1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Havelberg
  6. >
  7. Alte Maler halten in Havelberg Einzug

Prignitz-Museum Alte Maler halten in Havelberg Einzug

Werke Havelberger Künstler finden nach und nach Einzug ins Prignitz-Museum am Dom.

Von Andrea Schröder 02.11.2018, 00:01

Havelberg l Nachdem das Prignitz-Museum Havelberg bereits im Juli 2018 mit einem ersten Bild des Malers Carl Gussow beschenkt wurde, ist die Kunstwerkesammlung nun noch um einiges gewachsen. Jürgen Ostwald von der Fielmann AG, die seit über 20 Jahren hauptsächlich kleinere und mittlere Museen und Archive fördert, die nicht viel Geld für Anschaffungen haben, überbrachte ein Bild des gebürtigen Havelberger Malers Christian Wilberg. Zugleich sah er Bilder von Christian Wilberg (1839 bis 1882) und seinem jüngeren Cousin Martin Wilberg, die der Förderverein des Museums dank der Fielmann-Förderung von einem Kunsthandel ankaufen konnte.

In einem Hamburger Auktionshaus hatte Jürgen Ostwald das Aquarell „Golf von Smyrna“ entdeckt und es nach Rücksprache mit Museumsleiterin Antje Reichel gekauft. „Im Altbestand hatte das Museum Bilder von Christian Wilberg, doch die sind in den Kriegswirren verschwunden“, berichtet sie. Im Stadtkirchenbuch im Brandenburger Archiv hat sie einiges über die Familie des Malers gefunden. Dessen Vater war wie auch der Vater von Martin Wilberg (1853 bis 1936) Stubenmaler in Havelberg und als Maler vom Saldernberg bekannt. Auch Christian wurde als Stubenmaler ausgebildet, bevor er zum Kunststudium nach Berlin ging.

„Er war ein bezaubernder Freskant, hat in Berlin das ,Café Bauer‘, das eine Institution gewesen ist, mit italienischen Motiven versehen. Er ist oft in Italien gewesen, aber auch im Harz“, sagt Jürgen Ostwald. 1882 in Paris gestorben, gab es viele Nachrufe auf Christian Wilberg. „Danach ist in der Literatur nichts über ihn zu finden.“ Bilder sind heute zum Beispiel in der Kunstgalerie Berlin ausgestellt. Aktuell wird im Harzmuseum Wernigerode noch bis zum 24. November die Ausstellung „Harzmaler“ mit Gemälden des 19. Jahrhunderts gezeigt. Das Plakatmotiv ist ein Bild, das Christian Wilberg einst gezeichnet hat.

Zu den Werken, die über einen Kunsthandel angekauft worden sind, gehören von ihm eine Zeichnung aus einer seiner beiden Pompeji-Mappen, die er von seinen Italien-Reisen angefertigt hatte. Gewidmet ist die Zeichnung 1880 seinem Vetter Martin, wie hinten auf der Zeichnung zu lesen ist. Auf einer kleinen Bleistiftzeichnung steht „In einer schwachen Stunde“.

Von Martin Wilberg sind verschiedene Studien im Museum angekommen. Zum Beispiel mit dem Titel „Ave Maria“. Eine kleine Handzeichnung zeigt Bad Frankenhausen im Mai 1898. Auf der Rückseite sind Notizen zu seiner Reiseroute verzeichnet, die unter anderem nach Aschaffenburg, Wertheim und Bambach führte.

Jürgen Ostwald hat Kunst für Havelberg seit über einem Jahr bei allen Auktionen mit im Blick. Rund 200 Museen und Archive werden von der Fielmann AG unterstützt. „Wir sind zu dritt unterwegs. Manchmal ist es ein Zufall, der uns auf ein Bild stoßen lässt. Jetzt sind gerade die Herbst­auktionen und ich verfolge um die 50 Auktionen. Manchmal werden wir auch beim Kunsthändler oder privat fündig. Eigentlich entgeht uns nichts.“ Oftmals werden die Bilder gleich einem Restaurator übergeben. Bei den aktuellen Werken war das aber nicht nötig. Die Schenkungen gehen an den Verein der Freunde und Förderer des Prignitz-Museums. „Wir geben die Werke als Dauerleihgabe ans Museum“, erklärt dessen Vorsitzender Harald Wildhagen. Er ist ebenso wie die Museologinnen sehr dankbar für die Möglichkeit, Werke Havelberger Maler in die Hansestadt zu holen. Gekauft werden demnächst Kupferstiche von Louis Jacoby. Von Carl Gussow hat Jürgen Ostwald bereits ein weiteres Bild im Blick, das vermutlich ein Porträt von Fontanes Tochter zeigt – sie war Schülerin des Malers. Auch nach Bildern von Berthold Woltze wird Ausschau gehalten.

Seit 25 Jahren ist Jürgen Ostwald in der Szene unterwegs, um Kunst für den guten Zweck zu kaufen und zu verschenken. „Manchmal denken Museumsleiter, die mich noch nicht kennen, ich will sie veralbern, wenn ich sie anrufe und frage, ob sie ein Kunstwerk geschenkt haben möchten.“ Doch die meisten freuen sich, so wie etwa in Havelberg, Osterburg und Stendal. „In diesem Jahr haben wir dank der Schenkungen einen absoluten Sprung nach oben gemacht, was Havelberger Maler betrifft“, so Antje Reichel. Irgendwann dürften die Werke von Künstlern mit Havelberger Wurzeln eine Ausstellung füllen können.