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Planung Klietzer Klärwerk wird modernisiert

Fast 3,8 Millionen Euro will der Wasserverband Havelberg dieses Jahr in die Abwasserentsorgung investieren.

Von Ingo Freihorst 08.02.2017, 17:00

Elbe-Havel-Land l Am 29. Dezember war ein Dokument beim Wasserverband in Havelberg eingetroffen, auf das man schon sehnsüchtig gewartet hatte: Der Förderbescheid vom Land für die Klietzer Kläranlage. Insgesamt 65 Prozent der förderfähigen Baukosten werden übernommen – die Planungen sind also vom TAHV selbst zu bezahlen. Dieser hat für das Gesamtprojekt 1,915 Millionen Euro eingeplant.

Die Klietzer Anlage läuft derzeit nur noch mit einer befristeten wasserrechtlichen Erlaubnis. Das Problem: das geklärte Abwasser läuft derzeit in einen zumeist trockenen Graben, welcher in den Trübengraben mündet. Das darf nicht mehr sein. – Das Klärwasser muss direkt in den Trübengraben geleitet werden, wo es sich besser verdünnt. Die gesetzlichen Anforderungen an die Abwasserableitung in Gewässer wurden verschärft, das ist mit der bestehenden Anlage nicht einzuhalten.

So kommt denn bei der Erweiterung neben der 900 Meter langen Leitung zum Trübengraben auch eine kleine Phosphatfällmittelstation hinzu, welche den nach der Klärung verbliebenen restlichen Phosphor herausfiltert. Die Erweiterung erfolgt auf dem Betriebsgelände bei laufendem Betrieb, erklärte Betriebsingenieurin Anja Asche von den Havelberger Stadtwerken. – Diese erledigen in dessen Auftrag die operativen Geschäfte des ehrenamtlich geführten TAHV.

Die Arbeiten sollen wenn möglich im April beginnen, die Fertigstellung ist Mitte des kommenden Jahres geplant, informierte Stadtwerke-Geschäftsführer Sebastian Horn vor kurzem auf der Verbandsversammlung des TAHV in Sandau. Bis dahin muss denn auch das Wasserrecht für die alte Anlage verlängert werden.

Die für 1950 Einwohner ausgelegte Klietzer Anlage wird komplett erneuert: Neu errichtet werden Vorspeicher-, Belebungs-, Speicher- sowie Schlammbecken, ein neues Betriebsgebäude für Rechen samt Sandfanganlage und Gebläsestation muss errichtet werden. Der Rechen filtert die Grobstoffe aus dem Abwasser, dann folgt der Sandfang und von dort fließt das so vorgereinigte Abwasser ins sechs Meter tiefe Vorspeicherbecken.

Im 1000 Kubikmeter fassenden Belebungsbecken übernehmen Mikroben die weitere Reinigung, es wird dazu über Stunden gerührt, teils wird Sauerstoff zugeführt. Dabei werden der Stickstoff und Teile des Phospors herausgefiltert. Der Schlamm setzt sich beim späteren Stillstand ab und das Wasser wird über ein Pumpwerk abgeleitet – so wie in Havelberg und Schollene.

Weil maximal drei Liter pro Sekunde in den Trübengraben fließen dürfen, wird ein bereits vorhandener Teich am Klärwerk zum Zwischenspeicher umgerüstet. Die Leitung zum Trübengraben wird grabenlos verlegt, also im gesteuerten Bohrvortrieb. Die Planungen werden natürlich auch in der Gemeinde ausgelegt.

Investieren muss der Verband auch in Schönhausen: Weil hier die Kindertagesstätte neu errichtet wird, muss der genau unterm Baufeld liegende Abwasserkanal für etwa 30 000 Euro umverlegt werden.

Eine 75 000 Euro teure Investition in Havelberg wird als Flutschadensbeseitigung komplett vom Staat bezahlt: Im Bischofsberg sowie in Teilen der Weinbergstraße – bis zum Nussberg – wird das Abwassernetz saniert. Das geschieht ebenfalls in grabenloser Bauweise, die neue Leitung – ein sogenannter Inliner – wird einfach in den alten Abwasserkanal hineingeschoben.

Die verschärfte Gesetzgebung macht auch einen Umbau an der relativ neuen Jederitzer Kläranlage nötig: Weil das geklärte Abwasser aktuell im Grundwasser versickert, muss auch hier eine 80 Meter lange Druckleitung zum Trübengraben errichtet werden.

Mit im Wirtschaftsplan des TAHV stehen zudem 75 000 Euro für die Projektsteuerung, externe Fachkräfte betreuen die diversen Projekte zur Flutschadensbeseitigung. Zudem müssen auch einige der insgesamt 60 Pumpen und Pumpwerke im Verbandsgebiet ausgewechselt werden – wegen der aggressiven Stoffe im Abwasser haben diese eine Lebensdauer von lediglich zehn Jahren.