1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Havelberg
  6. >
  7. Epitaph wird endlich komplett

Neues Kirchenjahr Epitaph wird endlich komplett

Zu tun gibt es immer was an den alten Kirchen des Pfarrbereiches Schönhausen. Mit der Kirchturmsanierung ist ein Meilenstein geschafft.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 29.12.2016, 13:00

Schönhausen l Bald soll das restaurierte Epitaph der Familie August von Bismarck endlich wieder seinen Platz an der Wand einnehmen.

„Wir sind auf der Zielgeraden!“ Pfarrer Ralf Euker ist guten Mutes, dass in absehbarer Zeit die mit reichhaltigen Schnitzereien verzierte Gedenktafel der Familie Augustus von Bismarck wieder komplett an der Wand im Schönhauser Kirchenschiff hängen wird. „Die Menschen wünschen sich sehr, dass dann endlich mal kein hölzernes Gerüst in der Kirche steht und der Blick frei ist.“ Denn nachdem der Altar über drei Jahre restauriert worden ist, nahm man sich gleich des hoch oben an der Wand hängenden Epitaphs an, so dass erneut ein Gerüst gestellt werden musste. Seit 2011 befassen sich Restauratorin Hiltrud Fritsche und Tischlermeister und Restaurator Hagen Siedler mit der Restaurierung. In seinem ursprünglichen Zustand verfügt das Epitaph über zwei Figuren, aufwendig gearbeitete Schnitzereien, 15 kleine und zwei größere Familienwappen sowie sechs Bilder. Diese zeigen Augustus I. und seine Frau Fredike von Möllendorff sowie zwei Kinder und zwei Kleinkinder. Gestiftet worden war dieses Grabmal von August II. zum Gedenken an seinen Vater. Während der noch recht arm war, gelangte August II. zu Geld, so dass er den Wiederaufbau der im Dreißigjährigen Krieg ausgebrannten Kirche finanzieren konnte. Aus dieser Zeit, 1712, stammt auch der Altar. Das Epitaph wurde im 18. Jahrhundert angebracht.

Der Zustand war beklagenswert, als die Teile 2011 abgenommen wurden. Hagen Siedler und Hiltrud Fritsche mühen sich, Vorhandenes zu erhalten. „Viele hölzerne Teile sind inzwischen Staub, der nur noch von der Farbschicht zusammengehalten wird“, zeigt Hagen Siedler in seiner Werkstatt ein besonders stark vom Holzwurm zerfressenes Stück. „Diese Substanz wieder zu verfestigen und zu stabilisieren, ist sehr aufwendig, aber nötig, um möglichst den Originalzustand zu erhalten.“ Ein paar Teile müssen aber auch neu geschnitzt werden.

Ein großes Projekt 2016 war die Turmbaustelle. Dach, Dachstuhl, Glockenaufhängung und Holzkonstruktion samt Treppen sind für 413 000 Euro saniert worden. Die Hälfte der Summe waren Denkmalschutzmittel von Bund und Land, dazu gab es Geld von Lotto-Toto, vom Kirchenkreis, Eigenmittel „und auch knapp 10 000 Euro Spenden“, rechnet Pfarrer Ralf Euker zusammen. „Es ist bemerkenswert, dass es in Schönhausen so viele großzügige Menschen gibt, die uns unterstützen“, ist er sehr dankbar. So konnte auch ganz unkompliziert ein Uhrmacher beauftragt werden, der spätestens im Frühling die stehengebliebene Kirchturmuhr wieder zum Laufen bringt.

Da in den 90er Jahren bereits Risse im Turm verschlossen und auch Maueranker eingezogen worden sind, ist der Turm für die kommenden Jahrzehnte in einem gutem Zustand. Geplant war eigentlich auch, einen Blick in die sich im Turm befindenden Grabkammern zu ermöglichen. „Aber davon haben wir zumindest vorerst Abstand genommen. Es gibt genug andere Restaurierungs- und Bauprojekte, die uns sehr fordern. Die Kanzel beispielsweise. Hier befinden sich die Kirchgemeinde und der Bauausschuss des Gemeindekirchenrates am Anfang der Planungen. „Es ist jedes Mal ein gewaltiger Kraftakt, solche Restaurierungen auf den Weg zu bringen. Es muss nicht nur viel Geld aufgetrieben werden, auch die Absprachen mit dem Denkmalschutz sind oft aufwendig. Glücklicherweise sind wir gesegnet mit handwerklich begabten, sehr engagierten Ehrenamtlichen, so dass alle Anstrengungen letztendlich von Erfolg gekrönt sind“, ist Ralf Euker immer noch fasziniert vom restaurierten Altar. Auch Taufengel und Taufstein sind durch die Hände von erfahrenen Restauratoren gegangen. Neben der Kanzel fällt dem Pfarrer auch noch die Patronatsloge ein, der eine Überarbeitung gut bekommen würde, „alles muss nach und nach gehen“.

Vor Augen hat die Kirchgemeinde die Erneuerung der Fassade des Hohengöhrener Gotteshauses. Auf der Turmseite ist der Putz bereits auf einer Höhe bis vier Meter erneuert, „nun wollen wir ringsherum alles neu putzen“, hofft Ralf Euker auf eine Umsetzung in nächster Zukunft.

Auch für Schollene, wo in diesem Jahr die Fenster repariert werden konnten, gibt es Pläne, mit denen man allerdings noch ganz am Anfang steht: „Das Pfarrhaus muss vom Dach bis zum Keller saniert werden. Innen sind die Räume sehr schön, aber von außen muss dringend etwas getan werden.“ Ralf Euker freut sich, dass die neuen Schollener Projekte so gut angenommen worden sind: Die offene Kirche dienstags von 18 bis 18.30 Uhr für eine Zeit der Stille wird von rund 10 bis 15 Personen besucht, die Osternachtfeier und das Gemeindefest zusammen mit den Vereinen und der Feuerwehr waren ein voller Erfolg und sollen Fortsetzung finden.

Aber nicht nur baulich blickt der Pfarrer zufrieden auf die letzten zwölf Monate zurück. „Wir haben jetzt ein Team von zwölf Ehrenamtlichen, die durch die Kirche führen. Denn Karin Froreck, die langjährige, unter Touristen überaus beliebte Kirchenführerin, kann mit den wenigen Stunden, die ihr pro Woche zur Verfügung stehen, leider nur einen Teil abdecken. Auch die Führung via Smartphone, ermöglicht durch das QR-Code-Projekt der Konfirmanden, wird gut angenommen. Mit Michaela Möbius haben wir eine neue Prädikantin und mit Gordon Sethge erstmals nach vielen Jahren auch wieder einen Vikar in unseren Kirchgemeinden.“ Außerdem nennt Ralf Euker die Flüchtlingshilfe, in der die Kirchgemeinde sehr aktiv ist.

Für das neue Jahr freut er sich auf die Konfirmation von zwei Jugendlichen – der Festgottesdienst findet Pfingstsamstag in Hohengöhren statt. Hier an der Elbe wird auch zum Gottesdienst im Grünen am Himmelfahrtstag eingeladen, eine Taufe in der Elbe bildet vor- aussichtlich den Mittelpunkt dieses Tages. Das Kinderfest hat das Reformationsjubiläum zum Motto. Und dann muss auch mit der Planung für den Altmärkischen Ökumenischen Kirchentag am 9. und 10. Juni 2018 in Schönhausen begonnen werden. Und es gibt auch wieder eine Bildungsreise: Nach Israel in diesem Jahr soll es 2018 nach Rom gehen.