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Prignitzer Hof Bald ein modernes Wohnhaus

Früher war der Prignitzer Hof in Havelberg eine Gastwirtschaft. Ende 2019 soll das Gebäude als modernes Wohnhaus saniert sein.

Von Wolfgang Masur 25.11.2018, 06:04

Havelberg l Die Fassade des um die Jahrhundertwende gebauten Hauses in der Havelberger Steinstraße 15/16 ist hässlich und unansehnlich. In großen Buchstaben steht noch immer „HOG Hotel Prignitzer Hof“. Doch diese Zeiten sind lange vorbei. Die älteren Havelberger werden sich an die frühere Gaststätte von Fritz Wäsch noch gut erinnern. Das Gebäude gehört jetzt der Havelberger Wohnbau und wird zu einem modernen Wohnhaus um- und ausgebaut.

Bevor die Eheleute Gretchen und Fritz Wäsch über viele Jahre diese Gaststätte führten, war Willy Krüger der Gastwirt. Eine Ausspannung gehörte damals mit zum Haus. Die Gäste konnten mit Pferden anreisen und diese in den Stallungen auf dem Hof unterstellen. Der Hof ist bequem vom Stadtgraben aus zu erreichen und man konnte früher auch durch ein großes Tor von der Steinstraße aus auf das Grundstück fahren.

Im Obergeschoss wohnten die Wirtsleute und es gab Fremdenzimmer für Gäste. Auf dem Hof befanden sich eh und je eine "Pissrinne" für die männlichen Besucher der Gaststätte und Plumpsklos für Männer und Frauen. Durch eine Tür, die direkt neben dem Tresen war, gelangte man in den großen Torweg und um die Ecke herum war dann diese, ewig stinkende Rinne. Und das änderte sich nicht bis zur endgültigen Schließung der Gaststätte im Jahr 1996.

Die als Biergaststätte gut bekannte Gastronomie – Kaffee und Bockwurst gab es aus einer sehr kleinen Küche – war immer gut besucht. Das Bier kostete zu DDR-Zeiten 40 Pfennige und lief in Strömen. Über viele Jahre war Renate Witt dort als Kellnerin tätig. Pünktlich zum Feierabend des damaligen VEB-Kraftverkehr Havelberg und einiger anderer Betriebe, war an der Theke kein Platz mehr, denn das Feierabendbier war eine Pflichtveranstaltung. Mit einem „Psst“ versuchte Fritz Wäsch immer die Lautstärke im Gastraum herunter zu drücken.

Und noch etwas gab es zu seiner Zeit: Bierwärmer. Das waren kleine Metallröhrchen mit einem Deckel, in die heißes Wasser gefüllt wurde. An ihnen befand sich ein Henkel, mit dem der Bierwärmer in das oft kalte Bier gehangen wurde. Besonders Senioren machten davon Gebrauch.

Nach dem Tod von Fritz Wäsch übernahmen im Jahr 1980 die Eheleute Angelika und Karl-Heinz (Heiner) Nagel die HO-Gaststätte Prignitzer Hof. Von morgens bis spätabends war die Kneipe voll und es gab viel zu tun. 1988 wandelte Heiner Nagel die Gaststätte um, er wurde Kommissionär und es wurde eine Kommissionsgaststätte des damaligen Konsums. Nach der Silvesterparty 1996 gaben die Eheleute Nagel dann die Gastronomie auf. Seitdem steht das Haus, zumindest die Gaststätte, leer.

Das ist auch deutlich zu sehen. Der obere Wohnbereich des Hauses wurde weiter genutzt, aber nach dem Tod von Heiner Nagel hat seine Frau Angelika später das Gebäude aufgegeben.

Eine Havelberger Baufirma hat nun im Auftrag der Wohnbau, die seit einiger Zeit zu den Havelberger Stadtwerken gehört, bereits die Abriss­arbeiten auf dem Hofgelände abgeschlossen. „Mit dem Abriss der alten Stallungen haben wir gleich zwei Probleme mit einmal gelöst, denn das benachbarte große Wohnhaus, die 17, gehört auch zur Wohnbau und hat den ,kleinsten Hof Deutschlands‘. Nun haben wir zehn Stellplätze für beide Häuser, einen Stellplatz für Mülltonnen und Fahrräder, einen Platz für Wäschespinnen und es bleibt auch noch etwas übrig für Grünflächen“, erläutert der Abteilungsleiter Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Gerd Schulz.

Von der großen Scheune, die auf dem Hof parallel zum Stadtgraben stand, hat man einen Teil des unteren Mauerwerkes stehen lassen. „Somit haben wir gleich eine Einfriedung und erhalten noch ein Stück Erinnerung an das alte Gebäude“, so der Havelberger Architekt und Bauplaner Michael Wege.

„Der Großteil der Arbeiten wird von der Hofseite aus passieren, um in der Steinstraße nichts zu behindern. Für die Dach- und Fassadenarbeiten müssen wir natürlich ein Baugerüst aufstellen lassen“, fügte er an. Aus der ehemaligen Kneipe soll ein modernes Wohnhaus werden. Fünf Wohnungen – Zwei- und Dreiraumwohnungen –, alle mit Balkon oder Terrasse und mit Blick auf den Havelberger Dom.

Zur kompletten Sanierung gehören der Einbau von thermoverglasten Holzfenstern und neuen Türen, eine hochmoderne Gas-Brennwertheizung, ein Gemeinschaftstrockenraum auf dem Dachboden und einiges mehr. Die Arbeiten, die mit der Denkmalbehörde abgestimmt wurden, werden überwiegend von regionalen Firmen ausgeführt. Die letzten Abrissarbeiten, ein alter Anbau muss noch weg, und Arbeiten im Haus, hier werden nach der Statikprüfung Wände abgerissen, sind noch für dieses Jahr vorgesehen. „Zum Jahresende 2019 sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein. Die Komplettsanierung kostet etwa 1,2 Millionen Euro“, informiert Gerd Schulz.