächlich groß. Stadträtin Ursula Rensmann bat irgendwann dann auch darum, die Zusammenstellung den Stadtrats- und Ortschaftsratsmitgliedern zur Verfügung zu stellen, damit sich jeder seine ihn betreffenden Details heraussuchen kann. So soll es auch geschehen.

Genau zu wissen, was erlaubt ist und was nicht, ist auch mit den Abwägungsergebnissen nicht einfach. Denn zur allgemeinen Verordnung gibt es Schutzziele und Schutzzwecke, die es ebenfalls zu beachten gilt. Eine Crux ist auch die Grenzfestlegung der Schutzgebiete, die sich an die Ländergrenzen hält. So kann es passieren, dass auf einer Wiese an der Havel – leider wurde nicht der Fluss als Grenze festgelegt – zwei unterschiedliche Verordnungen gelten. Nämlich die von Sachsen-Anhalt und die von Brandenburg. Teilweise verlaufen die Grenzen im Zickzack und es gibt unterschiedliche Vorgaben, berichtete André Gerdel.

Wichtige Punkte waren für die Hansestadt zum Beispiel, dass der Pferdemarkt weiterhin als großes Volksfest im Mühlenholz stattfinden kann, dass Badestellen erhalten bleiben, Angelstrecken genutzt, Ufer teilweise betreten sowie Havel und Nebenarme mit Booten befahren werden dürfen. Manches fand Berücksichtigung von Seiten des Landesverwaltungsamtes, manches nicht. Auch die Entschädigung der Landwirte, wenn sie Flächen nicht nutzen können, wollte die Stadt gesichert wissen.

Unter anderem hatte die Hansestadt für Vehlgast die weitere Nutzung der Angelstrecke an der Havel angemahnt. In dem Fall wurde die Schutzzone zurückgesetzt, damit die Angler auch künftig den Bereich am Ufer nutzen können, erklärte Dieter Härtwig.

In der Diskussion machte der neue Fachbereichsleiter Nord des Biosphärenreservates Mittelelbe Erik Aschenbrand, der sich und die Pläne für das Haus der Flüsse im Ausschuss vorstellte, deutlich, dass Natura 2000 mehr als Chance verstanden werden sollte. Dafür, dass Bürger vor Ort ob der Einschränkungen Natura 2000 eher als Problem verstehen, zeigte er Verständnis. Doch seien Schutzgebiete ein Gütezeichen und eine Chance. Naturreiseveranstalter werben mit genau den Kriterien, die für Schutzgebiete gelten, für Reisen in eine Region, in der die Natur noch intakt ist. „Das ist für Städter von Bedeutung. In der Außenwahrnehmung ist das, was ein Schutzgebiet darstellt, etwas sehr Positives.“ Für Touristen würden die Einschränkungen, die Natura 2000 für die Bürger vor Ort bedeuten, keine Rolle spielen. Die meisten sind auf gewidmeten Wegen unterwegs, von Verboten merken sie gar nichts.