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Prignitz-Museum Domgeschichte zieht in den Westflügel

Nach zwei Jahren eingeschränkter Museumsarbeit will das Prignitz-Museum in Havelberg in diesem Jahr wieder richtig durchstarten.

Von Andrea Schröder 24.01.2018, 00:01

Havelberg l Große weiße Papierseiten liegen auf dem Fußboden. Sie markieren, wo im Westflügel des Havelberger Prignitz-Museums die Vitrinen der Dombaugeschichte stehen sollen. Ein großer Kerzenleuchter hat dort bereits seinen Platz gefunden. Hell und freundlich ist der Ausstellungsraum, der nach der umfangreichen Sanierung des Westflügels durch die Kulturstiftung nun wieder vom Museum genutzt werden kann. Auffällig auf den ersten Blick der holzfarbene Fußboden und die ebenso naturbelassenen Stützbalken. Nun sind alle Fenster erneuert. Im hinteren Bereich des Raumes trennt eine Glaswand den museumspädagogischen Raum ab.

Im Frühjahr 2016 hatte die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt (ehemals Stiftung Dome und Schlösser) mit der aufwendigen Sanierung des Westflügels der früheren Klosteranlage am Dom begonnen. Für rund eine Million Euro wurden das Dach neu gedeckt, die Dachkonstruktion aus Holz und der darunter liegende Ausstellungsraum des Museums denkmalgerecht restauriert. Im Treppenaufgang zum Museum hoch wurde ein Fenster eingebaut, wie es dort früher eines gegeben hat.

Für das Prignitz-Museum bedeuteten die Bauarbeiten starke Einschränkungen für den normalen Betrieb, denn der Westflügel stand nicht für die Dauerausstellung der Siedlungsgeschichte zur Verfügung und der Eingangsbereich musste vom Domplatz auf die Rückseite des Gebäudes in den Bereich des Ostflügels verlegt werden. Für Sonderausstellungen gab es nur einen kleinen Bereich im Ostflügel. Dort fanden Kabinettausstellungen etwa zur Baugeschichte des Westflügels, zu 300 Jahre Zar Peter in Havelberg und zum Reformator Matthäus Ludecus statt.

Nun blicken der Landkreis Stendal als Träger des Prignitz-Museums und die Mitarbeiter optimistisch in die Zukunft, denn der Westflügel kann wieder genutzt und der Eingangs- und Kassenbereich an seinen ursprünglichen Platz zurückverlegt werden. Dafür wird das Museum ab Ende Januar für voraussichtlich zwei Wochen geschlossen. Der Eingangsbereich wird nach vorn verlegt. Die Dauerausstellung zur Domgeschichte zieht vom östlichen Kreuzgang in den Westflügel und die Siedlungsgeschichte im südlichen Kreuzgang wird chronologisch neu geordnet, berichten Landrat Carsten Wulfänger (CDU) und Museologin Antje Reichel im Gespräch mit der Volksstimme. Antje Reichel hat im Dezember die Leitung des Prignitz-Museums übernommen. Der bisherige Leiter der kreislichen Museen Frank Hoche hat seine Arbeitszeit verringert und leitet nun nur noch das Kreismuseum in Osterburg.

„Wir sind der Kulturstiftung sehr dankbar, dass sie die Sanierung des Westflügels vorgenommen hat. Das waren sehr wichtige Arbeiten“, sagt Carsten Wulfänger. Und Antje Reichel ergänzt, dass der Ausstellungsraum dadurch klimatisch gewonnen hat, was für die Exponate sehr wichtig ist, und das Museum nun einen bereits seit langem auf der Wunschliste stehenden Raum für die Museumspädagogik erhalten hat.

Die zwei Jahre mit eingeschränkter Museumsnutzung haben natürlich Auswirkungen auf die Besucherzahlen gehabt. Nach dem Boom-Jahr 2015, als sich das Museum inmitten der Bundesgartenschau befand und 55.000 Besucher zählte, kamen 2016 knapp 5400 Besucher, 2017 waren es rund 4600. Im Vergleich zum „normalen“ Jahr 2014 mit 8000 Besuchern ein enormer Rückgang.

Der ist einerseits dem auf die Rückseite verlegten Eingang geschuldet, andererseits den eingeschränkten Ausstellungsmöglichkeiten. Größere Sonderausstellungen im östlichen Kreuzgang, wie sie das Museum sonst regelmäßig präsentiert, waren nicht möglich. Zudem musste das Museum Anfang 2016 wegen des Umbaus der Dauerausstellungen zeitweilig schließen. Auch gab es weniger Gruppenanmeldungen und Besuche von Schülergruppen.

Für den Westflügel hat der Landkreis die Neugestaltung der Siedlungsgeschichte geplant und dafür auch Fördergelder beantragt. „Unser Ziel ist es, die Siedlungsgeschichte, die sich inhaltlich sehr bewährt hat, moderner zu gestalten und damit die Attraktivität für die Besucher zu erhöhen“, sagt Antje Reichel. Ein Förderantrag bei der Ostdeutschen Sparkassenstiftung wurde 2016 abgelehnt. Seit September 2016 liegt zudem ein Antrag beim Landesverwaltungsamt vor, der noch nicht beschieden ist. Dabei geht es um rund 138.000 Euro. Dass Förderanträge so lange Zeit benötigen, ist normal, sagt der Landrat und spricht von Wartezeiten von drei bis fünf Jahren.

Bis zur Entscheidung bleibt es bei der Übergangslösung mit der Dombaugeschichte im Westflügel. Sie hat den Vorteil, dass für die Exponate keine volle Beleuchtung erforderlich ist, weil die Objekte mit eigenem Licht ausgestattet sind. Das neue Beleuchtungssystem im Westflügel will der Landkreis bis zum Sommer installieren. Dafür sind Eigenmittel von 40.000 bis 50.000 Euro eingeplant, berichtet Carsten Wulfänger.

Wenn das Havelberger Museum voraussichtlich ab dem 14. Februar wieder für die Besucher öffnet, ist auch der behindertengerechte Zugang über den Aufzug wieder möglich. Zudem steht der östliche Kreuzgang für Sonderausstellungen zur Verfügung. Die erste Schau widmet sich dem Thema „Ziegeleigeschichte der Mark Brandenburg im 19. Jahrhundert“ und soll im März/April eröffnet werden.