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Plattdeutschnachmittag Spinnräder drehen sich zur Musik

Herbstlich ging es beim plattdeutschen Nachmittag zu, der die Besucher dieses Mal ins Havelberger Mühlenholz gelockt hat.

Von Wolfgang Masur 05.10.2016, 13:42

Havelberg l „Nachdem uns der Herbstanfang mit Sonne und hochsommerlichen Temperaturen reichlich verwöhnt hat, regnet es heute. Für Gärten und Felder ein Segen. Und trotzdem wird der Herbst nicht so grau bleiben, denn er wird uns seine bunten Farben noch weiter hervorzaubern“, versprach Heide Schumann in ihren Begrüßungsworten zum plattdeutschen Nachmittag. Im Gasthaus Mühlenholz in Havelberg begann der herbstlich bunte Reigen des  Heimatvereins mit dem Lied „Lieder sind Freunde für alle Zeit“ – als Premiere up platt.

Es stammt von der langjährigen Leiterin der Plattdeutschgruppe Erika Rittner und wurde aus Anlass ihres 80. Geburtstages von Heide Schumann „plattgemacht“. Es folgten zwei weitere Lieder der plattdeutschen Singegruppe unter der Leitung von Margarete Bartels, die auf den Herbst einstimmten. Es war der erste Plattnachmittag nach der Sommerpause, zu dem sich die Plattfreunde einige Gäste mehr gewünscht hätten. Aber vermutlich spielten das Wetter und verschiedene andere Veranstaltungen in der Region dabei eine Rolle. Genesungswünsche gingen noch an die Havelberger Plattsnackerin Hildegard Lehmann.

Seitlich, neben der Singegruppe, hatten sich Christa Wagner und Annegret Neumann von der Klietzer Spinngruppe mit ihren Spinnrädern postiert. Sie begleiteten mit ihren surrenden Spindeln den Nachmittag, bei dem es im weiteren Verlauf auch um die Wolle ging. Aber zunächst stand die Erntezeit im Mittelpunkt, die mit dem Gedicht „De Appelboom“ von Ernst Stadtkus begann. Dem folgten von dem „Ollen Ribbeck aunt Hoagelland“ zwei modern parodistische Strophen, vorgetragen von Heide Schumann. Sie begrüßte anschließend den Wittenberger Heimatfreund Karl-Heinz Stüben, der schon im Frühjahr beim Plattdeutschnachmittag in Nitzow mit dabei war.

„Ich habe heute einen sehr lustigen Beitrag von Meckerfritzen bei einer Busfahrt dabei“, verriet der Elbestädter schon vor seinem Auftritt. Der gelang ihm dann auch wieder, es gab noch eine kleine Zugabe und abschließend viel Applaus. Den ernteten dann auch die Frauen der Singegruppe für ihre Lieder, wie etwa „Dreh dich Rädchen, spinne mir ein Fädchen“ und „Spinn, spinn, meine liebe Tochter“. Damit hatten sie den zweiten Teil des Herbstthemas eingesungen, der sich um das Spinnrad und die Wolle drehte.

Heide Schumann hatte an einem Dekobaum im Saal ein Stück Flachs angehängt und erzählte etwas über die mühselige Arbeit, bis daraus ein Faden entsteht. „Wir bringen unsere Freude zum Ausdruck, dass altes bewahrt wird, dass das Spinnrad durch aktive Heimatfreunde wieder zum Leben erweckt wurde“, so die Leiterin der Plattdeutschen Heide Schumann. Herbst- und heimatbezogene Lieder erfreuten die Besucher und waren ein Lichtblick am düsteren Herbstnachmittag unter den über einhundert Jahre alten Eichen im Mühlenholz.

Der Hansestädter Nis Clason – er fehlt auf fast keinem Plattnachmittag – hatte den Beitrag „Vergneugte Hamburger Döntjes“ aus einem Buch von 1934 mit dabei und begeisterte die Anwesenden. Musikalisch ging dann der vorletzte Plattnachmittag in diesem Jahr zu Ende.

Die Besucher erlebten einen sehr schönen Nachmittag und notierten sich gleich den Sonnabend, 10. Dezember. Da lädt die Plattgemeinde zu ihrem vorweihnachtlichen Plattdeutschnachmittag in den Paradiessaal am Havelberger Dom ein.