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Probebelastungen Boden kann neue Bauwerke tragen

Ein Konstrukt versperrte kürzlich die Straße von Hohengöhren zum Damm. Vorm Brückenbau wurde die Tragfähigkeit des Bodens ermittelt.

Von Ingo Freihorst 30.07.2016, 01:01

Hohengören l Wie viele Bereiche des Elbe-Havel-Landes war auch die von Hohengöhren zum Damm führende Straße im Sommer 2013 vom Deichbruchwasser aus Fischbeck überflutet gewesen. Jetzt wird die Ortsverbindung saniert, neben der Fahrbahn müssen auch alle drei Brücken erneuert werden. Seit kurzem ist die Straße gesperrt, denn an den Brücken erfolgten Probebohrungen – dicke Betonpfeiler standen seitdem mitten auf der Fahrbahn.

Diese Probebohrungen machten sich nötig, da der Aufbau des Untergrundes hier unbekannt ist. Die Bauleute gingen deshalb vorm Brückenbau auf Nummer sicher und ließen an allen drei Bauobjekten statische Probebelastungen durchführen.

Mit den Messungen wurde eine Spezialfirma aus Seevetal bei Hamburg beauftragt, welche europaweit tätig ist. Das Prüfobjekt – den Betonstempel – fertigte vorab die Baufirma, einen an jeder Brücke. Dieser Klotz wurde über mehrere Stunden mit einer Kraft von etwa 375 Kilo-Newton belastet, was umgerechnet etwa 40 Tonnen Gewicht entspricht. Diese Last müssen nämlich später die Bohrpfähle auch tragen.

Um das nötige Gegengewicht zu erhalten, wurde ein 18 Tonnen schwerer Stahlträger über dem Betonklotz aufgestellt und verankert. Dazwischen kam ein Hydraulikstempel, welcher Druck auf den Beton ausübte – dieses Gerät kostet um die 5000 Euro. An der Hydraulikpumpe konnte dieser Druck noch etwas justiert werden.

Auf einem Holzgerüst neben dem Betonklotz hatte Bauingenieur Thomas Nastalny vorher seine teuren Prüfinstrumente platziert: Die Sensoren der induktiven Wegaufnehmer messen Veränderungen von tausendstel Millimeter. Würde der Klotz nur um diesen winzigen Wert ins Erdreich gedrückt, hätten sie es angezeigt. Gemessen wurden nicht nur die vertikalen, sondern auch die horizontalen Veränderungen. Drei vertikale und zwei horizontale Messuhren waren angebracht, von diesen wurde dann ein Mittelwert gebildet.Auch an den beiden seitlichen Trägern des Stahlträgers wurden die Veränderungen gemessen, hier ging es allerdings um eine mögliche Hebung.

Für jede Brücke wurde ein Arbeitstag benötigt, inzwischen liegen die Ergebnisse auch dem Bauamt vor: Die Bohrpfähle können so wie vom Planer berechnet in die Erde gebracht werden, der Untergrund ist also ausreichend tragfähig.

Für künftige Bauvorhaben in der Nähe bräuchten solche aufwendigen Untersuchungen nicht nochmals stattfinden: Die Firma bietet als Service an, die gemessenen Werte auch anderen Bauherren zu übermitteln. Denn erfahrungsgemäß ist der Untergrund in der umliegenden Region ähnlich aufgebaut.

Übrigens kann die wegen der Bauarbeiten ohnehin gesperrte Straße nun auch nicht mehr heimlich befahren werden: Die Fahrbahn wurde komplett abgefräst und an den Brücken grober Splitt aufgetragen – hier kommen jetzt nur noch Geländewagen durch.