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Radfahren Pedalenspione starten in Havelberg: Tierische Begegnungen in der Natur

Wie es sich mit dem neuen Radwegesystem radeln lässt, testeten die Pedalenspione des Elb-Havel-Winkels auf vier Etappen. Die dritte startete auf der Nordroute in Havelberg.

Von Andrea Schröder 09.07.2021, 17:07
Familie Kube in Waldfrieden lädt gern auf ihren Streichelhof ein, auf dem es Esel, Pferd, Ziegen, Nandus, Hängebauchschweine, Kängurus und andere Tiere mehr zu entdecken gibt.
Familie Kube in Waldfrieden lädt gern auf ihren Streichelhof ein, auf dem es Esel, Pferd, Ziegen, Nandus, Hängebauchschweine, Kängurus und andere Tiere mehr zu entdecken gibt. Foto: Andrea Schröder

Elb-Havel-Winkel - Pünktlich zum Start der Nordroute der Pedalenspione – der diesjährigen Marketingoffensive des Elb-Havel-Winkels – nimmt die Hansestadt Havelberg die erste öffentliche E-Bike-Ladestation an der Touristinformation in Betrieb. Möglich macht dies die Kooperation zwischen Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen des Landes Sachsen-Anhalt, Landkreis Stendal, Stadtwerken und Bauhof Havelberg. Die Teilnehmer der Tour benötigen diesen Service nicht. Sie gehen mit normalen Tourenrädern auf die Strecke. Ihren ersten Stopp legen sie hinter der Sandauer Brücke ein. Mit dem Stadtwappen aus Blumen ist ein beliebtes Fotomotiv entstanden. Dort befindet sich auch Knotenpunkt Nummer 1 des neuen Angebotes „Radeln nach Zahlen“. Die Pedalenspione erradeln sich an diesem Tag bei herrlichstem Sonnenschein weitere Knotenpunkte, weichen aber auch mal ab von der Strecke.

Sogar die Schwarzstörche zeigen sich

Das lohnt sich, wie sie feststellen werden. Am Knotenpunkt 36 haben sie Wöplitz erreicht und erfahren von Bischof Wöplitz (1385 bis 1401), der diesem Ort seinen Namen gegeben haben soll. Eine Holzskulptur erinnert an den Kirchenmann, der reiche Einnahmen aus der nahen Wallfahrtskirche in Wilsnack für die Ausstattung des Havelberger Domes verwendete. Einige Kilometer weiter stoppen die Radfahrer am Naturbeobachtungsturm Lütow. Der ist ebenso wie jener zwischen Havelberg und Jederitz vom Biosphärenreservat Mittelelbe neu errichtet worden. Besonders im Herbst, wenn die Kraniche zu Tausenden auf den Havelwiesen rasten, kommen viele Menschen, es werden Führungen angeboten.

Doch ist er das ganze Jahr über ein guter Tipp für Naturfreunde, wie der Fachbereichsleiter Nord des Biosphärenreservates Philipp Ritzmann berichtet. Schon auf dem Weg hat er den beiden Bloggerinnen Kristin und Kathrin Haase aus Hamburg von der großen Vielfalt an Vögeln berichtet, die der Elb-Havel-Winkel beherbergt. An der Aderlanke zwischen Havelberg und Wöplitz werden alljährlich künstliche Nisthilfen für Trauerseeschwalben ausgebracht. Rotmilane ziehen durch die Lüfte, ihre Dichte ist hoch in der Elb-Havel-Region. Den versprochenen Seeadler sehen die Pedalenspione erst später. Sogar die seltenen Schwarzstörche kreisen in einem Bereich über den Radfahrern.

Picknick am Wasserfall in Kümmernitz

Vom Vogelbeobachtungsturm führt der Radweg weiter nach Klein Damerow. Doch die Gruppe kehrt um und nimmt am Knotenpunkt 64 die naturbelassene Route durch den Wald nach Kümmernitz auf sich. Die rund fünf Kilometer auf teilweise Sandwegen sind eine Herausforderung, aber zu meistern. Am Kümmernitzer Wasserfall rasten die Radfahrer. Grit Lübeck von der Havelberger Touristinformation sorgt für Getränke und Snacks. Radfahrer sollten sich auf diesem Teil der Radroute tatsächlich Verpflegung mitnehmen. Gastwirtschaften gibt es nicht. Der Ortsbürgermeister von Vehlgast-Kümmernitz kommt spontan vorbei und berichtet zum Beispiel vom Wasserfall als beliebtem Ausflugsziel, der nun endlich auch wieder Wasser hat. In der 280 Einwohner zählenden Havelberger Ortschaft gibt es noch mehr touristische Ziele.

