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Reformation Werke aus fünf Jahrhunderten

Am 31. Oktober wird bundesweit der Reformationstag gefeiert. In Havelberg endet die Predigtreihe und es gibt ein festliches Konzert.

Von Andrea Schröder 25.10.2017, 01:01

Havelberg l 500 Jahre Reformation werden am Dienstag, 31. Oktober, in Havelberg mit einem feierlichen Konzert im Paradiessaal am Dom gewürdigt. Es erklingen Werke aus fünf Jahrhunderten, die das Havelberger Vokalensemble gemeinsam mit einem Kammerorchester und dem Jugendchor der Evangelischen Gemeinde aufführt. Thematisch ist dieses Konzert unter der Leitung von Domkantor Matthias Bensch auf fünf Säulen aufgebaut.

„Da pacem domine“ – Gib uns Frieden, Herr. Ein für die Reformation extrem wichtiges Thema, da sie letztendlich der Auslöser des Dreißigjährigen Krieges war. Luther selbst hat die Antiphon aus dem 9. Jahrhundert ins Deutsche übersetzt und sie inhaltlich um einen wichtigen Aspekt ergänzt: die Gnade. Bei ihm heißt es „Verleih uns Frieden gnädiglich“. Die Zuhörer erleben neben der Gregorianik Kompositionen von Orlando di Lasso, Heinrich Schütz und Felix Mendelssohn Bartholdy.

„Ein feste Burg ist unser Gott“ – Doktor Martinus Luther schrieb Choräle, die bis heute zu den Klassikern im Evangelischen Gesangbuch zählen. Herb, urwüchsig und kunstvoll. Sie sind nicht, wie damals üblich, in Latein, sondern in deutscher Sprache verfasst, damit sie von allen Menschen verstanden werden. Über das bekannteste seiner Lieder hört das Publikum Kompositionen von Johann Walter, welcher ein guter Freund Luthers war und als der Urvater der protestantischen Kirchenmusik bezeichnet wird. Dazu gesellen sich eine Orgelfantasie von Johann Sebastian Bach sowie eine Motette von Georg ­Philipp Telemann. Der Jugendchor führt die Gloriamesse von Johannes Peter Michel auf. Diese beschwingte Jazzmesse für Chor und Klavier wechselt völlig unbeschwert zwischen den alten griechisch-lateinischen Messtexten und deren deutscher Übersetzung, berichtet der Domkantor.

„Alles was ihr tut, mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen Jesu.“ – Diesen zutiefst reformatorischen Gedanken aus dem Brief des Paulus an die Kolosser vertonte Dietrich Buxtehude im 17. Jahrhundert in seiner gleichnamigen Kantate, welche heutzutage die berühmteste Komposition der norddeutschen Barockmusik überhaupt ist.

Der bedeutendste Havelberger ist wohl Matthäus Ludecus. Er wurde vor genau 500 Jahren in Wilsnack geboren und vollzog als Domdechant die Reformation in Havelberg. Durch ihn sind eine Vielzahl geistlicher Gesänge überliefert, zum Beispiel der weltberühmte Quempas, der heute noch alljährlich in Sandau am Heiligen Abend aufgeführt wird. Die Männerschola des Vokalensembles wird beim Konzert im Paradiessaal am Reformationstag einige eher unbekannte Werke zu Gehör bringen.

„Lobet den Herrn, alle Heiden!“ – so lautet die Luther-Übersetzung des 117. Psalmes. Eigentlich handelt es sich hier bereits um eine theologische Auslegung, denn Luthers Übersetzung des Wortes gojim (Völker) mit „Heiden“ ist offensichtlich von der Heidenbekehrung des Paulus beeinflusst. Johann Sebastian Bach hat mit seiner grandiosen Motette einmal mehr sein Bestes gegeben. Das Vokalensemble wird von Gottes Gnade und Treue singen, die über unsere Welt in Ewigkeit waltet – eine wunderbare Botschaft, wie Matthias Bensch findet.

Die Konzertgäste dürfen sich auf ein reichhaltiges musikalisches Programm zum Reformationstag freuen. Beginn ist um 17 Uhr, Einlass ab zirka 16.30 Uhr. Karten zum Preis von 15 Euro (ermäßigt 10 Euro) gibt es im Paradiessaal am Dom, Telefon 01522/7661989, sowie an der Abendkasse. Für Kinder unter 16 Jahren ist der Eintritt frei.