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Pferdemarkt Stadtrat stimmt für Absage

Der Havelberger Pferdemarkt 2020 findet nicht statt. Bei einer Gegenstimme und vier Enthaltungen hat der Stadtrat den Beschluss gefasst.

Von Andrea Schröder 08.05.2020, 19:50

Havelberg l Die Frage, was mit dem Pferdemarkt angesichts der Corona-Krise in diesem Jahr wird, steht seit Wochen im Raum. Nun steht es fest: Das größte Volksfest im Norden Sachsen-Anhalts ist abgesagt. Am 3. September gibt es keinen offiziellen Startschuss mit dem Freibieranstich durch den Bürgermeister und am 6. September kein Höhenfeuerwerk zum Abschluss. Der Bürgermeister hatte den Stadtrat zu Donnerstagabend in die Sporthalle zur Sondersitzung eingeladen. Die Beschlussvorlage lautete, sowohl den Pferdemarkt als auch den Bootskorso, der am 29. August stattfinden sollte, abzusagen.

Bürgermeister Bernd Poloski trug die Argumente vor, die für eine Absage zum jetzigen Zeitpunkt sprechen. Dazu gehört die aktuelle Vorgabe der Bundesregierung zur Bekämpfung des Corona-Virus, dass bis 31. August Großveranstaltungen mit über 1000 Menschen verboten sind. Bekanntlich sind es 180.000 bis 200.000 Menschen, die sich jährlich auf dem Festgelände im Mühlenholz auf Pferdeplatz, Rummel, Handels- und Kleinhandelsplatz tummeln.

Viele reisen nicht erst am Donnerstag an, sondern strömen bereits montagsfrüh auf die Festplätze. Die Flächen müssen auch früh geöffnet werden, um Anreise und Aufbau gut gewährleisten zu können. „Wir können dieses Fest nicht in zwei, drei Wochen vorbereiten. In der Stadtverwaltung gehen zunehmend Anrufe ein mit der Frage, ob der Pferdemarkt stattfindet. Wir müssten jetzt damit beginnen, Verträge zu schließen und Aufträge auszulösen“, warb das Stadtoberhaupt für eine Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt.

Noch immer fehlt von der Landesregierung eine klare Aussage zu Großveranstaltungen nach dem 31. August. Der Bürgermeister hatte, wie berichtet, darum gebeten. Auch mit Blick auf die nachfolgenden großen Feste mit dem Burgfest in Tangermünde und den Eisleber Wiesen. Zu bedenken gab er außerdem, dass selbst wenn Großveranstaltungen wieder möglich sein sollten, nicht abzusehen ist, wie die Auflagen sein werden. „Wir haben keine reine Kirmes, sondern auch den Tierhandel. Wir wissen nicht, wie das mit all unseren Partnern ist, die wir für den Pferdemarkt brauchen, und wie die Sicherheit durch Polizei und medizinischen Bereich gesichert wäre. Es gibt zu viele Unbekannte, deshalb wollen wir eine klare Aussage treffen.“

Für Ratsmitglied Sven Hetke kommt diese Entscheidung zu früh. Aus seiner Sicht gibt es momentan noch keine Rechtsgrundlage für eine Absage, weshalb er Klagen von Partnern des Pferdemarktes befürchtet. „Ich bin enttäuscht von der Landesregierung, dass sie uns die Entscheidung überlässt. Die Halbwertzeit der Gültigkeit von Vorgaben von der Bundesregierung wird immer kürzer. Mein Vorschlag ist, die Entscheidung um vier Wochen zu vertagen.“ Bert Sturm sagte, dass der Pferdemarkt nicht mit dem Oktoberfest in München vergleichbar ist, das bereits abgesagt ist. Auch er findet den Zeitpunkt der Absage zu früh. Diana Neumann brachte eine spätere Anreise zum Markt ins Gespräch, Stefan Skibbe einen abgespeckten Markt mit Schaustellern, vielleicht ähnlich der Variante, die es 2013 nach der Hochwasserkatastrophe, von privater Hand organisiert, gegeben hatte.

Je frühzeitiger die Absage kommt, desto weniger Verträge sind geschlossen und so geringer ist die Gefahr, dass jemand die Stadt wegen der Nichtdurchführung des Marktes verklagt, sagte Kämmerin Petra Jonschkowski. Sie machte darauf aufmerksam, dass der Verlust der Stadt durch die Absage derzeit bei rund 200.000 Euro liegt.

„Würden wir weiter in die Vorbereitung gehen, entstehen uns noch mehr Kosten.“ Der Bürgermeister sprach die Gefahr an, dass jemand die Stadt verklagen könnte, wenn sich auf dem Pferdemarkt ein Infektionsherd bilden und jemand ernsthaft an Corona erkranken würde. Gerade große Feste waren es zu Beginn der Pandemie, die eine große Ansteckungsgefahr in sich bargen. Zu einer abgespeckten Form sagte er, dass ein Mühlenholzfest oder eine Herbstkirmes denkbar wären, wenn die Bestimmungen so etwas wieder zuließen. „Jetzt geht es aber darum, ob wir den Pferdemarkt stattfinden lassen oder nicht.“

Gerhard Imig sprach sich dafür aus, klar zu sagen, was mit dem Pferdemarkt ist. „Die Planungssicherheit, die wir von anderen einfordern, sollten wir gewähren.“ Wolfgang Glaubitz sagte, dass er die Beschlussvorlage zur Absage des Pferdemarktes sehr verantwortungsvoll findet gegenüber allen Beteiligten. Und mit Blick auf Corona: „Wir stehen am Anfang einer Erkenntnis.“

Im Internet und in den sozialen Medien hat die Stadtverwaltung am Freitag die Nachricht eingestellt. Auf Facebook reichen erste Reaktionen von „viel zu früh die Entscheidung“ bis „richtige Entscheidung“. Die Stadt informiert nun alle Partner mit entsprechenden Schreiben und wird bereits getätigte Vorauszahlungen zurückerstatten. „Unser Havelberger Pferdemarkt wartet aufs Wiedersehen – 2. bis 5. September 2021“, weckt die Stadt die Vorfreude aufs nächste Jahr.