Streichelgehege in Waldfrieden

In Waldfrieden lädt Daniela Kube zum Streicheln und Beobachten von Kängurus, Esel, Nandus, Pferd, Hunden, Hängebauchschwein und Ziegen ein. Imposant sehen die Puten mit ihren dicken roten Hälsen aus. Wer Lust auf einen Besuch hat, schaut einfach herein. Das herausgeputzte Schloss Waldfrieden liegt auf dem Weg Richtung Vehlgast, ebenso der Friedwald.

Hoffen auf weitere Gelder fürs „Alte Schöpfwerk“

In Vehlgast empfangen Holger Ellmann und Irma Stopka die Gäste im Alten Schöpfwerk. Auch mit Geldern aus der Leader-Förderung konnte für das technische Denkmal ein neues Gebäude gebaut werden. Der Förderverein hofft aktuell auf Gelder für den Einbau von Sanitärbereich mit Dusche, damit zum Beispiel Wasserwanderer dort eine Pause einlegen können. Die ebenfalls mit europäischen Geldern sanierte Kirche ist nicht nur sehenswert, sie bietet auch kurze Abkühlung an diesem sommerlich heißen Tag. In Vehlgast ist übrigens mit der Drossel-Insel ein Beispiel der Havelrenaturierung zu sehen.

Abweichend vom Knotenpunkt-System radelt die Gruppe im Brandenburgischen über Wendisch Kirchhof auf dem Deich bis zur Dosse-Brücke und von dort zur Brücke bei Strodehne und wieder nach Sachsen-Anhalt. In Garz gibt’s am Hafen wieder eine kurze Rast. Die Pedalenspione, die über Nacht bleiben, laden auf den Havelhöfen ihr Gepäck ab.

Dann geht’s noch einmal aufs Rad. Im Nachbardorf führt Gabriele Ecke vom Biosphärenreservat Mittelelbe über den rund einen Kilometer langen Auenpfad am Warnauer Vorfluter, der an der Fischgaststätte beginnt. Tafeln bieten reichlich Informationen zur Pflanzen und Tieren dort. Zwei alte Bänke, die an die einstige Badestelle erinnern, werden vom Bauhof der Hansestadt aufgearbeitet, berichtet Tourismuschefin Marina Heinrich, die mit ihrer Kollegin aus dem Elbe-Havel-Land Jeanett Czinzoll und Leader-Manager Björn Gäde sowie der Radwegeverantwortlichen des Landkreises Simone Tandeck und den Blogger-Zwillingen unterwegs ist. Sie sehen die Kopfweiden, von denen im Winter Nistmaterialien für Störche gewonnen werden, hören von Eisvogel, Rohrdommel und Goldammer. Letztere hat mit ihrem Gesang Beethoven zu seiner 5. Sinfonie inspiriert.

Wieder in Garz stehen 44 Kilometer auf dem Tacho. Auf den Havelhöfen sind weitere Radtouristen zu Gast. Die Höfe sind für Übernachtungen und Feierlichkeiten beliebt. Mit einem Grillabend klingt der Abend gemütlich aus. Am nächsten Tag warten gute 50 Kilometer auf die Pedalenspione, wenn sie zur vierten und letzten Tour aufbrechen.

An der Sandauer Brücke in Havelberg steht Knotenpunkt 
Nummer 1. Gegenüber befindet sich das neue Stadtwappen-Blumenbeet.
An der Sandauer Brücke in Havelberg steht Knotenpunkt Nummer 1. Gegenüber befindet sich das neue Stadtwappen-Blumenbeet.
Foto: Andrea Schröder
An den Bischof Wöplitz erinnert in dem gleichnamigen Dorf eine Holzskulptur. Eine Tafel bietet Informationen.
An den Bischof Wöplitz erinnert in dem gleichnamigen Dorf eine Holzskulptur. Eine Tafel bietet Informationen.
Foto: Andrea Schröder
Holger Ellmann und Irma Stopka vom Förderverein „Altes Schöpfwerk Vehlgast“ berichten aus der Historie des technischen Denkmals.
Holger Ellmann und Irma Stopka vom Förderverein „Altes Schöpfwerk Vehlgast“ berichten aus der Historie des technischen Denkmals.
Foto: Andrea Schröder