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Naturfreunde QR-Codes für Vogelbeobachter

Wer wissen möchte, welche Vögel zu beobachten sind oder selbst seine Beobachtungen weitergeben möchte, hat in Havelberg Gelegenheit dazu.

Von Andrea Schröder 03.04.2018, 18:41

Havelberg l Vogelbeobachtung oder auf Englisch Birding gewinnt immer mehr Freunde. „Das wird mehr und mehr zu einer beliebten Freizeitbeschäftigung“, sagt Stefan Fischer vom Biosphärenreservat Mittelelbe, der das Haus der Flüsse in Havelberg leitete und nun wieder an der Staatlichen Vogelschutzwarte in Steckby seinen Arbeitsplatz hat. Bevor er Havelberg verließ, brachte er noch einen QR-Code zu ornitho.de am Steg zur Petroleuminsel an. Mit Mobiltelefon oder Tablet können sich Vogelfreunde damit nun über Vogelbeobachtungen informieren oder selbst welche eingeben.

„Damit bieten wir unseren Besuchern einen weiteren Service an“, sagt der Biologe, der selbst begeisterter Vogelkundler ist. Allein im Bereich der Elb-Havel-Region werden fünf solcher QR-Codes angebracht. Neben dem am Haus der Flüsse an den Beobachtungstürmen am Kranichrastplatz nahe Wöplitz, zwischen Havelberg und Jederitz sowie Neu-Schollene sowie am Gütschow mit Blick auf den Schollener See.

Insgesamt werden in Sachsen-Anhalt 20 solcher Tafeln angebracht. Im Landkreis Stendal sind es drei in der Aland-Elbe-Niederung am Beobachtungsturm Wrechow sowie entlang dem GPS-gesteuerten BUND-Radweg an der Hohen Garbe und bei Pollitz, eine wird nahe Büttnershof an der Alten Elbe Kannenberg montiert und zwei weitere befinden sich im ZÖNU in Buch und am Be­obachtungsturm Bölsdorfer Haken.

Das Biosphärenreservat Mittelelbe ist damit neben dem Bundesland Hessen eine von zwei Modellregionen, in der die Vernetzung der Vogelbeobachter im größeren Rahmen erfolgt. Der Dachverband Deutscher Avifaunisten DDA als Zusammenschluss aller landesweiten und regionalen ornithologischen Verbände in Deutschland hat mit ornitho.de ein Internetportal geschaffen, über das viele Interessierte erfahren können, welche Vögel in einer bestimmten Region durch die Lüfte fliegen.

„Das Interesse wird immer größer. Waren es früher vor allem eher Männer, die sich zur Vogelbeobachtung hinaus in die Natur begaben, sind es inzwischen auch viele Frauen, die mit Fernglas ausgestattet die Vogelwelt beobachten“, berichtet Stefan Fischer. In ornithologischen Verbänden sind rund 9000 Menschen vereint, bei ornitho.de sind bislang 25.000 Leute angemeldet. „Dieses große Interesse hat uns überrascht, wöchentlich kommen neue Leute hinzu.“

Mit diesem Netz an Vogelbeobachtern ist es möglich, noch mehr Auskünfte über die Verbreitung von Arten zu bekommen. Es sind zwar auch Fachleute unterwegs, die Vogelzählungen vornehmen, doch mit den Beobachtungen von Laien wird das Datennetz viel größer. Regionalkoordinatoren wie Ornithologe Torsten Friedrichs im Kreis Stendal übernehmen eine Plausibilitätsprüfung. Auch Stefan Fischer ist einer der Koordinatoren. „Es sind aber auch Kuriositäten möglich“, berichtet er von einem Pelikan, den er schon mal im Freien beobachtet hat. Dabei dürfte es sich um einen sogenannten Gefangenschaftsflüchtling etwa aus einem Zoo gehandelt haben. Aber auch Exoten wie der Sibirische Laubsänger können mal beobachtet werden, wenn er durch besondere Witterungsbedingungen in unsere Lande gedriftet wird.

„Uns geht es aber vor allem um die hiesigen Arten, und mit ornitho.de können wir die Vielfalt der heimischen Vogelwelt darstellen“, sagt Stefan Fischer. Erkennbar sind zum Beispiel auch Ankunftsdaten von Zugvögeln. Wenn schönes Wetter ist, kehren etwa Zilp­zalp und Mönchsgrasmücke frühzeitig aus ihren Winterquartieren in ihre Brutgebiete zurück.

Wer sich als Vogelbeobachter versuchen möchte, sollte einen der Standorte mit QR-Code aufsuchen und auch ein Fernglas mitnehmen. „Das A und O sind aber die Vogelstimmen, sie sind viel aussagekräftiger und man kann die Vögel eindeutiger erkennen“, weiß Stefan Fischer.

Er hat sich einst als Schüler im Berliner Tierpark in Arbeitsgemeinschaften viel Wissen angeeignet und empfiehlt heute zum Beispiel die Juniorranger, die in verschiedenen Orten der Region in Sachen Naturschutz unterwegs sind. Erwachsene könnten sich zum Beispiel an den Ornithologenverband Stendal oder das Zentrum für Ökologie, Natur- und Umweltschutz, kurz ZÖNU, in Buch wenden.

Am 20. Mai lädt Stefan Fischer zu einer zirka dreistündigen Vogelstimmenwanderung durch das Havelberger Mühlenholz ein. Die Teilnehmer können dabei üben zu erkennen, welcher Vogel da ruft oder singt.