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Neujahrsempfang Blumen für ehrenamtlich Engagierte

Den Reigen der Neujahrsempfänge in der Elb-Havel-Region eröffnet traditionell Vehlgast-Kümmernitz.

Von Ingo Freihorst 08.01.2017, 08:00

Damerow l Am Abend vorm Dreikönigstag hatten Ortschaftsrat, Feuerwehr sowie Kultur- und Heimatverein ins Dorfgemeinschaftshaus nach Damerow geladen. „Alle Anwesenden sorgten in der Vergangenheit dafür, dass es hier vorwärts ging“ begrüßte Ortsbürgermeister Udo Mintus die geladenen Gäste aus allen vier Ortsteilen. Dann blickte er 34 Jahre zurück: 1983 war er zum Bürgermeister von Vehlgast-Kümmernitz berufen geworden – in der DDR wurde dieses Amt noch hauptberuflich ausgeübt. An seinen Berufsstart knüpfte er allerdings eine Bedingung: Krippe und Kindergarten sollten endlich gebaut werden. Aus Geldmangel sollte nur ein Kindergarten errichtet werden, doch Udo Mintus setzte auch den Bau einer Krippe durch – heute ist dieser Komplex das Dorfgemeinschaftshaus.

Nächster Schwerpunkt seiner Arbeit war der Straßenbau: Die Wege waren einst so schlecht gewesen, dass sogar sein Auspuff abgefallen war. Großen Zoff gab es, weil für den Straßenbau in Vehlgast-Kümmernitz eingeplante 11 000 Mark vom Kreis nach Jederitz umgeleitet worden waren. „Dann machen wir eben lieber alles allein“, wurde daraufhin als Devise ausgegeben. Mit Hilfe der LPG wurde allerhand geschaffen, unter anderem entstand für 210 000 Mark ein anderthalb Kilometer langer Betonweg.

Die Heizung vom Kindergarten in Waldfrieden war damals so marode, dass der Raum verqualmt war. In Magdeburg-Rothensee wurde eine neue Heizung im Werk mit Wildschweinfleisch „bezahlt“ – von den Tieren gab es in den Wäldern ringsum genug. „Als Rentner werde ich darüber ein Buch schreiben“, kündigte der Ortsbürgermeister an.

Nach der deutschen Wiedervereinigung flossen Fördermittel, in allen vier Ortsteilen – Vehlgast, Kümmernitz, Waldfrieden und Damerow – wurden die Straßen saniert. In Kümmernitz kümmert sich derzeit Ratsmitglied Hans-Günther Rose darum, dass endlich ein Gehweg an der Landstraße errichtet wird. Allerdings müssen noch einige Hürden bewältigt werden, meinte Udo Mintus: So sei die Havelberger Kämmerin nach Umsetzung der Maßnahmen zur Temporeduzierung der Ansicht, dass der Fußweg damit nicht mehr benötigt werde. „Da dürfen wir nicht nachgeben!“ so der Appell des Ortsbürgermeisters.

Ein weiteres Projekt, was man sich im Rat seit 2004 auf die Fahne geschrieben hatte, wurde im Vorjahr endlich Realität: Der Altarmdurchstich in Vehlgast. Der Nabu als Projektträger der Havel-Renaturierung hatte dies ermöglicht. Entstanden ist dabei die Drossel-Insel, benannt nach dem großzügigen Sponsor, welcher 120 000 Euro zuschoss. Ein großes Dankeschön sandte Udo Mintus dabei auch an die Stadt Havelberg und die Bundeswehr, welche im Vorfeld mit ihrer Technik half.

Im Sinne des Naturschutzes wurde in Vehlgast im Vorjahr nicht nur der Altarm angeschlossen, auch ein einstiger Trafo-Turm wurde an die Naturschützer übergeben, welche dort Eulen ansiedeln möchten.

Weniger zufrieden zeigte sich Udo Mintus mit der Umsetzung des Hochwasserschutzes: „Bei uns an der Havel hat man die Maßnahmen wohl vergessen.“ Dazu hatte er ein Gespräch mit Burkhard Henning, dem Direktor des zuständigen Landesbetriebes LHW, geführt. Denn auch landwirtschaftliche Flächen müssten vor Überschwemmung geschützt werden, so die Meinung von Udo Mintus. Etliches wurde in diesem Rahmen dennoch geschaffen: Sieben Kilometer Wege wurden zwecks besserer Deichverteidigung sowie als Fluchtwege befestigt, was auch dem Tourismus zugute kommt.

Dieter Härtwig von der Havelberger Verwaltung lobte – auch im Namen des Bürgermeisters – das gute Zusammenwirken in der Ortschaft. Das sei bei den verstreuten vier Ortsteilen sicher nicht immer leicht. Zum Eichenprozessionsspinner informierte er, dass es im Dezember dazu eine Zusammenkunft im Landkreis gegeben hatte. Die Forst soll auch wieder mit ins Boot geholt werden. Die Vorarbeiten laufen: Wer befallene Bäume in wohnortnahen Gebieten bekämpfen lassen möchte, solle sich im Amt melden.

Zum Hochwasserschutz informierte er, dass auch in Vehlgast-Kümmernitz Freiwillige für die Mitarbeit in der Wasserwehr gesucht würden. Denn bei der Deichverteidigung ist es sinnvoll, wenn die Helfer aus den jeweiligen Orten kommen. So wäre man besser für die nächste Flut gewappnet.

Zum Abschluss des offiziellen Teils überreichte Udo Mintus als Dankeschön für die 2016 geleistete Arbeit noch sechs Blumensträuße. Der erste ging – stellvertretend für alle Kameraden – an Ortswehrleiter Ralf Kersten. Die nächsten erhielten Danny Flader vom Orts- und Kulturverein sowie Dieter Härtwig. Nach vorn gerufen wurden zudem Hans-Günther Rose und Roland Wierling.

Letzterer steht dem Verein „Rittergut Todtenkopf und Landschaft“ in Waldfrieden (dieser Ortsteil hieß bis 1945 Todtenkopf) vor und kümmert sich in dieser Funktion vor allem um den Erhalt des einstigen Rittergutes. Er nutzte den Empfang, um den Gästen die gute Nachricht zu verkünden, dass ein Projekt des Vereins wieder mit auf die Leader-Liste gekommen sei: Die europäischen Fördergelder sollen in einen Parkplatz fließen, welcher für Besucher des neu anzulegenden Friedwaldes gedacht ist. Dieser soll in diesem Jahr neben dem kommunalen Friedhof entstehen. Noch im Januar wird der Antrag für das Leader-Geld eingereicht.

Ein großer Erfolg sei im Vorjahr der Weihnachtsmarkt am Schloss gewesen, berichtete Roland Wierling weiter. Leider habe es mit dem geplanten Weihnachtskonzert nicht geklappt, zum Ausgleich soll darum am 10. Juni ein Konzert stattfinden.

Froh ist Roland Wierling zudem, dass die Räume des einstigen Rittergutes – was bis zur Sanierung über Jahre leergestanden hatte – wieder einer Nutzung zugeführt werden konnten. Diese werden nun als Ferienwohnungen von Touristen genutzt, aber auch von Handwerkern, welche in der Region auf Montage sind. Zudem hatte der Verein im Vorjahr ein Zelt erworben, was bei künftigen Veranstaltungen genutzt werden kann.