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Natura 2000 Vehlgaster fürchten um Einnahmen

Zu einer außerordentlichen Dringlichkeitssitzung wurden die Mitglieder der Fischereigenossenschaft Vehlgast einberufen.

Von Ingo Freihorst 06.11.2017, 00:01

Damerow l Die Angelstrecke nahe Vehlgast ist unter Anglern sehr bekannt, wurden hier doch einst sogar DDR-Meisterschaften ausgetragen. Jetzt ist für das Areal zwischen der Dossemündung und dem Havel-Kilometer 138 die Fischereigenossenschaft Vehlgast zuständig, ebenso für den Kahngraben und die Jäglitz. Die Genossenschaft vertritt die Rechte ihrer elf Mitglieder, allesamt Inhaber des Fischereirechtes in der Gemarkung Vehlgast.

Unter den Anglern rumort es gewaltig, denn der Entwurf für das neue Naturschutzgebiet „Natura 2000“ sieht für die Petrijünger etliche Einschränkungen vor. So dürfen sie ab der neuen Brücke die knapp einen Kilometer lange Angelstrecke erst ab dem 1. Juli nutzen. „Dann ist hier keine Hege mehr möglich, Weißfische wie Güster, Plötze oder Brassen würden sich zu stark vermehren,“ ist Vorsitzender Wilfried Ebert überzeugt.

Überdies würden die Angelgäste wegbleiben, von denen viele sogar aus dem Brandenburgischen anreisen. Der Vehlgaster Genossenschaft würden dadurch Einnahmen in Größenordnungen wegbrechen, eine finanzielle Unterstützung der Wassermusiken, des Umbaus der Kirche und des Schöpfwerkes sowie der Feuerwehr wäre dann nicht mehr möglich. Von den Einnahmen bezahlt die Genossenschaft zudem Fischbesatz oder lädt Kinder zum Angeln, auch wird das Ufer gepflegt.

Im Entwurf ist ferner zu lesen, dass Fahrzeuge nur öffentlich gewidmete Wege nutzen dürfen und nur auf Parkplätzen abgestellt werden dürfen. Solche Wege gibt es aber in der Gemarkung gar nicht.

Der Winterstau der Havel dauere ohnehin bis Juni, wodurch man an viele Angelgewässer ohnehin nicht herankommt, erklärte Chris Brabandt. Deshalb sei die geplante Regelung mit dem Angeln ab dem 1. Juli für ihn überflüssig.

Ein Kritikpunkt von Wilfried Ebert war zudem die Informationspolitik des zuständigen Amtes. Die Karten mit den geplanten Schutzflächen stimmen oft nicht überein, zudem werde die Bevölkerung vor Ort nicht informiert. Auch die Zeit, um die Stellungnahmen abzugeben, sei für ihn zu kurz, das Thema ist sehr komplex.

Widersprüchlich wurde auch zur neuen Drosselinsel informiert: Laut Rocco Buchta vom Nabu-Planungsbüro aus Rathenow soll die Insel, welche im Zuge der Havelrenaturierung entstand, weiterhin betreten werden dürfen. Laut „Natura 2000“ soll dies aber nicht mehr der Fall sein.

Der Verein, welcher das alte Schöpfwerk saniert, will vorm Deich einen Rastplatz samt Toiletten für Paddler schaffen. Laut dem Entwurf wäre das dann hier nicht mehr möglich, berichtete Wilfried Ebert.

Im Gegenzug wundern sich die Angler, dass Neuanpflanzungen von Bäumen an den Ufern nicht mehr vorgesehen sind, denn diese müssten ja aufwendig gepflegt werden. Dabei gehen etliche der alten Bäume an der Havel ein oder sind schon abgestorben, zum Beispiel durch Biberverbiss.

Unverständlich ist den Anglern zudem, dass es kein Geld für professionelle Fallensteller gibt, welche Mink oder Waschbär nachstellen. Wenn diese nicht rigide bekämpft werden, wird es bald gar kein Niederwild oder keine Vögel mehr an der Havel geben. Chris Brabandt hatte beim Angeln eine Waschbärfähe am Ufer beobachtet, wie sie ein Vogelnest nach dem anderen räuberte.

Mit bei der Sitzung im Damerower Gemeinschaftshaus dabei war Ortsbürgermeister Udo Mintus. Die Genossenschaft möge alles zu Papier bringen und dies dem Ortschaftsrat übergeben, er wird das Ansinnen unterstützen.