1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Havelberg
  6. >
  7. Schlange stehen gehört dazu

Pferdemarkt Schlange stehen gehört dazu

Bis auf die Sandauer Brücke staute sich der Verkehr in Havelberg, als am Montagmorgen die Handelsplätze des Pferdemarktes öffneten.

Von Andrea Schröder 29.08.2016, 18:16

Havelberg l „So früh hatten wir noch nie jemanden hier“, staunt Evelin Bullwan von der Stadtverwaltung am Montagmorgen, als das erste Wohnwagengespann noch vor acht auf den Handelsplatz fahren will. Nebenan auf dem Kleinhandelsplatz sind es die Mitarbeiter dagegen gewöhnt, dass viele Trödler es nicht erwarten können, ihre Stände aufzubauen. „Der erste Händler war schon am Freitag hier“, berichtet Marktmeister Dieter Härtwig. Am Sonntag füllte sich die Elbstraße in Havelberg zusehends. Am Montagmorgen reichte die Reihe der Händler dann sogar bis zur Sandauer Brücke.

Dabei ist hinlänglich bekannt, dass der Pferdeplatz am Montag erst um sechs Uhr öffnet, alle anderen Plätze zwei Stunden später. Viele haben ihre Verträge auch schon geschlossen. Der Ordnungsdienst ließ schon ab halb acht die Kleinhändler auffahren. „Wir sind Sonntagvormittag angereist“, sagt Annett Erbe. Mit ihrem Mann Thomas ist die Köthenerin, die Kristall und Porzellan im Gepäck hat, zum ersten Mal hier. Ralf Bajorat, der mit Pierre Müller aus Sömmerda kommt, hat ihnen den Tipp gegeben. „Das ganze Flair hier ist klasse, ganz anders als das Alltagsleben, es ist eine andere Welt“, schwärmt er vom Havelberger Markt, den er zum vierten Mal erlebt. „Wir sind jedes Jahr hier, wir freuen uns, viele Bekannte wiederzutreffen“, sagen Fischhändler aus Grevesmühlen. „Das ist wie ein kleiner Arbeitsurlaub.“

Vom Markt in Haldensleben ist Günter Seidel aus Vechta gleich nach Havelberg gefahren. Der Antikhändler reihte sich gegen Mitternacht in die Schlange in der Elbstraße ein. Die tolle Atmosphäre ist es, die ihn hierher lockt. Kurz hinter ihm steht ein Mann aus Münster. Auf dem Dachgepäckträger seines Autos fällt ein altes Fahrrad auf. „Ich habe mal in einem alten Schloss gewohnt und immer noch viele alte Sachen.“ Sein Kumpel Hubert Plate hatte ihm vom Pferdemarkt erzählt. „Ich bin schon das sechste oder siebente Mal hier. Die Atmosphäre ist toll, man trifft Freunde, die Organisation ist top“, sagt dieser. „Ich wurde hier schon mit dem Trecker aus dem Dreck rausgezogen“, erinnert er sich an viel Matsch nach starkem Regen. Mit dabei hat er alte Sachen aus Omas Zeiten, „alles, was älter ist als ich“.

Auf dem Pferdeplatz steht kein Auto Schlange. „Das lief dieses Mal alles ruhig an“, sagt Platzchefin Sigrid Wiedenhöft. Gut 100 Pferde waren am Morgen schon da. Große Händler wie Nickel und Kramer mit 30 beziehungsweise 60 Pferden sind bereits am Sonntag angereist. „Viele haben schon vorher bezahlt, dadurch geht es schneller. Fakt ist, alle sind wieder ganz bekloppt vor Freude, endlich wieder hier sein zu können“, so die Pferdelady.

Zu denen, die schon seit vielen Jahren auf dem Pferdeplatz dabei sind, gehören Thomas Maurer, Marcel Stavenow und Mirko Lietzke aus Glöwen, die mit Mopedteilen handeln. Fast 30 Jahre sind es schon für Familie Gericke aus Fischbeck. Anderthalb Stunden brauchten sie und Heinz-Dieter Witt mit dem 61 Jahre alten Traktor für die Fahrt. Am Nachmittag wurden die Ponys geholt, die sie züchten. Pferde-Michel und sein Vater Uwe Schaaf aus Rehfelde-Werder hatten gestern Morgen schon die ersten Pferde verkauft. „Wir machen hier eine Woche Urlaub, den einzigen im Jahr.“